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271 - Früchte des Zorns

271 - Früchte des Zorns

Titel: 271 - Früchte des Zorns
Autoren: Michael M. Thurner
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entzündete mehrere Fackeln und verteilte sie an seine Leute; von den vielen Goldenen Früchten trunkene Karabiiners. Grob stießen sie das gemeine Volk beiseite, das ihnen ins Innere des Tunnels folgen wollte. Der Weg an der heiligen Opferstätte vorbei war an diesem Tag der Grimmigen Grazie und ihrem Hofstaat vorbehalten.
    Aruula nahm eine der Fackeln. Ihr Licht beleuchtete Jolies nur dürftig bedeckten Körper. Er war wunderschön, und er bebte unter jeder Bodenwelle, die das seltsame Gefährt überfuhr.
    Da war der Opferplatz: eine Nische, in der uralte Reliquien angehäuft worden waren. Teile von Fahrzeugen, meist in rot gehalten. Auffällig oft prangte ein gelb umrahmtes, springendes Tier, ähnlich einem Horsey, auf den heiligen Devotionalien.
    »Hebt mich gefälligst aus dem Fahrzeug!«, befahl die Grazie. »Schafft mein Gebetswerkzeug herbei: die Zündenden Kerzen sowie den Kolben-Reiber. Beginnt das Hohelied der Göttlichen Feinabstimmung zu singen. Bringen wir's hinter uns.«
    »Bringen wir's hinter uns«, hörte Aruula eine Stimme, die ihr vage bekannt vorkam. »Ganz meine Worte.«
    Mit lautem Geschrei stürzten mehrere Gestalten hinter den Heiligtümern hervor und fielen über die Karabiiners her.
    Und das zurückgedrängte Ich Aruulas begann mit einem Mal zu wachsen.
    ***
    Matt verzichtete auf den Einsatz des Kombacters. Zu porös und labil erschien ihm das von Salz zerfressene Mauerwerk, das über die Jahrhunderte wohl immer wieder ausgebessert worden war. Ein einziger Schuss mochte die Wände des Tunnels zum Einsturz bringen und sie alle unter sich begraben.
    Er führte ein Kurzschwert, das ihm Hoorge in die Hand gedrückt hatte. Mit der Breitseite drosch er nach links und rechts. Wie ein Rachegott kam er über die Karabiiners, von Sorge und Wut getrieben. Aruula stand neben dem Cinquecento-Gehäuse Jolies und blickte stumpf vor sich hin. Ihr Körper wirkte aufgedunsen und schlaff, ihre Bewegungen waren die einer Traumtänzerin.
    Je länger er sie beobachtete, desto größer wurde Matts Zorn. Seine Schläge hagelten auf die völlig überraschten Gegner nieder. Links von ihm wüteten Tumaara und Manoloo, rechts von ihm ein Dutzend der besten Kämpfer Hoorges.
    Die Karabiiners leisteten kaum Gegenwehr. Sie wirkten dröge und wie betäubt. Wie es Hoorge vorhergesagt hatte, waren sie vom übermäßigen Genuss der Goldenen Früchte in ihren Reaktionen und ihrer Willenskraft beeinträchtigt.
    Angstschreie. Das Klirren von Metall auf Metall. Das Gurgeln eines Sterbenden. Geräusche, die Matt viel zu oft gehört hatte. Doch heute, heute war alles anders. Er war bereit zu töten. Man hatte ihm Aruula genommen und sie - durch seine Schuld - so sehr gedemütigt, dass er jeden Gedanken daran so weit wie möglich verdrängte.
    Gefahr!
    Matt wich dem Schatten einer herabsausenden Waffe instinktiv aus, warf sich zur Seite. Funken sprühten auf, als unmittelbar neben ihm ein riesiges Beil den Steinboden zerteilte.
    Der Maareschall! Er war nicht ganz bei Sinnen, seine Reflexe waren sichtlich beeinträchtigt. Doch er hatte nichts von seiner Kraft verloren. Er teilte nach links und rechts aus, bevor er das Beil mit einem Ruck aus dem Boden löste und es neuerlich auf Matt herabsausen ließ.
    Der sprang zurück, prallte gegen das Chassis des Cinquecento. Er konnte den Geist der Grazie spüren. Sie hatte ihre Überraschung überwunden und machte sich nun daran, ihren lähmenden Einfluss auf die Angreifer auszuüben.
    Nicht jetzt! Nicht so knapp vor dem Sieg! Nur noch wenige Karabiiners waren auf den Beinen, und auch sie würden bald Hoorges Kämpfern zum Opfer fallen…
    Der Maareschall hatte im Eifer des Gefechts den oberen Teil seiner Maske verloren. Böse funkelnde Augen kamen darunter zum Vorschein. Eine tiefe Narbe zog sich quer über die rechte Gesichtshälfte. Er grinste Matt an. Er wusste, dass er die Oberhand behalten würde.
    Der Maareschall deutete einen seitlichen Hieb an, Matt reagierte mit einer Ausweichbewegung. Doch noch bevor er zum Gegenangriff übergehen konnte, hatte sein Gegner dem Riesenbeil ein drehendes Moment gegeben, das schier unmöglich erschien und nur durch die immense Stärke des Maareschalls im Ansatz erklärbar war.
    Alles geschah wie in Zeitlupe. Der Maareschall veränderte die Bewegung der gut und gern fünfzig Kilogramm schweren Waffe mit unglaublicher Leichtigkeit um neunzig Grad. Matt, in der Vorwärtsbewegung begriffen, würde direkt in den quer zu seinem Körper gezogenen Angriff
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