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2599 - Der letzte Tag

2599 - Der letzte Tag

Titel: 2599 - Der letzte Tag
Autoren: Marc A. Herren
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leichtes Spiel mit unserer Flotte haben. Sie werden sie abschlachten, auslöschen, ohne dass sie eine Chance auf einen fairen Kampf erhält! Das wäre kein ehrenvoller Kampf, sondern ein ruchloses Gemetzel, ein Barihch!«
    Wieder öffnete der Jaranoc seinen vogelähnlichen Mund, wieder schloss er ihn stumm.
    In diesem Moment erfüllte ein gewaltiges, homerisches Lachen meine Silberkugel. Es ging über in einen lang gezogenen Schrei, der mich über alle Maßen hinaus schockierte.
    Gewaltsam verdrängte ich den Gedanken an ES, blickte Turak Efrin an. Der Jaranoc schien - seinen unsicheren Bewegungen nach zu schließen - ES' mentalen Schrei ebenfalls zu empfangen, ohne ihn jedoch zuordnen zu können.
    »Ich biete dir hiermit die ehrenvolle Kapitulation unserer Flotte!«, zwang ich mich ruhig zu sagen. »Damit kommt es zu keinen sinnlosen Gefechten, aus denen die tapferen Krieger der Jaranoc als Ehrlose hervorgehen würden!«
    Turak Efrin blickte mich starr an.
    Ich musste meine volle Konzentration aufbieten, um angesichts von ES' Schreien äußerlich ruhig zu bleiben. Ich ...
    In diesem Moment verstummte der Schrei. Atemlose Stille folgte, in der ich alle Gedanken und Gefühle, die nicht mit der unmittelbaren Situation und meinem Gesprächspartner zu tun hatten, zurückdrängte.
    Turak Efrin senkte seinen mächtigen Nackenschild.
    »Ich akzeptiere die Kapitulation deiner Flotte«, sagte der Geschwaderkommandant feierlich. »Ich schlage vor, dass wir uns aus diesem Gebiet zurückziehen und in Detailverhandlungen treten, in denen wir die Bedingungen festlegen, die mit diesem ehrenhaften Frieden verbunden sind.«
    Ich dankte dem Geschwaderkommandanten und unterbrach die Verbindung. Dann erst ließ ich mich von der Trauer um ES, den Mentor unserer Heimat, überwallen.

3.
    Veränderung einer Schmetterlingskartusche
    11. Mai, 18.54 Uhr
     
    Oh ja. Wäre die faszinierende Smora Berkoff nicht dabei gewesen und hätte die Ergüsse aus den Streitereien der beiden Haupt-Wissenschaftler in normalverständliche Sprache übersetzt, er hätte Ken Strunz und Bam-Shabel in hohem Bogen aus der Halle der 1000 Aufgaben geworfen.
    Kameras zeichneten die Veränderungen der Kartuschen-Abbilder auf. Die Auswertung der Daten hätten die beiden Eierköpfe problemlos in ihrem Gemeinschaftslabor in Stardust City durchführen können.
    Im saphirblauen Lichtschein sah Smora mit ihren entzückenden Schmuckkettchen in den Schneidezähnen, dem hochtoupierten Haar und der glitzernden Nasenspitze zum Anbeißen aus. Und der Duft, der sie umspielte ...
    »Administrator?«
    »Ja, Smora?«
    »Schau!«
    Timber F. Whistler blinzelte, konzentrierte sich wieder auf die Kartusche, um die er und die drei Wissenschaftler sich aufgebaut hatten.
    Sie hatte in den letzten Jahren, während sie die Halle der 1000 Aufgaben untersucht und überwacht hatten, stets einen stilisierten Schmetterling mit Spiralzeichnungen auf den Flügeln gezeigt. Niemand hatte je bezweifelt, dass es sich dabei um ein Symbol für die Superintelligenz ES handelte.
    In einer Art »Minifilm« waren vor Kurzem der Schmetterling verblasst, aus den vier Feuerradspiralen waren zwei geworden, die sich vergrößerten und einander überlagerten.
    Die beiden Feuerradspiralen begannen gegenläufig zueinander zu rotieren. Das sternenförmige Zentrum dazwischen glühte in hellem Blau.
    Als sich die beiden Spiralen wieder voneinander trennten, hatte Whistler dies als deutliches Zeichen dafür gewertet, dass der Superintelligenz eine Zerreißprobe bevorstand - oder ES sich in genau jenem Moment einer solchen ausgesetzt sah.
    »Die Spiralen verblassen!«, hauchte Whistler.
    »Genau«, bestätigte Berkoff. »Oder treffender gesagt: Das blaue Leuchten überstrahlt, verschluckt die beiden Spiralen!«
    Mit leichter Enttäuschung registrierte Whistler, dass Smora zwar zugestimmt, ihn aber gleichzeitig korrigiert hatte.«
    »Ein äußerst beunruhigender Vorgang!«, stieß Bam-Shabel, der größere der beiden Wissenschaftler, aus.
    »Für einen pessimistisch denkenden Menschen mag dies so aussehen!«, warf Ken Strunz sogleich ein. Er hob beide Hände, seine überraschend dünnen Finger mit den sorgfältig manikürten, überlangen Fingernägeln vollführten komplizierte Lufttänze. »Man könnte auch sagen, dass die hektischen Bewegungen durch ein beruhigendes Leuchten überdeckt werden - ein positiver Vorgang also!«
    Smora hatte Strunz und Bam-Shabel als »Genies« bezeichnet. In ihrem andauernden Wettstreit um die
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