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272 - Dieser Hunger nach Leben

272 - Dieser Hunger nach Leben

Titel: 272 - Dieser Hunger nach Leben
Autoren: Christian Schwarz
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postapokalyptische Epoche gelangt war. Jed hatte in Erfahrung gebracht, dass die beiden samt Jennys Begleiter Pieroo in einem kleinen Dorf namens Corkaich direkt an der irischen Ostküste untergekommen waren.
    Dorthin zog es Matt nun, und Aruula begleitete ihn. Sobald er sich davon überzeugt hatte, dass es den beiden gut ging, so Matts Versprechen, würden sie nach Schottland zurückkehren und Jeds Angebot annehmen, um endlich sesshaft zu werden.
    Mit einem Katamaran segelten sie die irische Küste entlang. Es war am späten Nachmittag, als Matt glaubte, durch sein Fernglas Pieroo oben auf einem steilen Klippenfelsen auszumachen. War dies die Stelle, an der Corkaich lag?
    Sie mussten die letzte Etappe auf den nächsten Tag verschieben, denn hier konnten sie nicht anlanden, und die Suche nach einer geeigneten Stelle führte sie ein ganzes Stück weiter nach Süden. Endlich fanden sie eine Kiesbucht und gingen an Land, sicher eine Stunde Fußmarsch von Corkaich entfernt. Es war eisig kalt, es wurde dunkel, und erste Schneeflocken schwebten vom Himmel. Aruula überzeugte ihren Gefährten davon, in dem Rundzelt, das sie bei sich führten, an geschützter Stelle zu übernachten und erst am nächsten Morgen nach Corkaich aufzubrechen.
    Matt brachte in der Vorfreude darüber, am nächsten Tag endlich Jenny und Ann wiederzusehen, keinen Bissen hinunter. Hätte er geahnt, was zur selben Zeit geschah, wäre er sofort losgerannt, um Corkaich zu erreichen. Denn als er und Aruula sich für die Nacht einrichteten, näherte sich das Verhängnis in Gestalt einer schwarzen Karavelle von Norden.
    Die Schatten hatten keine Probleme, trotz der rauen See beim Dorf anzulanden. Ihr Schiff scherte sich nicht um die Naturgesetze.
     
    Der ehemalige Bunkermajor Robin Fletscher stand an einem Waldhang und wurde zufällig Zeuge der Ankunft der geisterhaften Karavelle. Denn sein eigentliches Interesse galt Corkaich. Fletscher, der Jenny Jensen seit Jahren liebte und verehrte, aber nicht von ihr erhört wurde, hauste in einem Waldstück nahe Corkaich und beschränkte sich notgedrungen darauf, seine Göttin aus der Ferne zu beobachten.
    Fletscher war eine ungepflegte, hagere Erscheinung, deren Verstand sich nach langer Krankheit verwirrt hatte, aber er hätte Jenny niemals etwas angetan - eher schon diesem Mistkerl Pieroo, der das genießen durfte, was ihm verwehrt blieb. Aber auch dazu hatte sich Robin Fletscher bisher nicht entschließen können. Denn irgendwann - das war seine felsenfeste Überzeugung - würde Jenny endlich einsehen, dass sie zu ihm gehörte und zu niemandem sonst.
    Angst vor dem unheimlichen Ding dort unten auf See kroch in dem Ex-Bunkermajor hoch. Angespannt beobachtete er im letzten Licht des Tages weiter.
    Die schwarze Karavelle stoppte vor der Klippe, auf der Corkaich erbaut worden war. Mehrere dunkle Gestalten sprangen von Bord - ja, wahrhaftig, sie ließen kein Beiboot hinab, sondern sprangen ins ufernahe Wasser - und überwanden traumhaft schnell die Strecke hinauf zum Dorf.
    Ein erschreckender Gedanke kroch in Robin Fletscher hoch: Waren das Piraten, die von der blonden Göttin aus Corkaich gehört hatten und sie nun kidnappen wollten? War Jenny in Gefahr? Das würde er niemals zulassen!
    Während die drei Schatten noch unterwegs waren, rannte Fletscher los. Er musste Jenny retten!
     
    Bartolomé de Quintanilla lief neben Higuemota über das aufgewühlte Wasser, auf dem weiße Schaumkronen tanzten und das sich donnernd an den Felsen brach. Sie sanken nicht in die Wellen ein, denn ihre Energie war nach der Fahrt um die schottische Küste beinahe verbraucht.
    Mutter meldete sich in den Köpfen der Schatten. Holt euch vor allem den blauen Glanz, der so viel stärker ist als die einfache Lebenskraft der Menschen! , ordnete sie an. Der Tachyonenträger darf diesmal nicht entkommen!
    »Komm, wir wollen die Ersten sein, mein Geliebter«, drängte Higuemota. »Mutter wird uns zugetan sein, wenn wir ihr den blauen Glanz bringen, der uns alle so sehr sättigt.«
    Der Mönch zögerte. Nicht zum ersten Mal. »Nein…«, flüsterte er.
    »Komm!« Die Taino nahm Bartolomé bei der Hand und zog ihn mit sich. Widerstrebend folgte er ihr.
    Wie schwarze Geister tauchten die Schatten aus dem Dämmerlicht und kamen über die ahnungslosen Menschen von Corkaich. Die Dorfbewohner konnten die Schemen in der Dämmerung zuerst gar nicht erkennen oder hielten sie für eine Sinnestäuschung. Bevor die ersten Schreie laut wurden, war das erste
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