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271 - Früchte des Zorns

271 - Früchte des Zorns

Titel: 271 - Früchte des Zorns
Autoren: Michael M. Thurner
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sobald sie euch in Gewahrsam genommen hatte.«
    Sie erreichten den Roten Salon. Lederbeutel, Kleidungsstücke und Reisesachen lagen unsortiert auf den Boden. Die Karabiiners hatten sich nicht die Mühe gemacht, all diese Dinge, die Matt und seinen Begleitern gehörten, aufzusammeln und zu verstauen.
    Auch der Kombacter lag da, achtlos weggeworfen. Matt nahm die Waffe an sich, wie auch andere Dinge, die ihm nützlich erschienen.
    »Sind deine Kumpane, dieser einarmige Söldner, die alte Frau und der Süchtige, denn tatsächlich während der ersten Unruhen ums Leben gekommen?«
    Hoorge senkte den Blick. Tonlos sagte er: »Sie sind Opfer. Märtyrer. Wir werden sie niemals vergessen.«
    »Ich hasse diesen Satz.« Sinnloser Zorn überkam Matt. Nur mit Mühe konnte er ihn zurückdrängen. »Ich möchte unter keinen Umständen, dass er auf Aruula angewendet werden muss.«
    »Wir tun unser Bestes.« Hoorge deutete aus dem Fenster. »Siehst du? Der Grau Prie ist noch im Gange. In einer Stunde ist er beendet, und der Sieger wird vor dem Kasino gefeiert. Zu diesem Zweck muss die Grazie samt Gefolge zurück an Land kommen. Sie werden durch den Tunnel gehen, dort den Göttern opfern und schließlich den Aufstieg über die Miraboos hoch zum Kasino nehmen.« Er nahm eine erloschene Fackel in die Hand und zeichnete mit Ruß eine einfache Karte auf den polierten Parkettboden. »Wir haben den Palast wie geplant in aller Stille eingenommen. Kein Außenstehender hat bislang erfahren, was hier vor sich gegangen ist. Um die Macht über Monacco aber vollends zu erringen, müssen wir den Maareschall und die Grazie ausschalten. Im Handstreich. Wir werden sie hier erwarten und überwältigen.« Er zeichnete ein Kreuz über die Darstellung des Tunnels.
    »Jolie besitzt außergewöhnliche Fähigkeiten«, gab Matt zu bedenken. »Ich war nicht in der Lage, mich gegen ihre Kräfte zu wehren.«
    Hoorge lächelte und zog einen Lederbeutel aus seiner Hosentasche. »Sagte ich schon, dass wir eine Geheimwaffe haben?« Er griff in den Beutel, holte eine Prise eines Pulvers hervor und schnupfte kräftig daran. »Mönchspfeffer. Der Samen eines getrockneten und zerstoßenen Gewächses, das uns für eine Weile gegen Jolies Kräfte unempfindlich machen wird.«
    Matt griff ebenfalls zu und beäugte das Pulver misstrauisch. »Und du bist dir sicher, dass dieses Zeugs hilft?«
    »Ist es denn den Versuch nicht wert?«
    Und ob es das war! Es ging um Aruula. Ihretwegen wäre er, nur mit einer rostigen Gabel bewaffnet, gegen ein ganzes Heer angegangen.
    ***
    Aruula saß und schwieg und aß von den Goldenen Früchten. Ihr Bauch blähte sich schon, doch es kümmerte sie nicht. Sie erfüllte jeden Wunsch ihrer Herrin und ignorierte tunlichst diese unbedeutende Stimme, die ganz weit unten in ihrem Bewusstsein saß und gegen ihre Lethargie protestierte.
    Irgendwann, am Ende des Tages - des zweiten oder des dritten, den sie an Bord des Schiffes verbracht hatte? - endete der Lärm am Ufer. Der Grau Prie war zu Ende, ein Sieger stand fest. Ein Triumphator, der von der Grazie gebührend empfangen und gefeiert werden musste.
    »Bringt uns zurück an Land!«, befahl Jolie. »Spannt den Sebezaan ein. Er soll mich zum Tunnel bringen. Lasst uns dieses unsägliche Dankesritual an diese blutlosen Götter so rasch wie möglich hinter uns bringen. - Aruula! Du weichst mir nicht von der Seite. Verstanden?«
    »Was immer Ihr wollt.« Sie stand auf, begab sich neben ihre Herrin. Sie roch deren liebliche, säuerliche Ausdünstungen und liebte die Fürstin dafür.
    Das Schiff setzte sich in Bewegung, von Sklavenhänden an den Rudern gelenkt. Bald erreichten sie das Ufer und wurden von Hochrufen der Monaccaner empfangen, die entlang der Rennstrecke standen. Zwei tote Fahrer wurden soeben von der Straße geschleppt. Ihre zerschundenen Leiber waren mit schmutzigen Tüchern abgedeckt worden. Kleine feiste Kinder, in feinstes Tuch gekleidet, hopsten um die Leichname herum und stritten sich um einen Ring, den sie einem der Toten vom Finger gezogen hatten.
    Diener zwängten die Grazie in ihr metallenes Gefährt. Es schwankte und sank tief in seinen Federn ein und setzte sich dann doch in Bewegung, von Jolies Sebezaan gezogen. Aruula blieb stets links hinter der Fürstin; sie konnte nicht anders. Im leichten Laufschritt ging es bergan, auf den dunklen Schlund einer Höhle zu.
    Der Tunnel , erinnerte sich der kleine, unabhängig gebliebene Teil in Aruula.
    Der Maareschall ging vorneweg. Er
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