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271 - Früchte des Zorns

271 - Früchte des Zorns

Titel: 271 - Früchte des Zorns
Autoren: Michael M. Thurner
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körperlicher Umklammerung befreien zu können; doch kaum hatte er seine Rechte losgerissen und wollte sich auf den Söldner zur Linken stürzen, fühlte er sich neuerlich gefasst. Von einer Hand, deren Griff unmöglich zu lockern war.
    »Überrascht, mein Kleiner?«
    Matt blickte ins maskierte Antlitz des Maareschalls. Er sah eine riesige Faust auf sich zukommen - und dann war da nichts mehr.
    ***
    Matt kam mit brummendem Schädel zu sich. Es dauerte eine Weile, bis er sich in der Dunkelheit zurechtfand und die sich nur diffus abzeichnenden Schatten deuten konnte.
    »Auch wieder unter den Lebenden?«, fragte eine Stimme, die Matt vage bekannt vorkam.
    »Manoloo?«
    »Derselbe. Und Tumaara, wenn du es wissen möchtest.«
    Matt vermied jede allzu rasche Bewegung. Höllischer Schmerz pochte durch seine Schläfen, und er hatte das Gefühl, sich jetzt und jetzt übergeben zu müssen. »Wo sind wir?«
    »In einem Kellerloch unterhalb des Palastes. In Gesellschaft ganzer Heerscharen von Asseln und sonstigen Krabbeltieren.« Manoloos Stimme klang gleichgültig. So, als hätte er sich mit seiner derzeitigen Situation abgefunden.
    Allmählich kehrten Matts Erinnerungen zurück. Die Grazie… ihr Gelächter, ihr perfides Spiel… der Maareschall, ein fürchterlicher Fausthieb…
    »Und wo ist Aruula?« Er versuchte aufzustehen; vergebens. Schwere Metallklammern umfassten seine Handgelenke und fixierten ihn mit kurzen Ketten an der Wand hinter ihm.
    »Jolie hat sie mit sich genommen.«
    »Wohin?« Angst stieg in Matt hoch.
    »Auf ihr Schiff«, meldete sich erstmals Tumaara zu Wort. Auch sie blieb einsilbig.
    »Und weiter?«
    Pause. Matts Begleiter schwiegen. So, als wollten sie unter keinen Umständen weitersprechen.
    »Was ist mit ihr geschehen? Redet endlich!« Er zerrte mit aller Kraft an den Ketten, ignorierte den grässlichen Schmerz, bis er nicht mehr konnte. Atemlos sank er zu Boden, während weiße Sternchen vor seinen Augen explodierten.
    »Der Maareschall hat sie vor unseren Augen gemästet«, sagte Tumaara in die Stille. »Mit Goldenen Früchten. Hat sie so gefügig gemacht. Wir mussten zusehen, wie ihre Augen stumpf wurden und ihr Widerstand erlosch. Wie die Grazie sie betatschte…«
    »Und… danach?« Matt vermied es, sich die Szene bildlich vorzustellen, ersetzte sie durch Bilder aus einem alten Film, um ihnen den Schrecken zu nehmen. Prinzessin Leia und Jabba der Hutte.
    »Dann hat man sie von hier weggebracht. Jolie meinte, dass sie sich die Trainingsläufe und den Grau Prie von ihrer Jacht aus ansehen wollte. Die Karabiiners führten Aruula ab und sperrten uns hier unten ein. Der Maareschall ließ uns wissen, dass man sich nach dem Grau Prie um uns kümmern würde. Ganz besonders um dich.«
    Matt spürte, wie Tränen seine Wangen herabliefen und heiße Wut ihn erfüllte. Wut auch auf sich selbst. »Was haben wir falsch gemacht?«, fragte er tonlos. »Wie ist uns die Grazie auf die Spur gekommen?«
    »Spielt das denn noch eine Rolle?«, fragte Manoloo mit dieser erschreckend eintönigen Stimme. »Wir haben versagt.«
    Ich habe versagt .
    Die Worte brannten sich in Matts Kopf ein. Wurden zum Mantra. Zur sich ewig wiederholenden Erkenntnis, Schuld an Aruulas Unglück zu sein. Er und sein verfluchter Hochmut, zu glauben, es müsse alles gut ausgehen. Nur weil er bislang unglaubliches Glück gehabt hatte, alle Schrecken dieser Welt zu überleben.
    Doch das schien mit dem heutigen Tag vorbei zu sein…
    ***
    Sie wusste, wer und was sie war, und sie fühlte tief in sich so etwas wie Interesse an ihrer Situation. Doch ihre Gedanken waren stumpf. Sie ergaben keinen Sinn, und keinesfalls war sie in der Lage, ihr Tun zu steuern. So gerne wäre Aruula aufgestanden und hätte sich gewehrt, wie sie es immer getan hatte, wenn sie in Not geraten war.
    Doch diesmal war alles anders. Diese tief in ihr ruhenden Ideen von Widerstand und Gegenwehr wollten sich nicht steuern lassen. Sie würden tief in ihr weiter brodeln, aber niemals an die Oberfläche ihres Seins dringen. Aruula war in sich selbst gefangen.
    »Du bist einmalig, mein Täubchen«, hörte sie ihre Herrin gurren. »Selten zuvor hatte ich derart viel Spaß. Ich denke, dass ich dich noch eine Weile behalten werde. Achte gut auf dich, Aruula. Dann lebst du ein paar Tage länger.«
    »Ja.« Aruula sagte es, weil es von ihr erwartet wurde, und nicht, weil sie es so meinte.
    Ihr Blick war weg vom Ufer gerichtet. Hinaus aufs Meer, auf dem eine Unzahl von Schiffen und
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