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272 - Dieser Hunger nach Leben

272 - Dieser Hunger nach Leben

Titel: 272 - Dieser Hunger nach Leben
Autoren: Christian Schwarz
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Geist.
    Als Heinrich Himmler und seine Schergen nach ungefähr einer halben Stunde den Raum betraten, fanden sie einen hilflos sabbernden und brabbelnden Idioten vor, der mit blutigen Händen immer wieder auf das Harzgebilde einschlug.
    Zwei SS-Männer packten Kraft und drehten ihm die Arme auf den Rücken. Oberkörper und Gesicht waren von Blutspritzern übersät. Der Reichsführer SS versuchte das Medium anzusprechen erntete aber nur wildes Augenrollen und ein irres Kichern.
    »Der ist hinüber«, sagte einer der Schergen.
    Himmler nickte. »Schade«, erwiderte er. »Ewig schade.« Kaltblütig erschoss er Kraft. »Wegbringen.«
    Dann blickte er nachdenklich auf der Stein. »Wer bist du? Du kannst Menschen also nicht nur versteinern, sondern sie auch zu Idioten machen. Mit deiner Macht könnten wir jeden Krieg gewinnen, uns vielleicht sogar die ganze Erde untertan machen. Es muss eine Möglichkeit geben, dich zu kontrollieren! Kraft als Medium hat versagt. Mit wem könnten wir es jetzt versuchen?«
    »Ich schlage von Traven vor, Reichsführer«, meldete sich einer der SS-Männer, die ihn begleiteten.
    Himmler sah ihn erstaunt an. »Sie meinen Professor Tassilo von Traven? Hm… ein guter Wissenschaftler, vielleicht sogar der beste, den wir haben. Allerdings auch ein Querkopf, der unsere Ideale nicht teilt. Aber die Idee ist gut, Holtz, sehr gut sogar. Wir werden uns von Traven schon gefügig machen. Wo wohnt der Kerl?«
    »Deutsch-Eylau im Landkreis Rosenberg, Westpreußen, Reichsführer. Ich komme auch von dort.«
    »Gut. Dann schicken wir dem Adelssöhnchen ein SS-Kommando und lassen ihn höflichst bitten. Sie organisieren das, Hauptsturmführer Holtz.«
    »Sehr wohl, Herr Reichsführer!«
    ***
    Ostsee, Januar 1945
    Der ungewollte mentale Ausbruch, der den Geist Paul Krafts zerstört hatte, kostete das ohnehin geschwächte Siliziumwesen weitere Energie, sodass es in Agonie fiel und zunächst nicht wieder daraus erwachte. So bekam Stein , wie Kraft es genannt hatte, nichts von seiner Odyssee mit, die es zunächst in das Haus von Travens führte.
    Bevor der Wissenschaftler den geheimnisvollen Fund aber untersuchen konnte, musste die adelige Familie vor den anrückenden Russen in Sicherheit gebracht werden. Durch die überstürzte Evakuierung blieb Stein auf dem Anwesen in Westpreußen zurück und wurde in der Folge von einem SS-Trupp unter dem Kommando von Hauptsturmführer Holtz geborgen. In eine Kiste verpackt und an Bord einer Junkers 52/3m gehievt, wollten die Männer Stein nach Bayern schaffen, wo sich von Traven jetzt aufhielt.
    Weit kamen sie allerdings nicht. Denn als die Maschine über der Ostsee war, raste plötzlich eine Art blau flirrender Säule, die bis in den Himmel ragte, auf sie zu: der Zeitstrahl der Hydree, der seit Urzeiten über die Gewässer der Erde wanderte.
    Die Pilotin versuchte dem seltsamen Phänomen auszuweichen, doch zu spät: Das Flugzeug tauchte in das unheimliche Phänomen ein. Und plötzlich war das blaue Flirren überall: um das Flugzeug, um die Menschen… und um Stein ! [1]
    Schlagartig kam das Siliziumwesen wieder zu sich. Im Bruchteil einer Nanosekunde erkannte es, dass siebendimensionale Schwingungen um es herum waren: die Tachyonen des Zeitstrahls. Nahrung in Hülle und Fülle! Die blau leuchtenden Teilchen durchdrangen mit ihrer Schwingungsfrequenz problemlos den Harzmantel und sättigten Stein , luden ihn gleichsam auf.
    Innerhalb kürzester Zeit war der Tachyonenanteil in seiner Substanz so hoch, dass das Siliziumwesen nun vollends auf die energetische Ebene des hydreeischen Zeitstrahls gehoben wurde. Dieser Übergang löste einen kurzen, räumlich begrenzten Schock im Raumzeitfeld aus - verbunden mit einem plötzlichen Verharrungszustand des dreidimensionalen Körpers, an den Stein nach wie vor gebunden war.
    Dadurch flog der Siliziumbrocken nicht mehr im Gleichklang mit der Junkers weiter. Er hinterließ einen kopfgroßen Kanal, der sich längs durch den Flugzeugrumpf zog, indem er sämtliche Wände - der Kiste sowie der davoneilenden Maschine - durchschlug und das Heck zerfetzte, als er hinten austrat.
    Stein schwebte innerhalb des blauen Flirrens. Er wusste nichts von Weite, denn er hatte sie nie erfahren. Und so bekam er nicht einmal eine leise Ahnung von der unendlich scheinenden Ausdehnung des Raumzeittunnels, durch den er haltlos trieb.
    Denn als der Siliziumbrocken aus der Ju gerissen worden war, war seine Eigengeschwindigkeit fast bis zum Stillstand abgebremst
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