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271 - Früchte des Zorns

271 - Früchte des Zorns

Titel: 271 - Früchte des Zorns
Autoren: Michael M. Thurner
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es wagten, in dieser Einöde zu siedeln, taten gut daran, jedermann zu misstrauen, der die Hilfe von Flugandronen beanspruchte. Matt hatte sich erzählen lassen, dass dies hier ein bevorzugtes »Jagdgebiet« von Sklavenhändlern war.
    Ein Fluss glitzerte silbern unter ihm. Er mäanderte durch das Land, um an einer zerstörten Wehr Dutzende Meter tief abzustürzen und dahinter einen fast kreisrunden dunklen See zu bilden. Die Stahlträger einer zum Skelett bloßgestellten Fabrikhalle ragten mahnend am Ufer auf. Tonnenschwere Betonklumpen, überwachsen und kaum noch als solche erkennbar, waren wie überdimensionierte Murmeln von weiter oben herabgerollt. Womöglich waren sie einstmals Bestandteil einer Brücke oder das Fundament einer Straße gewesen, die diesen Teil der Apenninen überwunden hatte.
    Rasch waren sie vorbei an den Ruinen, rasch wechselten die Eindrücke. Kaum blieb Matt Zeit, sich mit den vielfältigen Umwälzungen der großen Katastrophe vor über fünfhundert Jahren zu beschäftigen.
    Keine Zeit für Sentimentalitäten! , ermahnte er sich. Konzentrier dich auf die Aufgabe, die vor dir liegt: Die Lieferanten der mutierten Früchte ausfindig zu machen und ihnen Moss' Depesche zu übergeben.
    Als gespaltene Persönlichkeit hatte Moss, der Herrscher von Rooma, es selbst zu verantworten, dass die Mafia zu neuer Blüte gekommen war. [1] Matt schüttelte unwillkürlich den Kopf. Namen und Begrifflichkeiten mochten sich ändern; aus Monaco war Monacco geworden, aus Italien Ittalya, doch der Menschenschlag und die Strukturen in diesem uralten Kulturland waren dieselben geblieben - auch die des organisierten Verbrechens.
    Nun, da mit Aruulas Hilfe sein dunkler Bruder vernichtet war, wollte Moss die Lieferungen mutierter Früchte stoppen. Ihr Ursprung lag im ehemaligen Fürstentum Monaco. Die Meffia hatte einen hochprofitablen Handel mit dem Obst hochgezogen. Mit Androhung der Todesstrafe verbot Moss nun die Einfuhr.
    Ob das allein etwas nutzte, würde sich zeigen müssen. Matt und Aruula hatten es lediglich auf sich genommen, auf ihrem Weg zu den Dreizehn Inseln in Monacco Station zu machen und das Schreiben zu übergeben. Alles Weitere interessierte sie nicht.
    Ich habe die Suche nach Ann lange genug ausgesetzt , dachte Matt unbehaglich. Auch der Umweg über Aruulas Heimat hält uns weiter auf. Ihm brannten die Zeit und die Ungewissheit unter den Nägeln, seit der Kontakt zu der marsianischen Suchmannschaft abgerissen war. Irgendetwas musste in Irland passiert sein - und es galt herauszufinden, was. Würde er seine Tochter jemals wiedersehen, nachdem ihre Mutter Jenny und deren Lebensgefährte von den Schatten versteinert wurden?
    Matt löste sich mühsam aus seinen düsteren Gedanken und warf Manoloo einen Blick zu. Er wusste nicht, ob er lachen oder weinen sollte, wenn er an seinen Begleiter dachte. Der Bursche baggerte Aruula bei jeder sich bietenden Gelegenheit mit einer Aufdringlichkeit an, die an den machismo der früheren Papagalli gemahnte. Wenigstens verhielt er sich gegenüber Tumaara - der zweiten Frau in ihrer kleinen Gruppe, die hinter ihm im Sattel seiner Androne saß - gesittet. Vermutlich aber auch nur, weil er sich Aruula als Opfer auserkoren hatte.
    Stunden vergingen. Die Gegend änderte sich, das Land wurde flacher und grüner… und die Androne blieb so bockig und unberechenbar wie in den Morgenstunden, da sie gestartet waren. Im Norden wusste Matt die Po-Ebene, und dahinter falteten sich die ersten Ausläufer der Alpen hoch. Er vermutete, dass sie bald das Umfeld der ehemaligen Großstadt Genua erreichen würden.
    »Allmählich spüre ich meine Kehrseite nicht mehr«, beschwerte sich Aruula und drängte sich eng an ihn. »Außerdem wird es dunkel. Wir sollten uns einen Platz fürs Nachtlager suchen.«
    »Du hast recht«, sagte Matt. Er pfiff laut zwischen den Fingern. Manoloo, der über ein ausgezeichnetes Gehör verfügte, reagierte augenblicklich, zwang seine Androne in eine enge Kurve und kam so dicht wie möglich an Matts Tier heran. Tumaara, ehemalige Arenameisterin aus Rooma und wie Aruula eine Frau von den Dreizehn Inseln, hockte erschöpft vom langen Flug hinter dem Saaden.
    »Es reicht für heute!«, rief Matt Manoloo zu. »Wir gehen runter und suchen uns einen geeigneten Platz zum Übernachten.«
    »Nicht gut!«, antwortete der Jüngere, gegen den Wind anschreiend. »Dies ist wildes Land. In meiner Heimat erzählt man sich Geschichten über grässliche Gestalten, die hier hausen.
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