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2586 - Die Sektorknospe

2586 - Die Sektorknospe

Titel: 2586 - Die Sektorknospe
Autoren: Wim Vandemaan
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I, nicht darunter. Und schon gar nicht so weit darunter.«
    »Mitten ins Schwarze«, lobte ich mich selbst.
    Sie lachte, versuchte aber, mich böse anzuschauen. Netter Versuch.
    »Pardon«, sagte ich wieder, ganz Gentleman. Ich konnte, wenn ich wollte, saumäßig charmant sein. »Ich hab übrigens auch noch einen Nachnamen.«
    »Überraschung«, sagte sie. »Schreib ihn mir auf.«
    Ich wusste doch, dass es voreilig gewesen wäre, alle Knöpfe zuzuknöpfen.
    Als wir einige Zeit später nebeneinander lagen und Atem schöpften, kannte sie auch meinen vollständigen Namen:
    Piet Rawland.

»Wie weit willst du gehen?«
     
    Die Maschinenstadt lag ganz und gar unter der weißen Firnis des Frostes, Gebäude ebenso wie Straßen und Plätze.
    Wir sollten nicht hier sein, dachte Rhodan. Niemand - kein Mensch - sollte hier sein. Was haben Menschen in einer erfrorenen Maschinenstadt verloren? Da sind ja Termitenbauten heimeliger. Oder Korallenkolonien.
    Aber wie jedes Mal fiel es ihm schwer, sich der Faszination zu entziehen, die von der schweigsamen Stadt ausging.
    In Ambur-Karbush - in ebendieser Stadt oder einer früheren Version von ihr - hatte Rhodan seine erste Zelldusche erhalten. Ein Jungbrunnen, dessen Benutzung den Pakt zwischen ES und den Terranern besiegelt hatte.
    Die Sensorübermittlung seines Schulterstückes verriet ihm, dass Mondras Hand ihn flüchtig dort berührt hatte.
    »Gehen wir los«, sagte sie.
    Sie traten nach draußen. Vor ihnen lag der zentrale Platz der Stadt, ein etwa zwei Kilometer durchmessendes Rund. Das beherrschende Gebäude des Platzes war ein 1300 Meter hoher, filigraner Turm, ein Metall und Glas gewordener Traum vom Aufstreben. Unwillkürlich folgte Rhodan der architektonischen Linie in den Himmel über Wanderer: auch dort nur eine eisgraue Scheibe.
    Kein Schnee fiel.
    Schnee hätte dem Ganzen einen Hauch von Leben verleihen können, einen Rest von Bewegung. Aber der Frost stieg geradezu aus jedem Gebäude der Maschinenstadt.
    Vielleicht ist es im Inneren der Gebäude noch eisiger als hier. Vielleicht schirmen uns ihre Wände vom wahren Frost ab, und wir werden noch vom Schlimmsten verschont.
    Was das Schlimmste wäre? Wenn die Eiseskälte nur eine Nebenwirkung des Todes von Wanderer wäre.
    Rhodan wusste, dass es genug Terraner gab, die das jahrtausendealte Bündnis mit ES zum Teufel wünschten. Die privilegierte Zivilisation einer Superintelligenz zu sein mochte von außen betrachtet beneidenswert scheinen. Ein großer Spaß ist es nicht.
    Am Fuß des Turms lag der mächtige Kuppelbau. Dort war Rhodan zum ersten Mal ES begegnet: einer langsam um sich selbst kreisenden, spiralig ineinanderfließenden Sphäre. Die beschwingte Stimme, die ihn willkommen geheißen hatte: »Sie werden meine Erscheinungsform etwas ungewöhnlich finden«, hatte ES gesagt. »Immerhin sollten Sie sich bereits daran gewöhnt haben, dass ich merkwürdig bin.«
    Tatsächlich hatte Rhodan sich nie an ES gewöhnt. Kein Mensch würde sich je an etwas gewöhnen können, das alles Menschliche so weit überstieg.
    Rhodan wusste von Atlan, dass ES derzeit als fast völlig transparente Eissäule in Erscheinung trat: eine zehn Meter durchmessende und 70 Meter hohe Grabsäule seiner selbst.
    Das Einzige, was diese Säule noch von einer Stele unterschied, war ein goldener Lichtstrahl, der, fingerdick, aus dem Nichts auf das Dach der Säule fiel und von ihr förmlich aufgesogen wurde.
    Vor dieser Säule sollte auch Homunk stehen, zu Eis erstarrt, ein Opfer der Hyperkälte.
    Eine Scheu, die sie einander nicht eingestehen mochten, hinderte Rhodan und Diamond daran, den Platz geradenwegs zu überqueren. Sie gingen an seiner Peripherie entlang. Das Geräusch der SERUN-Heizung klang nun schriller. Rhodan spürte, dass sein Aktivatorchip gegen die Kälte ankämpfte. Der Chip glühte förmlich, aber sein Wärmeschatten erreichte längst nicht alle Teile von Rhodans Leib.
    Plötzlich verschärfte sich die Kälte. Obwohl der SERUN keinen Luftzug anmaß, geschweige denn einen Sturm, fühlten Rhodan und Diamond sich von einer Kältewelle überrollt, die von der großen Halle ausging.
    Rhodan kniff die Augen zusammen, die zu tränen begonnen hatten. Wo war die hohe, asymmetrisch geformte Pforte zur Halle? Das Tor, das er bei seinem ersten Aufenthalt auf Wanderer unter dem Schutz eines rötlich flimmernden Energiefeldes hatte liegen sehen, rötlich wie Kohleglut?
    Keine Spur von einem Energiefeld, keine Spur von einer Pforte. Die Außenwand
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