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2586 - Die Sektorknospe

2586 - Die Sektorknospe

Titel: 2586 - Die Sektorknospe
Autoren: Wim Vandemaan
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sendebereit.
    Aber Rhodan hatte nicht vor, sofort wieder zu gehen.
    An ihrem fernen Ende wurden die Transferkamine durchscheinend und verblassten schließlich ganz, wie wenn man einen Traum kurz nach dem Erwachen vergaß.
    »Frostig hier«, sagte Diamond über Funk.
    »Ja.«
    Sie wies auf das Ausgangstor. »Worauf warten wir noch. Es wird kein Empfangskomitee kommen.«
    Er schüttelte den Kopf. Sie hatte recht. Niemand würde kommen. Die Idee der Bewegung war dieser Welt fremd geworden. Alles lag erstarrt.
    Die dicke Eisschicht auf dem Boden, der Eispanzer an den Wänden. War auch die Decke vereist? Wahrscheinlich. Eine ganz in Eis verschalte Welt.
    Er spürte, wie sich die Stiefel seines SERUNS nach den ersten Schritten an die Bodenbedingungen adaptierten und ihm festen Stand verliehen.
    Der Gedanke an erlebte Winter, an wirkliche Winter auf der Erde, kam ihm in den Sinn. »Als Kinder haben wir Schnee geräumt«, sagte er, während sie schon auf das Tor zugingen.
    »Daher ja auch der Begriff Kinderarbeit. Mir war nicht klar, dass du in der Zeit der Sklaverei aufgewachsen bist«, sagte Diamond.
    Er lachte leise. »Es war keine Zwangsarbeit. Wir haben es für Geld getan.«
    »Hier könntest du reich werden. Perry Rhodan und sein Winterdienst für eine eingeschneite Superintelligenz.«
    »Daher ja auch der Begriff des Hilfsvolkes.«
    Die Kälte drang weiterhin mühelos bis in Haut und Knochen vor. Seine Gelenke plagten sich mit jedem Schritt. Die Sehnen fühlten sich verhärtet an, wie Glas. Der SERUN schmiegte sich enger an, unterstützte seine Bewegungen mittels eines Exoskeletts.
    Endlich standen sie vor dem Tor - er- schöpft wie nach einem Fußmarsch auf den Mount Everest.
    Diamond berührt mit dem Handschuh die Sensortaste neben dem Tor. Nichts tat sich.
    »Ambur-Karbush ist energetisch tot«, sagte sie.
    Rhodan nickte und fragte sich, was dann das Transferdeck am Leben hielt - energetisch betrachtet.
    Rhodan und Diamond betrachteten das Rad, mit dem sich das Tor manuell öffnen ließ. Was für ein Anachronismus auf dieser Welt. Aber ist nicht alles auf Wanderer ein Anachronismus?
    Sie sahen einander durch das Visier ihrer Schutzhelme an. »Drehen wir das Rad«, sagte Rhodan.
    Zu zweit griffen sie in die Speichen.
    Schwere körperliche Arbeit, eine fast übermenschliche Anstrengung, bis sich das Rad den ersten Millimeter bewegte - das war seine Befürchtung gewesen.
    Nichts davon. Das Rad war leichtgängig und übertrug die Kraft - auf welche Weise auch immer - fast reibungslos auf die Torwände, die zur Seite glitten und den Blick freigaben auf die Maschinenstadt.
    Ein Wind wehte aus der Maschinenstadt herein und überbot die Kälte, unter der sie bislang gelitten hatte, ohne jede Mühe.

Der Reisende: Mein Name
     
    Am Morgen des Tages, an dem ich erschossen wurde, wachte ich neben einer ziemlich blonden Lady auf. Sie roch nach Nacht und Nähe und nach einem Verdacht von Bourbon.
    Ich gähnte herzhaft und geräuschvoll, schwang die Beine aus dem Bett, setzte mich auf, reckte mich, kramte die Socken zusammen, den Einteiler, der kaum noch rosa war, sondern mehr und mehr die Farbe von Eierschalen angenommen hatte. Ziemlich kalt, das Zeug.
    Ich knöpfte die Leiste nur bis zur Hüfte zu, ließ den Rest des Einteilers baumeln, hängte mir den Gürtel mit den beiden Sechsschüssern über die Schulter und setzte den Hut auf.
    Dann ging ich über den Flur zur Latrine pinkeln.
    Es müffelte ziemlich nach Menschentier in diesem Raum.
    Die Chinamänner, die ich beim Eisenbahnbau mit der Santa Fe Railroad kennengelernt hatte, nannten so einen Abtritt die Halle der inneren Harmonie. Und grinsten dabei ihr Grinsen wie aus Porzellan, dass du nicht wusstest, wie ernst sie es wirklich meinten.
    Es stank, aber immerhin musste ich nicht über irgendeinen Hof zum Plumpsklo marschieren.
    Während das Wasser vor sich hin plätscherte, schaute ich aus dem Fenster. Kurz nach Sonnenaufgang. Niemand auf der Straße, bis auf zwei Rennkuckucks. Die Vögel erwachten eben aus ihrer Nachtstarre. Sie spreizten das Gefieder, um Licht und Wärme zu schlucken. Allerdings ragte die Sonne erst halb über den Horizont.
    Wahrscheinlich ein Pärchen, die Vögel. Roadrunner waren treu.
    Ich auch.
    Wenn auch immer nur eine überschaubare Zeit.
    Die beiden Rennkuckucks staksten durch den gelben Straßenstaub. Sie waren ziemlich holprig unterwegs. Aber sie hatten immer noch mehr drauf als die Klapperschlange, die sich für die Nacht hinter einem
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