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268 - Schritt in die Unsterblichkeit

268 - Schritt in die Unsterblichkeit

Titel: 268 - Schritt in die Unsterblichkeit
Autoren: Jo Zybell
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Ortung durch Funkfeuer! Geh auf Südwestkurs, und dann volle Kraft voraus!« Er schaltete den Scheinwerfer aus. »Und lösch die Außenbeleuchtung! Besser kann man eine Zielscheibe nicht beleuchten!«
    Nathanael Menachim knurrte einen halbherzigen Protest und verschwand dann vom Bugdeck. Er war viel zu sehr Soldat, um einen Befehl zu verweigern. Menachim war Luftwaffenmajor der israelischen Armee und Agent des Geheimdienstes Mossad gewesen, bevor Teller ihn angeheuert hatte.
    Mit einem Knopfdruck an der Unterseite der Relingbalustrade versenkte Teller die Teleskopsäule des MGs in den Deckplanken, mit einem weiteren holte er das nächste Geheimnis aus dem Untergrund seines Oberdecks. Biggy, Pierre und Ben wichen erschrocken zurück, als plötzlich ein Granatwerfer zwischen Poolrand und Reling auftauchte. Teller genoss es. Er war stolz auf die »kleinen Leckerbissen« - so nannte er die Waffenstellungen - die er in sein Schiff hatte einbauen lassen.
    Das Piratenschiff pflügte etwa fünfhundert Meter steuerbords durch die Wellen. Es schien Abstand zu halten; offenbar hatte der unerwartete Widerstand die Piraten überrascht.
    Marc Teller band sich das lange Haar mit einem Tuch aus dem Gesicht. Dann kniete er hinter dem Granatwerfer nieder. Er zielte sorgfältig. Bevor er jedoch abdrücken konnte, blitzte in den schwarzen Konturen des Angreifers schon wieder Mündungsfeuer auf. Eine Granate heulte heran. Die Frauen schrien auf. »Auf den Boden!«, brüllte Teller.
    Das Geschoss explodierte auf dem Dach der MOTHER NATURE. Die Druckwelle schleuderte Teller gegen den Rand des Pools. Sofort war er wieder auf den Beinen, fluchte, zielte und drückte viermal ab. Nacheinander flogen vier Nebelgranaten durch die Nacht, explodierten über dem Piratenschiff und hüllten es in dichte Schwaden. Die Yacht hatte längst Fahrt aufgenommen, das nächste Geschoss der Piraten explodierte dreißig Meter entfernt im Meer. Danach hörte der Beschuss auf.
    Die MOTHER NATURE aber drehte ab, floh nach Südwesten. Die Außenbeleuchtung brannte immer noch. Teller sprang auf und winkte Ben und Pierre hinter sich her. »Zum Heck!«, rief er. »Hinunter aufs Mitteldeck!« Die Männer waren leichenblass, nickten und folgten ihm. Aus den Augenwinkeln sah Teller die Österreicherin gegen den Pool lehnen. Sie hatte die Augen geschlossen und zitterte am ganzen Körper.
    Teller blieb stehen und sah zurück. »Sind Sie in Ordnung, Biggy?« Die große Blondine nickte. »Gehen Sie in den Salon hinunter und genehmigen Sie sich an der Bar einen doppelten Cognac. Die Flasche und ein paar Gläser bringen Sie dann bitte aufs Mitteldeck ans Heck!«
    Er drehte sich um. An Cleveland und Lara vorbei stürzte er in die obere Galerie, sein Assistent und der Filmemacher hinterher. Auf der Wendeltreppe kamen ihnen Isabelle und Margot entgegen. Sie wollten sich Teller und Pierre an den Hals werfen, doch die wehrten sie ab. »Geht zu Nathanael«, wies Teller sie an. »Er soll endlich die gesamte Außenbeleuchtung der Yacht löschen.« Gemeinsam mit Pierre und Ben rannte er hinaus auf die mittlere Terrasse.
    Dort, wo sonst die Liegestühle für das Sonnenbad bereitstanden, hatten sich zwei Podeste mit Maschinengewehren so weit aus den Planken geschoben, dass die Läufe der Waffen deutlich über die Relingbalustrade zielten. Auf das eine Podest kletterte Pierre, der immerhin eine Grundausbildung bei der ruhmreichen Armee Frankreichs absolviert hatte, auf das andere Teller und der Chinese. Sie machten die Waffen schussbereit und warteten.
    Eine Zeitlang sahen sie im Mondlicht noch die Nebelbank, die das Piratenschiff verhüllte. Bald war sie nur noch ein verwaschener Fleck am Horizont, und im Morgengrauen entdeckte Teller nicht einmal mehr mit dem Feldstecher das Piratenschiff.
    Die anderen hatten sich um ihn versammelt. Er setzte das Fernglas ab und blickte in die müden und verstörten Gesichter. »Dafür, dass ihr so miese Pokerspieler seid, habt ihr euch verdammt gut geschlagen.« Nacheinander schlug er den Männern auf die Schultern und nahm die Frauen in den Arm. »Ich bin ganz schön stolz auf euch.« Niemand antwortete ihm. »Und jetzt trinken wir erst mal einen.« Er verteilte die Cognacschwenker, die Biggy neben die Flasche auf einen der Cocktailtische gestellt hatte. Allen schenkte er einen Drink ein, und niemand wagte es, ihn abzulehnen.
    »Ich kann kein Piratenschiff mehr orten.« Nathanael kam heraus auf die Sonnenterrasse. »Wir sind sie los, verdammt.« Mit
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