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275 - Licht und Schatten

275 - Licht und Schatten

Titel: 275 - Licht und Schatten
Autoren: Jo Zybell
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kurzem Auftauchen zum Luftholen zwischendurch - unter Wasser. Dann hatte Matt entschieden, an Land das weitere Vorgehen zu besprechen.
    Grao hatte wieder seine Echsengestalt angenommen und kam ans Ufer. »Es ist so durchsichtig wie die Schattengestalten«, knurrte er. »Ich glaube nicht, dass wir einen Angriffspunkt finden werden.«
    »Was das Schiff angeht, hast du wahrscheinlich recht«, gab Matt zu. »Aber was ist mit dem Steinwesen selbst?«
    »Jedenfalls wissen wir jetzt, wo es sich befindet: am Bug«, sagte Aruula. »Es sieht aus, wie Bartolomé es beschrieben hat: ein Bernsteinklumpen mit einer faustgroßen, rot pulsierenden Mitte… unheimlich.«
    »Als wäre es mit dem Kiel verschmolzen«, fügte Matt hinzu.
    Grao'sil'aana trat zu ihnen. Er hatte das Langschwert des Jungkriegers aufgehoben. Nun rammte er es neben sie in den Sand. »Was sind das für Zeichen im Bernstein?«, fragte er.
    Auch Matt hatte sie gesehen - und als Einziger erkannt. Er schauderte, als er es sich vor Augen führte: »Reichsadler und Hakenkreuz. Das ist eine Prägung, wie sie in den Vierzigerjahren des zwanzigsten Jahrhunderts benutzt wurde. Von einer Diktatur, die damals die ganze Welt mit Krieg überzogen hat. Man nannte sie Nationalsozialisten oder kurz ›Nazis‹.«
    Grao fürchte die Schuppenstirn. »Sagtest du nicht, die Schatten kämen aus einer noch früheren Epoche?«
    »Aus dem fünfzehnten oder sechzehnten Jahrhundert, richtig«, antwortete Matt. »Ich vermute, die Prägung klassifiziert das Steinwesen als Fundstück. Der Diktator war angeblich verrückt nach übersinnlichen Dingen. Vielleicht haben die Nazis den Brocken gefunden und…« Er stockte, als ihm die Zusammenhänge klarer wurden. »Genau! Das wäre eine Möglichkeit, wie das Wesen in den Zeitstrahl geraten ist: Die Nazis müssen es in einem Flugzeug transportiert haben, das in den Strahl geraten ist.«
    »Und das Schiff?«, fragte Grao spöttisch. »Ist das auch geflogen?«
    »So könnte man es fast nennen«, meldete sich Aruula zu Wort. »Ich habe in Bartolomés Gedanken gesehen, wie es zu dem Unglück kam: Eine gigantische Welle hat das Schiff erfasst, mit sich gerissen und in den Strahl geschleudert.«
    »Interessant«, sagte Grao'sil'aana missmutig. »Aber das hilft uns jetzt nicht weiter. Die Frage ist doch: Wie können wir den Stein zerstören?«
    Aruula schien plötzlich etwas wahrzunehmen. Sie wandte den Kopf, sah zu den Dünen hin. Ein Ruck ging durch ihren Körper.
    Matt und Grao folgten ihrem Blick und zuckten ebenfalls zusammen.
    Die verschwommenen Umrisse eines Mannes in schwarzer Kutte waren oben auf dem Dünenkamm erschienen. Sie bewegten sich nicht. Der Schatten schien auf sie herunter zu blicken. Und obwohl sie ihn nie zuvor gesehen hatte, erkannte Aruula ihn sofort.
    »Ist er das?«, fragte Maddrax.
    »Ja«, flüsterte Aruula. Eine Gänsehaut nach der anderen rieselte ihr den Rücken und die Schultern hinunter. »Ja, das ist der Schattenmönch Bartolomé.«
    »Kannst du Kontakt zu ihm aufnehmen?« Als könnten laute Stimmen den Unheimlichen anlocken, flüsterte nun auch Matt.
    Aruula ging auf die Knie und beugte ihren Oberkörper tief über die Schenkel. Wie ein Algenteppich fiel ihr nasses Haar auf den Sand. Sie schloss die Augen und lauschte . Rasch gelang es ihr, seine Gedanken zu ertasten.
    Vater unser im Himmel, geheiligt werde dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe…
    »Er betet zu seinem Gott«, flüsterte sie. »Er hat Angst vor dem Tod. Er hat Angst vor dem Steinwesen.«
    Ein aberwitziger Gedanke durchzuckte Matt Drax.
    Nein, das konnte nicht gelingen… oder doch?
    »Grao!«, raunte er dem Daa'muren zu. »Hör mir jetzt genau zu, es ist wichtig! Kannst du die Gestalt eines hellhäutigen Menschen mit Schwanen… Witveerflügeln annehmen?«(Witveer (»Weißfeder«) sind mutierte afrikanische Schwäne)
    »Sicher. Aber fliegen kann ich damit nicht. Dazu müssten es -«
    »Es geht mir nicht ums Fliegen!«, unterbrach ihn Matt. »Es müssen nur gut sichtbare Flügel sein. Wenn du das schaffst, mach es! Schnell!« Er kniete sich neben Aruula, legte ihr eine Hand auf die Schulter und beugte sich zu ihrem Kopf hinab. »Versuch Bartolomé eine Botschaft zu übermitteln. Sag ihm, ein Engel des Herrn wäre gekommen, um gegen den Teufel zu kämpfen. Er soll uns mit seinem Wissen unterstützen. Ach ja - und sag ihm, zwei Heilige würden den Engel begleiten.« Erst ein Gott, jetzt ein Heiliger , dachte er unbehaglich. In der
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