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271 - Früchte des Zorns

271 - Früchte des Zorns

Titel: 271 - Früchte des Zorns
Autoren: Michael M. Thurner
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sie die Fesseln lösen, attackieren wir die Wächter.«
    Er redete Unsinn, und er wusste es. Niemals würde er einem der durch die Goldenen Früchte aufgeputschten Männer Widerstand leisten können. Jegliches Körpergefühl hatte ihn verlassen.
    Schritte und Schreie nahmen ein ungewöhnliches Ausmaß an. Waren denn die Söldner trunken vom Ausgang des Rennens? Ließ ihnen die Grazie derart viel Freiheit, dass sie singend und grölend durch den Palast taumeln durften?
    Unwahrscheinlich.
    Irgendetwas stimmte nicht.
    Ein gurgelndes Geräusch. So, als hätte soeben jemand seinen letzten Atemzug getan. Metall, das über Metall kratzte. Eine Reihe von Schlüsseln, die in ein Schloss gesteckt wurden, in dem Bemühen, den richtigen herauszufinden.
    Endlich schob sich die Kerkertüre laut quietschend auf; eine Fackel warf unregelmäßiges Licht auf die Wand gegenüber. Matt kniff die Augen zusammen und blinzelte gegen die unerwartete Helligkeit.
    »Endlich!«, hörte er die Stimme eines Mannes, mit dem er hier und jetzt unter keinen Umständen gerechnet hätte. »Ich habe den gesamten Palast nach euch absuchen lassen.«
    Hoorge trat auf Matt zu, nestelte umständlich am Schloss herum und befreite ihn schließlich von seinen Fesseln.
    Matt konnte das Gewicht seiner eigenen Arme nicht tragen. Wie Fremdkörper fielen sie zu Boden. Prickelnder Schmerz machte sich in ihnen breit, als das Blut allmählich wieder zu zirkulieren anfing.
    »Wie… wie hast du uns gefunden?«, fragte Matthew mit heiserer Stimme. Dankbar trank er Wasser aus einem dargebotenen Schlauch.
    »Mit der notwendigen Überzeugungskraft.« Hoorges Gesicht und Gehrock waren blutverschmiert, seine Nase zu einer unförmigen Kartoffel angeschwollen.
    Matt kam mühsam auf die Beine. »Die Grazie… Aruula…« Seine Stimme versagte. Nur ganz langsam kam er wieder zu Kräften.
    »Ich bin informiert.« Hoorge führte nun auch Tumaara und Manoloo ins Licht und aus dem Kerkerraum. »Wir wussten, dass Jolie den Grau Prie von ihrem Boot aus beobachten würde, und haben die Gunst der Stunde genutzt.«
    »Ihr wusstet…?«
    Sie folgten einem langen, nach feuchtem Gemäuer riechenden Gang, bis sie eine steinerne Wendeltreppe erreichten. Neben dem Aufgang lagen gut und gern zehn Karabiiners. Entseelt, sorgfältig übereinander gestapelt. Zuoberst ruhte jener Söldner, der Matt am Tor vor den zu erwartenden Unruhen gewarnt hatte. Der Mann aus der Vergangenheit ertappte sich dabei, so etwas wie Mitleid für den Toten zu empfinden.
    »Wir hatten Unterstützung aus den Kreisen des Palast-Personals«, sagte Hoorge.
    »Wer ist wir ?«
    Der Untergrundkämpfer entblößte sein Pferdegebiss. »Nennen wir es mal ›enttäuschte Bürger Monaccos, die das Recht in die eigenen Hände genommen haben‹.«
    »Und du bist…?«
    »Einer ihrer Anführer, ganz richtig.«
    Sie stiegen die Treppe nach oben. Wärmende, frische Luft umfächelte Matts Gesicht. Allmählich fügten sich seine Gedanken wieder zu einem sinnvollen Ganzen. »Und was haben wir vier für eine Rolle in dieser bösen Charade gespielt?«
    »Ihr wart zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort. Wir haben euch für unsere Sache genutzt. Besser gesagt: benutzt. Eure Gutmütigkeit spielte uns in die Hände.«
    »Erklär mir das bitteschön näher.«
    »Meine Geschichte wird dir nicht gefallen. Aber ich glaube, ich bin dir die Wahrheit schuldig.« Hoorge gab sich nachdenklich. »Es gärt schon seit einigen Monaten im Fürstentum. Die Reichen werden dank der Goldenen Früchte immer reicher, die Armen immer ärmer. Der Ruch einer Revolution hing in der Luft. Der Maareschall und die Grazie wussten davon, und sie waren nur zu gut auf den Aufstand vorbereitet. Also benötigten wir ein Ablenkungsmanöver. Eine weitere Gefahr, die dem Fürstenhaus drohte.«
    »Etwa in Form einiger Abenteurer, die dem Geheimnis der Goldenen Früchte auf die Spur kommen wollten?«
    »Ganz richtig, Freund Maddrax. Schneller als der Wind ist euch die Kunde vorausgeflogen, dass ihr in einer kleinen Ortschaft Mitglieder der Meffia… hm… zerstreut habt. Die Grazie wusste also von eurem Kommen, wie auch wir. Und sie hat sich auf dieses Zusammentreffen vorbereitet. Hat euch eine Falle gestellt und ein kleines Spielchen mit euch gespielt.«
    »Und während wir in Jolies Fokus standen, konntet ihr in aller Ruhe die Palastrevolution vorbereiten.«
    »Die Grazie glaubte, dass ihr die Anführer des Aufstandes wärt, und hoffte, dass sich die Lage beruhigen würde,
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