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2599 - Der letzte Tag

2599 - Der letzte Tag

Titel: 2599 - Der letzte Tag
Autoren: Marc A. Herren
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Schirmfeldstaffeln einiger weniger Schiffe zeugten davon, dass VATROX-VAMUS Krieger die Machtmittel einer Silberkugel durchaus richtig einschätzten.
    Dazu kam, dass die Kegelstumpfraumer der Jaranoc aufgrund der Emissionen des PARALOX-ARSENALS gehandicapt waren.
    Trotz allem veranschlagte mein Planhirn angesichts des Kräfteverhältnisses unsere Chancen gegen die drückende Übermacht auf unter zwei Prozent - bei gleichzeitigen taktischen Mängeln aufseiten des zentralen Jaranoc-Kommandos.
    Da sich die Anzahl der ankommenden Jaranoc-Schiffe rasch vergrößerte, nahm unsere Erfolgswahrscheinlichkeit überproportional rasch ab. Damit stieg die Wahrscheinlichkeit, dass es doch zu Kämpfen kommen würde.
    Ortungsalarm.
    125 Perlkugelraumer der Elfahder und 150 Stardust-Schiffe materialisierten im Gefolge - oder sollte ich besser sagen: »Windschatten«? - zweier Netzweber. Damit veränderte sich das Kräfteverhältnis angesichts der mehreren Tausend Jaranoc-Kegelstumpfraumer nicht signifikant - dafür wertete ich aber die Anwesenheit der Elfahder als überaus gefährliches Element.
    Ich berechnete eine hohe Wahrscheinlichkeit dafür, dass von den 125 Raumschiffkommandanten einer dabei war, der angesichts der Geplänkel Eigeninitiative ergreifen würde. Und hatte nicht jede Schlacht, jeder Krieg mit dem ersten Schuss begonnen?
    Je mehr Minuten ohne Kampfhandlungen verstrichen, desto besser wurden die Wahrscheinlichkeitswerte. Die Psi- Materie-Emissionen beeinträchtigten die Kegelstumpfraumer in ständig höherem Maße, wie die Simulationen des Bordrechners und meines Planhirnes aufzeigten.
    Neu materialisierte Jaranoc-Schiffe fanden nur auf Umwegen in ihre Formation oder nahmen völlig sinnlose Stellungen ein.
    Über sechstausend Kegelstumpfraumer standen 276 Schiffen gegenüber, aber Kampfhandlungen blieben weiterhin aus. Selbst die Elfahder schienen die Jaranoc angesichts ihrer Probleme als nicht akut gefährlich einzustufen.
    Ich ergriff die Gelegenheit und bat Kardo Tarba, Funkkontakt mit den Jaranoc- Verbänden aufzunehmen. Ich verlangte den Geschwaderführer zu sprechen.
    135 Sekunden später blickte mich ein Jaranoc an, dessen Gesicht und der Nackenschild von einem Geflecht aus weißen, narbenähnlichen Linien überzogen waren. Eines der chamäleonartigen Augen blickte starr, während das andere mich und meine unmittelbare Umgebung aufmerksam musterte. Einblendungen gaben ihn als Geschwaderkommandanten Turak Efrin aus.
    »Mein Name ist Icho Tolot. Ich biete Verhandlungen an.«
    »Ich weiß, wer du bist!«, herrschte mich der Jaranoc an. »Deine Bitte ist abgelehnt!«
    In diesem Moment erhielt ich die Meldung, dass Betty Toufrys Silberkugel am PARALOX-ARSENAL zerschellte. Ich unterbrach die Verbindung mit dem Geschwaderkommandanten.
    *
    11. Mai, 18.52 Uhr
     
    Während die Einschnürung am PARALOX-ARSENAL fortschritt und VATROX-VAMU in Form eines Riesenrubins in dessen Nähe trieb, unternahm ich einen weiteren Anlauf, um mit den Jaranoc in Kontakt zu treten.
    Diesmal hatte ich Turak Efrin bereits nach zwölf Sekunden in der Sichtwand. Sein mächtiger Schädel zitterte.
    Bevor Efrin etwas sagen konnte, schlug ich mir mit den Handlungsarmen vor die Brust. Eine Drohgebärde, die der Jaranoc hoffentlich verstand.
    »Sie kennen das Vernichtungspotenzial der Silberkugeln«, begann ich. »Sie wissen, dass eine einzige Kugel es problemlos mit Hunderten Ihrer Schiffe aufnehmen kann. Sie benötigen exakte Flugmanöver von mehreren Tausend Schiffen, falls Sie meine oder eine der anderen Silberkugeln zerstören wollen. Dazu kommt, dass wir in der Lage sind, gezielten Einfluss auf die Raum-Zeit-Struktur zu nehmen. Da diese Eingriffe aber unabsehbare Folgen für Ihre Flotte zeitigen, haben wir bisher auf ihren Einsatz verzichtet - abgesehen von ein paar wenigen Testläufen.«
    »Ein Trick!«, stieß Efrin sogleich aus. »Nur ein Trick, mit dem du uns mit dem Schwert der Unsicherheit schlagen willst!«
    Wieder hämmerte ich mit meinen Handlungsarmen gegen die Brust. »Haben Sie etwa keine Unregelmäßigkeiten im Raum-Zeit-Gefüge festgestellt?«, brüllte ich. Mein Gesprächspartner zwinkerte mehrmals mit seinem gesunden Auge und nahm den Kopf leicht zurück.
    »Diese Unregelmäßigkeiten sind einzig und allein dem Hypersturm geschuldet!«
    »Sind sie das?«, fragte ich mit einem beabsichtigten süffisanten Unterton. Selbstverständlich hatte der Jaranoc recht. »Sie wären ein nachlässiger Geschwaderkommandant, wenn Sie die
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