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2574 - Das Lied der Vatrox

2574 - Das Lied der Vatrox

Titel: 2574 - Das Lied der Vatrox
Autoren: Susan Schwartz
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war geschlossen.
    Auch die Augenlider schlössen sich, die Leiterin des Kreises begann in einer bestimmten

Tonlage zu summen, der die Frauen rings um sie bald folgten.
    Der monotone Klang und die eigene Beteiligung am Gesang versetzten die Frauen in eine Trance,

ihre Geister leerten sich, und sie sanken immer tiefer in sich hinein.
    Der Übergang ging schnell und glatt, Lucba war in Hochform, das fühlte sie. Sie öffnete ihren

Geist und tastete in die Dunkelheit draußen. Schon bald sah sie kleine Lichter, die mit ihr einen

Kreis bildeten, in dessen Mitte ein violett leuchtender Punkt schwebte: Zeira.
    Es war gut, die anderen zu sehen, zu fühlen. Feine leuchtende Fäden flössen von Licht zu Licht

und dann zur Mitte, wo sie sich alle miteinander verbanden und verzweigten.
    Lucba hörte das Summen nicht mehr, sie befand sich nun in einer ganz anderen Existenzebene,

weit entfernt von allem Materiellen, von dem, was Realität genannt wurde, obwohl dies ... weitaus mehr Wirklichkeit war als alles andere. Das wahre Sein.
    Der Kreis war nunmehr vollständig in ein dichtes Netz feiner leuchtender Fäden gewoben, aus

dem die Lichtpunkte der Frauen hervorstrahlten.
    Lucba fühlte die Nähe aller Frauen unmittelbar, konnte ihre Gedanken fühlen, ihr Bewusstsein

in sich hineinlassen, so, wie sie in die Geister der anderen strömte. Es war eine vertraute Nähe,

eine Intimität, die auf keine andere Weise zu erreichen war. Nicht auf körperliche Weise und auch

nicht auf emotionaler Basis. Kein Gefühl, kein Begehren oder Verlangen konnte so intensiv sein

wie die Verbindung in einem Kreis und dabei trotzdem so respektvoll.
    Sooft sie versucht hatte, Usgan Faahr zu erklären, was in diesen Versammlungen geschah, was

dieses Einswerden aus ihr machte, so oft war sie daran gescheitert, weil es nicht möglich war, da

es keinen Vergleich gab und keine passenden Worte.
    Und so würde an diesem Abend der Höhepunkt mit dem Großkreis erreicht werden, wenn alle

Frauen, vertrauensvoll geführt von der Leiterin, eins wurden auf diese einzigartige Weise. Keine

würde danach noch dieselbe Frau sein, als die sie gekommen war. Dieses ganz besondere Ereignis

würde sie alle auf wunderbare Weise verändern und ihren Blickwinkel erweitern; eine neue Sicht

der Dinge ermöglichen, die der Perfektion immer näher kam.
    Lucba teilte sich mit den anderen Frauen, löste sich in ihnen auf, ohne sich zu verlieren,

dafür sorgte Zeiras behutsame Anleitung und Führung. Die Uralte war sehr erfahren, in ihrem Kreis

zu sein galt als Ehre.
    Die Fäden im Netz gerieten in Schwingung, hin und her, bis Gleichklang und harmonische

Synchronizität erreicht waren.
    Dann war es so weit. Sie schwebten hinaus in die Dunkelheit, tasteten sich weiter vor, suchten es.
    Den Höhepunkt jedes Kreises: Dort draußen war etwas, eine fremde mentale Präsenz, die

zugleich seltsam vertraut war. Immer schon war dies das Ziel aller Kreise gewesen, diesen Kontakt

zu suchen und aufzunehmen, vertraut und unspezifisch zugleich.
    Das alles war von den Frauen erwünscht, sie summten im Gleichklang mit dem Fremdvertrauten, um ihm mehr zu entlocken, es zu ergründenund ...
    Da geschah es.
    Lucba wusste nicht, wie, doch plötzlich leuchtete ein deutlich erkennbarer Gedanke in ihrem

Bewusstsein auf, der sich in Worten formte.
    »Wir sind es! Wir sind bei euch!«
    *
    Der Kreis fiel auseinander, und tatsächlich kippten einige Frauen haltlos zur Seite und

mussten gestützt werden.
    Zeira Conobim sank keuchend in sich zusammen.
    Lucba riss die Augen auf und sah sich verstört um.
    Nach dem kurzen Moment des Schreckens schwirrten Stimmen durch den Raum.
    »Habt ihr das auch gehört?«
    »Konntet ihr es verstehen?«
    »Das habe ich nie vorher erlebt!«
    »Was ist geschehen?«
    Lucba brachte kein Wort heraus, sie versuchte zu begreifen. Der Gedankenfluss war so leicht

dahingeströmt, sie war ohne Schwierigkeiten hineingetaucht - und nun das?
    »Beruhigt euch!«, erklang die erschöpfte Stimme der Kreisleiterin. »Wir müssen darüber

nachdenken. Es ist besser, keinen zweiten Versuch zu unternehmen. Bereitet euch auf heute Abend

vor.«
    »Aber was ist, wenn es erneut geschieht?«, fragte eine Frau. »Was sollen wir dann tun?«
    »Ich werde vorbereitet sein«, antwortete Zeira. »Ich werde euch führen, wie ich es immer tue.

Seid ohne Sorge. Dies ist ein Tag der Freude, das Fest der Frauen! Geht und feiert, wir treffen

uns zur festgelegten
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