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272 - Dieser Hunger nach Leben

272 - Dieser Hunger nach Leben

Titel: 272 - Dieser Hunger nach Leben
Autoren: Christian Schwarz
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lückenhaft und größtenteils unlogisch. So konnte es auch nicht nachvollziehen, dass Matthew Drax und Aruula nach einem Monat vergeblicher Suche Mitte Januar 2526 von der Tachyonenortung der marsianischen Mondfähre gescannt und an Bord genommen worden war.
    Damit retteten die Marsianer der schwer erkrankten Aruula das Leben, und der verzweifelte Matt sah ein, dass ihn das blinde Herumirren nicht weiterbrachte. Es war besser, die Hilfe einer hochtechnisierten Gruppe in Anspruch zu nehmen. Wenn überhaupt jemand die ebenfalls mit Tachyonen behaftete Ann finden konnte, dann der Scanner der Marsianer!
    Zunächst flogen Matt und Aruula mit zur Mondbasis und entfernten sich so aus Mutters Wahrnehmung. Und da sie in der weiteren Folge zum Mars aufbrachen, während ein Rettungsteam die Suche nach Ann fortsetzte, kehrte das Tachyonenecho auch für lange Zeit nicht zurück.
    So kreuzte die schwarze Karavelle die nächsten Wochen an den Küsten Britanniens, Irlands, Islands und Europas und stillte ihren Hunger nach menschlichen Seelen.
    Der Schatten Bartolomé machte Mutter immer größere Sorgen. Nach einer zwischenzeitlichen Anpassung war seine Aufsässigkeit nun größer denn je. Selbst Higuemota schaffte es durch ihre Überredungskünste kaum noch, dass er Lebensenergie assimilierte.
    Einige Wochen später, im Februar 2526, kehrte das Shuttle der Marsianer vom Mond zurück und nahm die Suche nach Ann auf. Dabei erfasste die Fernortung des Tachyonenscanners in der nördlichen Alanta-See die schwarze Karavelle, denn natürlich stellte das Kollektiv die größte aller Ansammlungen siebendimensionaler Strahlung dar.
    Das Raumschiff näherte sich vorsichtig, um diese bemerkenswerte Tachyonenkonzentration näher zu untersuchen. Die Besatzung stellte verwundert fest, dass es sich um eine uralte, halbstoffliche Karavelle handelte. Ein Geisterschiff?
    Mutter , die ebenfalls Tachyonen an Bord des Raumschiffs witterte - einige der Besatzungsmitglieder waren mit Matt Drax in Kontakt gekommen -, wollte sich diese Beute nicht entgehen lassen.
    Das Siliziumwesen beschleunigte urplötzlich die Karavelle und schaffte es so, dass sie durch den hinteren Teil des Shuttles glitt. Dieses Mal war Alfonso Eduardo Derdugo Alvarez von Mutter zum Energietransfer bestimmt worden. Er wechselte in das fremde Schiff über, in dem Mutter vier Menschen geortet hatte.
    Dann aber erfuhr Mutter aus den Gesprächen der Menschen, dass sie das Schiff zu ihrer Basis steuern wollten, und sie hielt Alvarez zurück. Er sollte dann erst zuschlagen, wenn diese Basis erreicht war, und die Lebenskraft aller Menschen dort assimilieren. Die Karavelle würde ihm folgen und ihn später wieder an Bord nehmen. So verbarg sich der Schatten, wartete ab…
    ... und landete auf dem Mond.
    Mutter hatte nicht voraussehen können, dass es sich bei dem seltsamen Schiff um ein Raumschiff handelte, das sich rasend schnell von der Erde entfernen würde.
    Auch für Alvarez selbst kam die Erkenntnis, nicht mehr auf der Erde zu weilen, erst viel später. Bis dahin hatte er seine Aufgabe erfüllt und zuerst kurz nach der Ankunft die Crew des Shuttles versteinert - und später dann die restliche Besatzung der Mondstation. Das geschah so rasch, dass die Marsianer keine Nachricht mehr an ihre Heimat schicken konnten. Der Kontakt zum Mars brach ab.
    Nachdem Alvarez die Seelen aller Menschen in sich aufgenommen hatte, war er so körperlich geworden, dass er die Wände der Station nicht mehr durchfließen konnte; er musste die Schleusenräder betätigen, um ins Freie zu gelangen.
    Als Schatten benötigte er keinen Sauerstoff zum Atmen. Er trat auf den Mond hinaus und sah sich um. Als er die Erde über dem Horizont aufgehen sah, dämmerte ihm, was geschehen war. Eine Rückkehr zum Kollektiv war nicht mehr möglich. Zumindest so lange nicht, bis ein neues Schiff hier anlanden würde und er sich an Bord schleichen konnte.
    Darauf wartete er nun. Erst gelassen, dann ungeduldig, schließlich voll ungewisser Furcht.
    Zuerst war er von Lebensenergie gesättigt - doch je länger er durch die öde Mondlandschaft wanderte, desto größer wurde wieder der Hunger! Es schien noch immer ein Band zu Mutter zu existieren, über das die Energie langsam und schleichend abgezogen wurde. Wie lange konnte er hier noch ausharren, ohne zu vergehen…?
    ***
    Geschichte des Mörders Alfonso Eduardo Derdugo Alvarez
    Als ich im Jahre des Herrn 1498 mit den Conquistadores als einer der ihren in die Neue Welt segelte,
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