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272 - Dieser Hunger nach Leben

272 - Dieser Hunger nach Leben

Titel: 272 - Dieser Hunger nach Leben
Autoren: Christian Schwarz
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Karavelle auf Beutezug entlang der Küste Dänemarks, das die Einheimischen »Daanmark« nannten, als Mutter unverhofft eine neue Tachyonenspur wahrnahm! Sie kam aus einer größeren Ansiedlung an der skandinavischen Küste. Die Kleinstadt besaß einen eigenen Hafen und so ließ Mutter die schwarze Karavelle dort hineinsteuern, blieb aber vorerst in der Mitte des Hafenbeckens liegen.
    Es war bereits Nacht, als der Kai sich endlich von Neugierigen geleert hatte. Die Schatten schwebten von der Karavelle herunter und stiegen gleich darauf auf die Mole. Auch Bartolomé de Quintanilla war dabei, denn die Kleinstadt versprach reiche Beute und Mutter wollte auf keinen ihrer Schatten verzichten.
    Ein Betrunkener mit schwarzem Spitzhut torkelte über die Promenade, sah die Schatten und ging auf sie zu, wohl in der Hoffnung, sie um etwas Schnaps zu bitten. Was er von ihnen bekam, war der Tod. Als der Betrunkene Garota an der Brust berührte, versteinerte er sofort.
    Seine Lebensenergie fiel dürftig aus, doch ganz in der Nähe nahmen die Schatten Tachyonenglanz wahr - hinter einigen Fässern, die abseits auf der Mole standen. Die Schatten schwebten darauf zu!
     
    Hinter den Fässern verbarg sich Sepp Nüssli, ein alter Bekannter von Matthew Drax und Aruula und deswegen ebenfalls mit Tachyonenspuren behaftet! Der kleinwüchsige Schweizer wollte hier in Smörebröd bei einer Piratenmannschaft anheuern, um seiner neuen Flamme Blondyne nahe zu sein.(Das dramatische Abenteuer um Sepp Nüssli und die Schatten kann in MX 266: »Das Todesschiff« nachgelesen werden.) Eine der Aufgaben, die ihm Kapitän Rotbaad gestellt hatte, war diese: »Der Prüfling muss seine Fingerfertigkeit beweisen, indem er sich bei Nacht und Nebel an Bord eines ankernden Schiffes schleicht und dem Zahlmeister die Kasse stiehlt.«
    Sepp Nüssli war nicht wirklich glücklich darüber, dass es ausgerechnet dieser düstere, wie ein Geisterschiff wirkende Kahn sein sollte - aber leider befand sich momentan außer dem Piratenschiff selbst kein weiteres im Hafen - und Rotbaad zu bestehlen hätte gewiss kein gutes Licht auf seinen Arbeitsvertrag geworfen.
    Als Sepp noch beobachtete, lösten sich plötzlich neun Schattengestalten vom Schiff! Er traute seinen Augen nicht: Die Typen gingen übers Wasser! Irgendetwas, so schloss er messerscharf, stimmte hier nicht!
    Und als dann der Betrunkene mit dem Spitzhut ihr erstes Opfer wurde, hielt es Sepp Nüssli nicht länger auf seinem Lauerposten. Der Mann aus Züri nahm die kurzen Beine in die Hand und rannte in Richtung Marktplatz.
    Die Schatten verfolgten ihn. Auf ihrem Weg versteinerten sie zahlreiche Smörebröder, während sie selbst immer körperlicher zu werden schienen. Mit Blondyne, die er in einer Schänke aufgabelte, deren Gäste kurze Zeit später allesamt ein Opfer der Schatten wurden, flüchtete Nüssli weiter. Einer Eingebung folgend setzten die beiden kleinwüchsigen Gefährten ihren Weg durch die übelriechende Kanalisation fort und schienen die unheimlichen Verfolger damit tatsächlich abgeschüttelt zu haben.
    Sie tasteten sich in absoluter Dunkelheit langsam vorwärts. Der Abwasserkanal führte hinab zum Hafen. Wo Sepp und Blondyne feststellen mussten, dass sie noch keinesfalls in Sicherheit waren!
    Die schwarze Karavelle erschien Sepp nun viel deutlicher sichtbar und nicht mehr so durchscheinend wie zuvor. Ob es daran lag, dass die schattenhaften Gestalten an Bord zurückgekehrt waren?
    Wie auch immer: Kaum waren er und Blondyne wieder an der Mole erschienen, setzte sich das Schiff in Bewegung und fuhr auf sie zu! Offenbar hatte man sie trotz der Dunkelheit bemerkt! Sepp nahm an, dass es an dem Gestank lag, den sie sich in der Kanalisation zugelegt hatten.
    Im Bemühen, eine Neuauflage der Verfolgungsjagd zu vermeiden, gelang Sepp Nüssli ein Geniestreich: Da er gesehen hatte, dass die Schattengestalten nicht einsanken, versteckte er sich mit Blondyne unter Wasser! Mit Hilfe einer Wanne, in der er eigentlich zum Schiff hatte übersetzen wollen, und einem Fass Pökelfleisch, das sie hinab zog, verbrachten sie die nächste halbe Stunde am Grund des Hafenbeckens.
    Der Rumpf der Karavelle glitt über sie hinweg, und als Sepp unter der Wanne vortauchte und nach oben sah, konnte er einen rot glühenden Stein im Kiel erkennen. Ein von Bernstein umhüllter Brocken, in den irgendwer eine Gravur gestanzt hatte:
     
    GEHEIME REICHSSACHE
    MYSTERIUM NO. 471
    FUNDORT: RAFFINERIE BATUMI,
    RUMÄNIEN
    EIGENTÜMER:
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