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268 - Schritt in die Unsterblichkeit

268 - Schritt in die Unsterblichkeit

Titel: 268 - Schritt in die Unsterblichkeit
Autoren: Jo Zybell
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ausdrucksloser Miene nahm er den Cognac entgegen, den Teller ihm reichte. Sie stießen an und tranken schweigend. Im Osten ging die Sonne auf. Lara und Margot weinten leise in sich hinein.
    Mit Nathanael und Pierre begutachtete Teller später den Schaden, den der Beschuss auf der Yacht angerichtet hatte. Er war beträchtlich: Ein Loch klaffte im Dach der MOTHER NATURE. Das war zu reparieren, doch die Explosion der feindlichen Granate hatte den Antennenmast zerstört und ins Meer geschleudert. Schon das allein hätte die Yacht praktisch weitgehend von der Außenwelt abgeschnitten; zu allem Überfluss hatte ein Kurzschluss auch noch die Elektronik der Funkanlage lahmgelegt. Weder konnte die MOTHER NATURE einen Notruf senden, noch konnte sie Funksprüche anderer Schiffe oder Stationen empfangen. Nicht einmal mehr Fernseh- oder Radioprogramme.
    Teller und Menachim machten sich an die Reparaturarbeiten. Über Satellitentelefon informierten Biggy und Cleveland ihre Universitätsleitung in Sydney und Pierre seine Auftraggeber und ein paar Freunde über den Piratenüberfall. Nach drei Tagen war klar, dass man das Funkgerät aus eigener Kraft nicht würde reparieren können. Teller beschloss, Kapstadt anzulaufen, um sich dort die nötigen Ersatzteile zu besorgen. Kapstadt war fast dreitausend Seemeilen entfernt. Umzukehren hätte aber bedeutet, einen noch längeren Weg auf sich zu nehmen.
    Am vierten Tag nach dem Überfall tauchten auf einmal Delfine auf. Als wollten sie die Besatzung der MOTHER NATURE trösten, tanzten sie backbord und steuerbord neben der Yacht auf den Wogen. Sofort stieg die Stimmung an Bord wieder.
    Vor allem die Dokumentarfilmer und das Forschungsteam um Cleveland waren begeistert. Sofort begannen die Wissenschaftler mit ihrer Arbeit. Man gab den Tieren Namen, fütterte sie und tat alles Denkbare, um ihr Vertrauen zu gewinnen. Terry Cleveland und Biggy bereiteten alles vor, um drei Delfine mit Peilsendern zu versehen.
    Am Tag darauf ortete Nathanael ein Schiff. Sofort ging wieder die Angst um. Zurecht: Es war das Piratenschiff.
    Die MOTHER NATURE hatte gerade das Triebwerk heruntergefahren, als Teller das Schnellboot identifizierte, denn Pierre und Ben tauchten zwischen der Delfinherde herum. Sie spielten mit den Tieren und versuchten, dreien von ihnen die Peilsender an der Rückenflosse zu befestigen. Noch bevor sie zurück an Bord der MOTHER NATURE klettern konnten, waren die Piraten bis auf vierhundert Meter heran. Ohne Vorwarnung eröffnete sie das Feuer.
    Ein Delfin pfiff vor Schmerzen, drehte sich um seine Längsachse, tauchte unter, tauchte auf und zog eine Blutschliere hinter sich her.
    ***
    20. April / 27. Mai 2526
    Aruula fasste sich ein Herz, sprang in das blaue Geflimmer hinein und fühlte sich sofort benommen; fast als würde ein Rauschtrank ihren Geist trüben.
    Maddrax hatte ihr erklärt, dass man die Reise gar nicht bewusst wahrnahm, obwohl sie Hunderttausende von Speerwürfen lang war und sogar das Raumschiff drei Monde gebraucht hatte, um die Strecke zu überwinden. Man trat in den Strahl ein - und war in der nächsten Sekunde schon am Ziel.
    Trotzdem überfiel Aruula das Gefühl, sich aufzulösen. Dann glaubte sie einen Sog zu spüren, der sie mit ungeheurer Kraft erfasste und in den Marshimmel hinauf riss. War das nur Einbildung, oder geschah wirklich etwas mit ihr, das sie auf einer verborgenen Ebene ihres Bewusstseins - vielleicht durch ihren Lauschsinn? - miterlebte?
    Ich habe Angst, Maddrax…!
    Ihre Gedanken zerfielen in Worte und Empfindungen, während alles um sie herum zu zersplittern schien. Sie stürzte durch eine zerfallende Welt und verwandelte sich selbst in Bruchstücke ihrer selbst, glaubte sich verloren und vollkommen allein in diesem unaufhörlichen Stürzen. Sie sah Farbspiralen rotierten, Sterne und Bäume um sich herumwirbeln, Fische, Monde, Drakullen, Kometen, Menschen und Sonnen. Das konnte nicht alles im Strahl existieren. Es musste eine weitere Vision sein, die sie erlebte!
    Weiter riss sie der Sog, tiefer hinein in grellere Lichtwirbel. Plötzlich tauchte ein Boot aus all dem Geflimmer und Gewirbel auf, ein großes Ruderboot. Menschen saßen darin, Männer, Frauen und Kinder. Aruula erkannte sich selbst in einem kleinen Mädchen wieder. Die Frau vor dem Mädchen erkannte sie ebenfalls - Waleena, die Königin! Und daneben sah sie in das geliebte Gesicht ihrer Mutter.
    Mutter…!
    Doch schon löste sich das Bild in tausend Splitter auf. Was hatte es bedeutet?
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