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275 - Licht und Schatten

275 - Licht und Schatten

Titel: 275 - Licht und Schatten
Autoren: Jo Zybell
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jetzt aus Stein, und Tumaara griff hinter sich und zog ihr Schwert aus der Rückenscheide. Die Menschen hinter ihnen redeten panisch durcheinander und behinderten sich gegenseitig, als Bewegung in sie kam.
    Bahafaa stoppte vor der Marschkolonne. Lusaana blickte sie eindringlich an. »Bist du dir sicher?«
    Sie nickte. »Ein Hüne geht vorweg, ich habe ihn deutlich gesehen. Ihm folgt ein Mann in einer Rüstung.«
    Die Königin hatte sich gefangen. Sie wandte sich um. »Bleibt ruhig!«, erklang ihre feste Stimme. »Lauft weiter und versucht den Gangeinbruch zu überwinden. Wir halten hier die Stellung und verschaffen euch so viel Zeit wie möglich!«
    Es waren Worte, die die Menschen beruhigen und ihnen Hoffnung geben sollten. Bahafaa wusste, dass nichts und niemand die Schatten stoppen konnte. Dass sie hier sterben würde. Plötzlich erfüllte sie eine unirdisch kalte Ruhe.
    Vorbei , dachte Bahafaa, während sie ihr Kurzschwert zog, und: Leb wohl,Grao, Gefährte meiner glücklichsten Tage…
    ***
    Fischschwärme teilten sich, schwammen am Schiffsrumpf der Karavelle vorbei und vereinigten sich dahinter wieder. Bläschen perlten um das Siliziumwesen im Rumpf des Schiffes, kleine Wirbel bildeten sich, das Wasser wogte und strömte. Mutter , wie sich das Wesen selbst nannte, nachdem einer der Schatten es mit diesem Namen angesprochen hatte, registrierte all das kaum. Sie war in Gedanken bei dem Schatten Bartolomé de Quintanilla.
    Was befähigt ihn, sich gegen meinen Willen zu stellen? Er ist doch nur noch die Erinnerung an sein früheres Leben, ein Schemen seiner selbst. Ihm fehlt das, was die Menschen »Seele« nennen. Woher also nimmt er die Kraft für seinen Widerstand?
    Es muss sein Glauben sein , beantwortete sich Mutter die Frage selbst. Ihr rotes Herz, eingeschlossen in einen Klumpen Harz, pulsierte dabei. Ständig spricht er mit dieser »Jungfrau Maria«, dieser »Gottesmutter«. Aber sie ist nur ein Hirngespinst - wie kann sie da eine Gefahr für mich sein?
    Wie auch immer: Wenn der Schatten Bartolomé nicht von diesem Glauben abließ, würde sie etwas tun müssen, das sie bislang vermieden hatte: sich bewusst von einem Teil des Kollektivs zu trennen, Bartolomé zu vernichten. Dabei benötigte sie doch jeden Schatten, der die Lebensenergie der Menschen zu ihr brachte, und den siebendimensional schwingenden Glanz, der sie weitaus mehr sättigte. Vernichtete sie Bartolomé, amputierte sie sich selbst.
    Ich muss ihn genau sondieren. Ist er nicht mehr brauchbar für meine Zwecke, habe ich keine andere Wahl.
    Mutter richtete ihre Aufmerksamkeit erneut auf Bartolomé, der auf dem Weg zu ihr war, während die restlichen Schatten den flüchtenden Festungsbewohnern folgten. Da! Schon wieder sprach er im Geist mit dieser Jungfrau Maria.
    Das Siliziumwesen wollte ihn erneut zur Eile antreiben, da stutzte es - als plötzlich ein zweifacher Glanz hinter einer nahen Landzunge auftauchte und auf das Schiff zuhielt.
    Mutter erkannte ihre Nachlässigkeit. Sie hatte sich so auf den Schatten Bartolomé konzentriert, war so sehr von seinem Verhalten abgelenkt worden, dass sie nicht bemerkt hatte, wie sich die Glanzträger vom Rest der Gruppe entfernt hatten.
    Es war ein unförmiges Gebilde, das da auf sie zuhielt. Eine Art Fisch mit Auswüchsen aus dem langgestreckten Rücken - nein, die beiden Menschen ritten auf dem Tier. Ein Raubfisch, ohne Zweifel, denn die Fischschwärme wichen ihm weiträumig aus.
    Mutter konzentrierte sich jetzt ganz und gar auf das sich nähernde Trio. So prallvoll mit siebendimensionaler schwingender Strahlung waren die Menschen, dass sie schier platzte vor Verlangen. Und noch immer hielten sie auf die Karavelle zu.
    Sollte dies etwa ein Angriff sein?
    Nein, unmöglich , entschied Mutter . Es gab keine Waffe, die ihr gefährlich werden konnte.
    Oder doch?
    Bis jetzt war sich Mutter sicher gewesen, dass sie unangreifbar war, doch die Zielstrebigkeit, mit der die beiden Glanzträger auf dem Raubfisch näher ritten, hatte etwas Beunruhigendes. Es wäre besser, sich abzusichern.
    Und vor allem: Sie brauchte einen Schatten, der die siebendimensionale Schwingung, den Glanz aus den beiden Menschen saugte und ins Kollektiv einspeiste! Ihr selbst würde das nur gelingen, wenn die Lebenden sie berührten - und das würden sie kaum aus freien Stücken tun.
    Das Problem war: Alle Schatten waren noch in der Festung; oder vielmehr in einem Tunnel, der unterirdisch von der Festung weg nach Norden führte. Der Einzige,
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