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266 - Das Todesschiff

266 - Das Todesschiff

Titel: 266 - Das Todesschiff
Autoren: Ronald M. Hahn
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Hasso hörte eine Verwünschung. Als er aufschaute, schob Holtz den Kopf durch die Kanzeltür. »Noch alles dran? Wir mussten gerade einem Kirchturm ausweichen…«
    Gütiger Himmel , dachte Hasso. Die Maschine richtete sich aus und ging wieder auf Kurs. »Ja, alles klar…« Bis auf Friedrichsen. Verdammt! Er rappelte sich auf. Erst jetzt hörte er das Dröhnen der Propeller. Er hielt sich am Türrahmen der Pilotenkanzel fest und schaute in die Nacht hinaus. Wenn man von einigen kalt glitzernden Sternen absah, war es draußen so dunkel wie in einem Kohlenkeller.
    Leonie von Dönhoff saß mit zerzauster Mähne hinter dem Steuerknüppel und schaute verbissen nach vorn. Ob sie aufgrund der gerade erlebten Schrecken oder der mangelhaften Beleuchtung so bleich war, konnte Hasso nicht erkennen. Außerdem zitterten seine Knie.
    »Wie geht's dem Bootsmann?«, erkundigte sich Holtz, ohne sich umzudrehen.
    »Er ist tot.«
    »Mist!«, knurrte Holtz. »Ich wette, der Krieg ist in zwei Wochen zu Ende!«
    »Dann war eure Mission auch sinnlos, nicht?«, sagte Leonie. »Was hat sie eigentlich gebracht? Sie hat viele Menschen das Leben gekostet. Und wofür? Um ein paar Kunstgegenstände aus dem Schloss eines Wissenschaftlers zu bergen!«
    »Die Kiste nicht vergessen, meine Liebe.« Holtz deutete triumphierend dorthin, wo sich die Schätze der von Travens stapelten.
    »Scheiß auf die Kiste…« Hasso betrat die Kanzel. Er hielt sich auf schwankenden Beinen an den Rückenlehnen der Sitze fest, in denen Leonie und Holtz saßen. Durch das Cockpitfenster konnte er ein Gewässer unter ihnen sehen. War das schon die Ostsee?
    Sein Magen drehte nun durch. Es war zum ersten Mal in einem Flugzeug. Er hatte nicht gewusst, dass Seeleute auch luftkrank werden konnten. »Wohin fliegen wir?«
    »Das frage ich mich auch…«
    Holtz hatte den Satz kaum ausgesprochen, als Leonie einen erstaunten Schrei ausstieß und nach vorn wies. »Was ist das ?«
    Erst dachte Hasso von Traven, seine Sinne würden ihn narren.
    Vor ihnen stand eine Art… blau glimmender Säule in der Luft! Ein Wetterphänomen? Ein feindlicher Suchscheinwerfer? Nein, dafür war sie viel zu breit. Sie nahm ihren Anfang etwa dreißig Meter über dem Meeresspiegel - Hasso zweifelte inzwischen nicht mehr daran, dass es die Ostsee war - und ragte schier endlos in den Himmel hinein.
    Im nächsten Moment musste er seinen ersten Eindruck revidieren: Die Säule stand nicht - sie raste in einem Mordstempo auf sie zu!
    Leonie versuchte noch auszuweichen, ließ die Maschine seitlich abkippen.
    Zu weiteren Erkenntnissen blieb keine Zeit mehr: Im nächsten Moment tauchten sie auch schon in die Erscheinung ein. Plötzlich war das bläuliche Flimmern überall .
    Schlagartig verstummten die Motoren.
    Stille breitete sich aus. Hassos letzte Wahrnehmung war, dass die Nadeln sämtlicher Anzeigen rasend schnell auf Null sanken. Dann trübte sich sein Blick. Er glaubte alles doppelt zu sehen, und in seinem ganzen Körper war ein Reißen, als würde man ihn in alle Richtungen gleichzeitig zerren, während er schwerelos dahin trieb.
    Dann folgte ein unheimliches Knirschen und Knacken, ein gewaltiger Schlag - und die Wirklichkeit setzte wieder ein.
    Das Motorendröhnen war wieder da, der blaue Schimmer gewichen. Er sah, wie Leonie und Holtz sich anschauten, ratlos und geschockt wie er selbst.
    Als Hasso einen Blick durch die Frontscheibe warf, reckte er verblüfft den Hals. Die Sterne waren verschwunden!
    Habe ich Halluzinationen?
    »Blindflug«, murmelte Leonie. Dann räusperte sie sich. »Wir stecken in einer dichten Wolkendecke. Ich kann weder die Sterne, noch das Meer unter uns sehen.«
    »Aber da war doch vorher nichts«, hörte er Holtz sagen. »Oder lag eine Gewitter -«
    Er sprach das Wort nicht zu Ende. Weil in diesem Moment die Nase der Ju 52 steil nach unten kippte. Die Kartons und Seesäcke gerieten in Bewegung und rutschten nach vorn. Und gaben Hasso den Blick zum Heck des Flugzeugs frei.
    Ein Heck, das in Fetzen hing! Dort klaffte ein kopfgroßes Loch! Irgendetwas schien von innen her die Wandung durchschlagen zu haben.
    Ein ähnliches Loch wies auch die Kiste auf, die das »Mysterium 471« enthielt; beziehungsweise enthalten hatte , denn als sie nun auf dem glatten Metallboden unaufhaltsam auf ihn zu rutschte, sah Hasso, dass der Brocken daraus verschwunden war. Als wäre er in der Luft stehen geblieben, während wie weitergeflogen sind! , zuckte es ihm durch den Kopf.
    Im nächsten Moment
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