Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
271 - Früchte des Zorns

271 - Früchte des Zorns

Titel: 271 - Früchte des Zorns
Autoren: Michael M. Thurner
Vom Netzwerk:
auf.
    »Wir beide, Maddrax, du und ich, wir teilen uns das Geschäft! Binnen weniger Jahre beherrschen wir ganz Euree…«
    »Ein letztes Mal: Wo wachsen die Goldenen Früchte?« Er drückte noch fester zu. Haut riss, ein breiter werdender Blutsfaden zog sich über die Halswülste immer tiefer hinab.
    »In den Botanischen Gärten!«, rief Jolie entsetzt, und dann brach es schwallartig aus ihr hervor: »Von der Rückseite meines Blauen Schlafzimmers führt ein Weg dorthin, die Schlüssel zum Tor der Gärten hängen im linken Nachtkästchen, die Reihenfolge, in der du die nummerierten Schlüssel verwenden musst, ist Neun-Drei-Sechs-Fünf, wenn du sie falsch herum verwendest, öffnen sich die Tore der Sebezaan-Gehege und du wirst bei lebendigem Leib zerrissen, alle anderen Schlüssel sind für jene Tore, die vom Botanischen Garten hinab zum Hafen führen, bittebitte lass mich am Leben…«
    Matt zog die Waffe zurück. Die Grazie sagte unzweifelhaft die Wahrheit. Er hatte erreicht, was er wollte - und er fühlte eine alles erfassende Leere in sich. Rings um ihn lagen Tote, so viele Tote…
    Jolies Augen weiteten sich mit einem Mal. Sie starrte an ihm vorbei, auf einen Punkt oder jemanden , der hinter Matt stehen musste. » Du? «, flüsterte sie. »Aber ich dachte…«
    Matt wollte sich umdrehen. Doch bevor er seinen Beinen den Befehl dazu geben konnte, erlosch seine Willenskraft, erlosch sein Geist. Er sank bewusstlos zu Boden.
    ***
    Matt Drax erwachte mit fürchterlichen Kopfschmerzen. Es stank erbärmlich. Nach Fleisch, nach Rauch, nach Tod.
    Er richtete sich auf - und starrte in die leblosen Augen Jolies. Jemand hatte ihr den Hals durchgeschnitten.
    Aruula! Wie ging es ihr? War sie… war sie…?
    Nein. Sie atmete ruhig und regelmäßig, wie auch Tumaara lediglich bewusstlos zusammengesunken war. Alle anderen Menschen in der Tunnelröhre jedoch waren tot. Einigen von ihnen war wie der Grazie der Hals aufgeschnitten worden.
    »Was ist passiert?« Aruula kam zu sich. Sie blickte verständnislos.
    Matt beugte sich zu ihr hinab. Er küsste und streichelte sie, flüsterte ihr zärtliche Worte ins Ohr. Es war ein Akt der Hilflosigkeit. Er wusste nicht, wie er ihr die Geschehnisse der letzten paar Tage begreiflich machen sollte.
    Und es war auch nicht der richtige Zeitpunkt dafür.
    Nachdem Aruula einigermaßen bei sich war, kümmerte sich Matt um Tumaara. Die Frau erwachte nun ebenfalls. Ohne ein Wort zu sagen, sprang sie auf die Beine und trat von Matt zurück. Sie bedachte ihn mit einem angewiderten Blick. Keine Frage: Sie machte ihn für Manoloos Tod verantwortlich.
    Doch auch dieses Problem musste warten.
    »Wir müssen so rasch wie möglich zum Botanischen Garten«, sagte er zu den beiden Schwestern von den Dreizehn Inseln. »Alles andere können wir später besprechen.«
    »Ich bleibe hier«, sagte Tumaara in einem Ton, der keinen Widerspruch duldete. »Ich muss einem Freund die letzte Ehre erweisen.«
    »Aruula?«
    »Ich… ich weiß nicht, ob ich dir eine große Hilfe sein kann.«
    »Und ob! Mag sein, dass ich deine Schwerthand brauche.«
    Aruula sah zu ihrer Schwester. So, als müsste sie deren Erlaubnis einholen. Die vielen rituellen Handlungen der Frauen der Dreizehn Inseln erforderten besonderes Wissen und folgten einer Choreographie, die Matt für alle Zeiten unverständlich bleiben würde.
    Tumaara nickte, und Aruula griff, tief durchatmend, nach Matts Hand. »Wohin gehen wir, sagtest du?«
    »Zum Botanischen Garten. Dorthin, wo die Goldenen Früchte gezüchtet werden. Um einen ganz besonderen Freund aufzuhalten.«
    ***
    An vielen Stellen des Stadtstaates ragten rote Feuersäulen in den Nachthimmel. Im Hafen wurde gekämpft, die Besatzungen der meisten Schiffe nahmen Reißaus.
    Aruula und Matt begegneten Chaos. Willkür. Lynchjustiz. Wahnsinn. Panik. Und sie wichen aus, wo auch immer sie konnten. Ein größer werdender Mob zog durch die Straßen und suchte nach dem Verursacher all des Leids, das völlig unvermittelt über die Stadt gekommen war.
    War es wirklich so gewesen, dass die Grazie dank ihrer durch die Goldenen Früchte gesteigerten Willenskraft die Monaccaner zusammengehalten hatte? Hatte sie die Einwohner ruhiggestellt und für Ordnung in der Stadt gesorgt?
    »Allmählich kann ich wieder erlauschen , was die Leute denken«, sagte Aruula, um leise hinzuzufügen: »Aber ich wäre froh, wenn ich's nicht könnte.«
    Sie erreichten den Fürstenpalast. Alle Tore standen offen. Plünderer waren hier
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher