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270 - Hinter dem schwarzen Tor

270 - Hinter dem schwarzen Tor

Titel: 270 - Hinter dem schwarzen Tor
Autoren: Christian Schwarz
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tief schwarze Vogel daher. Aruula erinnerte sich unwillkürlich an den abgestürzten Stratosphärenjet, aus dem sie Maddrax geborgen hatte. Das riesige Flugzeug hätte sicher zehn Mal in diesen Vogel gepasst. Sie wusste, wer da kam.
    »Krahac«, flüsterte sie voller Entsetzen. Der Totenvogel, der die Sonne verfinsterte, wenn er kam, um die Sterbenden zu holen.
    »Ja, Krahac!«, rief Siilvo. »Er weiß, dass er gleich drei arme Seelen zu fassen bekommt. Aber du wolltest noch etwas wissen, Moss, mein schwacher Bruder . Erinnerst du dich an das weiße Zimmer, durch das ihr gerade gekommen seid?«
    »Ja, natürlich.«
    »In diesem Zimmer hat alles angefangen. Es ist sozusagen mein Geburtszimmer, und es gehörte zum King-David-Hotel in Jerusalem. Salomon Moss, mein Vater, bewohnte es. Es war die Zeit, kurz bevor der Komet auf der Erde einschlug. Salomon Moss war ein genialer Mann. Ein geheimnisvoller Auftraggeber hatte ihm in Aussicht gestellt, einen Platz in einem Bunker zu bekommen. Dafür musste Salomon ihm ein Serum entwickeln, das bei Bedarf das Tier in ihm weckte , wie er es nannte. Er war der Ansicht, dass in der Welt nach dem Kometen nur die Rücksichtslosesten würden überleben können.
    Salomon wurde in dem weißen Zimmer, in dem er seinen Auftraggeber erwartete, von einem anderen überfallen, der das Serum ebenfalls wollte. Um sich zu verteidigen, injizierte sich mein Vater das Mittel selbst. Damit war ich geboren, das brutale, blutrünstige Ich des Salomon Moss. Aber ich war noch nicht stark genug, um selbstständig leben zu können. Salomon musste sich immer wieder das Serum injizieren, um mich zu wecken. Und er tat es oft, denn die Welt war grausam geworden nach dem Kometen. Doch jedes Mal, wenn er mich weckte, wurde ich ein bisschen stärker. Bald war ich so mächtig, dass ich nicht mehr durch das Serum erweckt werden musste. Ich war nun ein beständiger Teil von Salomon Moss und Teil seines Erbguts. So war ich auch der ständige Begleiter aller Kinder und Kindeskinder nach Salomon, von denen es jeweils immer nur eines gab, bis hin zu dir, Moss. Sie alle hassten mich und wollten mich loswerden, aber das war nicht möglich.«
    »Und wie ist diese Welt hier entstanden?«
    Krahac schwebte nun direkt über Siilvo. Der sprang senkrecht nach oben, überwand mit einem Satz viele Speerlängen und kam direkt auf dem Hals des Totenvogels zu sitzen. Aus luftiger Höhe sprach er weiter.
    »An dieser Welt bist du zu einem nicht unbeträchtlichen Teil schuld, Moss, mein schwacher Bruder . Und deine Vorfahren. Jedes Mal, wenn ich gestärkt in euch erwachte, wollte ich meine Triebe ausleben, wollte töten und vernichten, denn zu diesem Zweck war ich einst erschaffen worden. Aber ich kam nur selten dazu, denn meist hattet ihr mich unter Kontrolle. Doch die Kraft, die sich in mir aufgestaut hatte, musste irgendwo hin. Mit ihr schuf ich diese innere Welt und baute alles hinein, was ich draußen erlebt hatte, einundzwanzig Generationen lang. All das, was ihr hier seht, habe ich einst irgendwo selbst gesehen.«
    »Auch… Krahac?«, flüsterte Aruula.
    »Ja, auch den. Er wurde von einer Rasse erschaffen, die sich Daa'muren nennt, denn sie suchten geeignete Körperformen, um auf dieser Welt überleben zu können. Im Körper des dritten Moss bin ich ihnen begegnet. Sie hausten damals noch in grünen Kristallen.«
    »Warum konnte ich dein Erwachen nach so vielen Sommern plötzlich nicht mehr spüren und dich damit auch nicht mehr kontrollieren?«, fragte Moss.
    »Und wieso kannst du plötzlich Siilvo sein? Vorher warst du kaum mehr als ein brutales Monster, das mit Töten und Zerstören zufrieden war…«
    »… und jetzt handle ich plötzlich intelligent, meinst du?« Ohne dass die drei Menschen eine Bewegung gesehen hätten, stand Siilvo plötzlich wieder auf seinem alten Platz, während der Totenvogel am Horizont verschwand. »Oh, mein lieber Moss, das habe ich dir zu verdanken. Du erinnerst dich, dass Maars dich in die Arena schickte? Natürlich. Dort wurden wir zu einem Ganzen. Dein Hass war die Brücke. Zum ersten Mal bekam ich wirklich Zugang zu einem Moss. Dabei ging ein Teil deiner Intelligenz auf mich über. Ich war nun nicht mehr nur die Mordmaschine, die sich erhebt und sich wieder zum Ruhen zurückziehen muss. Ich konnte mich als Siilvo zum Herrscher über eine Gruppe machen, die meinen Instinkten und meinen Interessen am nächsten kommt. Ich bin längst Mensch geworden, Moss. Das ist der Grund, warum du mich nicht
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