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2574 - Das Lied der Vatrox

2574 - Das Lied der Vatrox

Titel: 2574 - Das Lied der Vatrox
Autoren: Susan Schwartz
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auf Verdunkelung, Vatar und Var wurden ausgesperrt, und abgesehen von der

indirekten Notbeleuchtung und der Konsole wurde es finster in der Halle. Sie nahm die

Fernsteuerung in die Hand und schritt in die Arena. Dann aktivierte sie die erste Simulation mit

Tastendruck. Sie hätte auch Sprachbefehle geben können, aber der Klang ihrer Stimme würde die

Erhabenheit nur stören.
    Nach wenigen Augenblicken erschien wie aus dem Nichts ein strahlender Lichtpunkt, der sich

rasch auffächerte und ausbreitete. Er begann zu rotieren und die gesamte Halle auszuleuchten,

streifte jeden einzelnen Sitz, schneller und schneller, bis das Licht einem Wasserfall gleich wie

ein dichter Vorhang herabströmte.
    Ja, so hatte sie es sich vorgestellt! Die Ausleuchtung war perfekt, könnte nicht besser sein.

Das Licht zog sich wieder zu einem Strahl im Zentrum zusammen, gleißend und funkelnd wie eine

Säule.
    Lucba schloss die Augen und öffnete ihren Geist.
    Wissen brach über sie herein, in rasender Folge sah sie Bilder vor sich, strömten

Informationen in ihren Verstand, deren Menge und Gehalt kaum aufzunehmen waren.
    Es war lediglich eine Simulation, doch sie kam der historischen Wahrheit sicher näher als

alles zuvor.
    Die Versuchung, vom Schnelldurchlauf auf die normale Präsentationsgeschwindigkeit zu schalten,

war groß, und vor allem die dokumentarischen Spielsequenzen mit einzufügen.
    Lucba musste sich zusammenreißen, um sich nicht zu verlieren. Sie überprüfte an verschiedenen

zufällig ausgewählten Stellen, ob die Synchronisierung funktionierte, und zwang sich, nicht zu

sehr auf die unglaublich lebensechte Darstellung zu achten.
    Da sie sich immer noch im Modus des Schnelldurchlaufs befand, hämmerten die Informationen

nunmehr so geballt auf sie ein, dass sie Kopfschmerzen bekam. Eine Nebenwirkung, die sich

hoffentlich bei normaler Geschwindigkeit nicht einstellte.
    Sie beendete den Durchlauf und rieb sich die Schläfen, während das Licht wieder erlosch und

die Dunkelheit ihr Regnum wieder aufnahm.
    Perfekt.
    Nur ein einziger Test blieb: Er würde die wahre Entdeckung ihrer Forschungen bilden und

enthüllen, worum es in Wirklichkeit ging: das, was sie niemandem zuvor offenbart hatte, nicht

einmal Usgan Faahr. Es war ihr schwergefallen, das vor ihm zu verbergen, doch niemand durfte

vorher davon erfahren, und welche Schlussfolgerungen Lucba daraus gezogen hatte.
    *
    Die Historikerin verharrte einige Atemzüge in der Dunkelheit, schärfte ihr Gehör in der Stille

für das, was folgen sollte.
    Sie aktivierte die nächste Simulation. Ruhig wartete sie.
    Kein Licht.
    Dann das Geräusch. Es war kaum mehr als ein leises Summen und Rauschen, das man normalerweise

nicht weiter wahrnahm, weil es im Hintergrund erklang. Dieses Geräusch war angenehm, beinahe vertraut und selbst bei längerer Dauer keinesfalls störend.
    Lucba Ovichat spürte, wie sich ihre Gesichtshaut schmerzhaft straff spannte, fast zum

Zerreißen. Ihr Puls pochte heftig im Handgelenk, sie musste es umklammern, weil es ihre Hand

schüttelte.
    Das ist es. Ich kann mich nicht irren!
    Die Akustik in dieser Halle war phänomenal. Und brachte genau das Ergebnis, das sie erwartet

hatte!
    Es war so weit. Sie hatte ihr Ziel erreicht. Für einen Augenblick schwindelte ihr, und sie

taumelte leicht. Nach all den Jahren, nach so vielen Misserfolgen, Stunden um Stunden des

Programmierens und Konstruierens, der Recherchen, der Zusammenstellung, Visualisierung und

Synchronisierung, der ...
    Aus Vermutungen und theoretischen Berechnungen war Realität geworden. Sie hatte in allem recht

gehabt.
    Lucba empfand in diesem Moment keinen Triumph, kein überwältigendes Glücksgefühl, wie sie es

erwartet hatte, sondern im Gegenteil eher lähmende Müdigkeit und Leere.
    Wie betäubt strichen ihre Fingerkuppen über die Fernsteuerung, und sie benötigte einige Zeit,

bis sie den richtigen Sensor zur Desaktivierung gefunden hatte.
    Die Verdunkelung fuhr zurück, und grelles Licht strömte durch die Kuppel herein. Die Sonne war

fast untergegangen, doch immer noch war es strahlend hell.
    Lucba ging steifen Schrittes zur Steuerkonsole und stützte sich schwer atmend darauf. Als

hätte sie ohne jegliche Ausrüstung den höchsten Berg im Dauerlauf erklommen und wäre gleichzeitig

um Jahrzehnte gealtert.
    Es ist geglückt. Aber wie wird es auf die Frauen wirken? Werden sie es ebenfalls

hören? Werden sie sehen, was ich gesehen
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