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2586 - Die Sektorknospe

2586 - Die Sektorknospe

Titel: 2586 - Die Sektorknospe
Autoren: Wim Vandemaan
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der Halle wirkte unter ihrem Eispanzer fugenlos wie aus einem Guss.
    Und der Sturm, von dem der Windmesser seines SERUNS nichts wusste, nahm an Stärke zu. Ein Seitenblick zeigte ihm, dass auch Mondra zu kämpfen hatte. Ohne ein Wort der Absprache wichen sie in eine Seitenstraße aus.
    Tatsächlich schien die unsichtbare Kältewelle diese Straße nicht zu fluten. Breit genug wäre sie gewesen: eine Allee, in der zu beiden Seiten Skulpturen aufgereiht standen, manche so hoch und so umfangreich, dass sie den Blick auf die turmartigen Gebäude dahinter verstellten.
    Einige der Plastiken wirkten, als hätte man eine ursprünglich organische Form mit einem metallischen Überzug versehen. Ritter, die in zerbrochenen Rüstungen eher begraben denn geschützt waren. Andere Monumente muteten wie Maschinen an, ohne dass ein genauer Zweck deutlich geworden wäre. Kräne? Walzen? Raketen? Da und dort glaubte Rhodan, in den Standbildern Roboter zu erkennen, selbstverständlich außer Betrieb, die Arme und Beine überkreuzt, verrenkt und verbogen.
    Während sie die Allee entlanggingen, kam es vor, dass er aus den Augenwinkeln eine Figur zu erkennen meinte. Wenn er sich dem Standbild dann ganz zuwandte, verwischte die Ähnlichkeit jedoch.
    »Was ist das für eine Straße?« Mondra trug keinen Aktivatorchip, schien aber im Augenblick mit der Kälte besser zurechtzukommen als er.
    »Geht es dir gut?«
    Er sah sie nicken. »Vielleicht zahlt es sich jetzt aus, dass ich mich 45 Tage hier aufgehalten habe.« Sie lachte leise. »Wer weiß, vielleicht akklimatisiere ich mich deswegen besser als du.«
    »Das hier«, antwortete er endlich auf ihre Frage, »ist die Avenue der zerbrochenen Spielzeuge.«
    »Oh«, sagte sie. »Eine Art Spielzimmer von ES?«
    »Eine Art ich weiß nicht was«, sagte Rhodan. »Sollte ein Scherz sein.«
    »Wenn meine Mundwinkel auftauen, werde ich gelegentlich darüber lachen. Versprochen.«
    Sie schritten die Reihe der Statuen ab wie ein erfrorenes Spalier.
    Warum stand man Spalier? Zu besonderen Anlässen: zu Staatsbesuchen, Hochzeiten, Kindstaufen ... und zu Todesfällen.
    Sollte es doch geschehen sein? Konnte eine Superintelligenz so sang- und klanglos ableben?
    Niemand glaubt an den Tod, bis er eingetreten ist. Dann hat sich jeder Glaube erübrigt. Man weiß.
    Für einen Moment gab er sich dieser Phantasie hin. Er hatte Erfahrungen mit dem Tod. Seine Schwester, sein Vater und seine Mutter waren tot. Zwei seiner Kinder. Er erinnerte sich an die Trauer und, ja, an das absurde Gefühl von Erleichterung: Wenn die Last der hartnäckigen Hoffnung abgefallen, wenn die Verantwortung, die man für den anderen getragen hatte, erloschen war.
    Würde er etwas Ähnliches hier erleben: dass die Bürde von ihm und von allen Terranern genommen wurde, für das Dasein einer Superintelligenz einzustehen?
    Aber ES konnte nicht tot sein. Schließlich war Ernst Ellert erst vor wenigen Minuten in den Bewusstseinspool der Superintelligenz zurückgekehrt - und zwar, wie er Rhodan unterrichtet hatte, endgültig und ohne Wiederkehr. Ellert hat freilich Leben und Tod immer auf seine ganz eigene Art interpretiert.
    Sie waren Ellert vor einer knappen halben Stunde im Zuge einer Umlenkung begegnet. Diese Umleitung hatte dazu gedient, den Controller zu programmieren, wie Ellert es ausgedrückt hatte.
    Wer weiß. Sicher war das eine Erklärung. Aber ob es die einzige war? Rhodan traute Ellert zu, das Treffen aus einem anderen Grund arrangiert zu haben. Denn vor seiner Heimkehr in den mentalen
    Pool hatte er Rhodan und Diamond noch einige Vermutungen bestätigt: Ja, Wanderer war tatsächlich eine der 20.000 Scheibenwelten von TALIN ANTHURESTA - die hyperkalte Welt.
    Ja, Rhodans Controller war natürlich einer der »Ur-Controller« der Anthurianer.
    Allerdings gab es mehrere solcher »UrController« - und einige davon waren spurlos verschwunden. ES wusste nichts über ihren Verbleib.
    Wusste ES überhaupt noch? War ES bei Bewusstsein? Plante ES, was ES tat, oder erlebten sie die Folgen eines quasi instinktiv geführten Todeskampfes? Die sterbenskranke Superintelligenz griff in ihrer Not auf die Psi-Materie von TALIN ANTHURESTA zurück - dies war die Ursache für die Auflösungserscheinungen des Wunders und die erheblichen Störungen bei den Psi-Materie-Dispensern.
    Aber diese Entnahme von Psi-Materie, diese Psi-Infusion würde nicht ausreichen, hatte Ellert gesagt. Es stand zu befürchten, dass ES die Bewusstseine von Millionen oder Milliarden
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