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272 - Dieser Hunger nach Leben

272 - Dieser Hunger nach Leben

Titel: 272 - Dieser Hunger nach Leben
Autoren: Christian Schwarz
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Bartolomés überrascht worden war. Niemals hätte sie es für möglich gehalten, dass einer der Schatten genug eigenen Willen entwickeln könnte, um sich von ihr abzuwenden. Und doch war es geschehen! Hinzu kam, dass Bartolomé den Tachyonenglanz in sich trug, den sie so dringend benötigte. Er musste unter allen Umständen wieder eingefangen werden!
    Doch gerade weil der Schatten die meiste Energie von allen aufgenommen hatte und somit am kräftigsten und ausdauerndsten war, währte es Stunden, bis die anderen ihn eingeholt und in ihre Mitte genommen hatten. Sie brachten ihn zur Küste, wo die schwarze Karavelle schon auf sie wartete.
     
    So rettete eine gestaltgewordene Blaupause aus dem Zeitstrahl Matthew Drax ungewollt vor dem Schicksal, versteinert zu werden. Tatsächlich war Matt schon lange vor Sonnenaufgang aus einem schlimmen Albtraum erwacht; er hatte zusehen müssen, wie Ann an einem Abgrund stehend von einer Monsterwelle in die Tiefe gerissen worden war.
    Zutiefst beunruhigt, hatte er sich entschlossen, ohne Aruula zum Dorf zu gehen, um zu schauen, ob alles in Ordnung war. Fand er alles friedlich vor, würde er zurück sein, noch bevor Aruula aus ihrem Schlaf erwachte.
    Doch Matt fand das Grauen vor. Alle, die gestern noch lebendig und munter gewesen waren, waren nun zu Stein erstarrt. Er fand Pieroo und Jenny und der Schmerz zerriss ihm fast das Herz.
    Inzwischen war auch Aruula erwacht. Ihr Lauschsinn sprach auf die nahe Bedrohung an, ließ schwarze, nebelhafte Tentakel in ihren Träumen auftauchen. Als sie mit einem Schrei auffuhr, fand sie Maddrax' Lager leer! Die mentalen Schwingungen von Verderben und Tod, die sie auch jetzt noch empfing, ließen sie fast in Panik verfallen. Mit gezogenem Schwert sprang sie aus dem Rundzelt.
    »Maddrax!«
    Dicke Schneeflocken wirbelten über Land und Meer. Aruula sah die tentakelgleichen Schwaden schwarzen Nebels nicht mehr, aber sie spürte sie nach wie vor mit allen Sinnen. Irgendwo dort draußen lauerten sie, auch wenn das Schneetreiben ihr jegliche Sicht verwehrte.
    Von Grauen gepackt hetzte Aruula los. Sie hoffte ihren Gefährten dort zu finden, wo sie ihn vermutete: im Dorf. Die bange Frage war nur: lebendig oder zu Stein erstarrt?
     
    Als die Sonne bereits fast im Zenit stand, kämpften sich die Schatten, voll mit blauem Glanz und Lebensenergie, an einem anderen Abschnitt der Küste durch die Brandung zur Karavelle zurück. Higuemota musste Bartolomé mit sich ziehen, denn er kam nur äußerst widerstrebend mit. Als die Schatten die Energie an Mutter abgegeben hatten, wendete sie die schwarze Karavelle, um zu dem Dorf zurückzukehren. Dort wartete der letzte Energieschub auf das Siliziumwesen, den es noch brauchte, um wieder körperlich zu werden.
    Doch als sie die Hälfte der Strecke zurückgelegt hatten, bemerkte Mutter , dass sich der leuchtende Glanz von der Küste weg ins Landesinnere bewegte! Kam sie denn wieder zu spät? Verzweifelt steigerte sie das Tempo des Schiffes. Doch als es die Steilküste erreichte, hatte sich der zweite leuchtende Glanz bereits zu weit entfernt, um noch die Schatten nach ihm auszuschicken.
    Mutter war verwirrt. Sie musste nachdenken. War es möglich, dass der Tachyonenträger ihr Kommen spürte und sich so vor ihr in Sicherheit bringen konnte? Mutter forschte über ihre eigenen Gedankenmodelle in den Erinnerungen der Schatten, kam aber schließlich zu dem Ergebnis, dass es sich um puren Zufall handeln musste.
    Und das bedeutete, dass sie beim nächsten Mal vielleicht mehr Glück haben würde. Sie würde dem Glanz weiter folgen, so lange, bis sie ihn assimilieren konnte…
    ***
    Irische See, Januar 2526
    Fast vier Wochen lang hatte Mutter die schwarze Karavelle in Küstennähe Irlands segeln lassen. Über vierhundert Menschen hatten dabei ihre Lebensenergie verloren. Doch Mutters Trachten galt nach wie vor dem leuchtenden Glanz, der sich kreuz und quer über die grüne, jetzt aber ziemlich zugeschneite Insel bewegte, allerdings nie in Reichweite der Schatten.
    Sie wusste aber, dass der Glanz, wenn er die Insel wieder verlassen wollte, auf das Wasser musste. Und dieses Mal wollte sie mit ihren Schatten zur Stelle sein. Umso größer war der Schock, als sich der Glanz plötzlich steil nach oben entfernte und sie ihn von einem Moment auf den anderen nicht mehr wahrnehmen konnte.
    Das Siliziumwesen hatte keine Vorstellung von Weltraum und anderen Himmelskörpern, und was sie in den Gedanken der Schatten darüber fand, war
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