Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
252 - Die Schrecken der Medusa

252 - Die Schrecken der Medusa

Titel: 252 - Die Schrecken der Medusa
Autoren: Volker Ferkau
Vom Netzwerk:
der sich im Höhleneingang versteckt hatte, befand sich in höchster Gefahr.
    »Ein Mädchen!«, rief Aruula und rannte los.
    »Warte!«, versuchte Matt seine Gefährtin aufzuhalten.
    Tatsächlich kauerte in der flachen Felsöffnung eine junge Frau mit hellbraunen, zu vielen Zöpfen geflochtenen Haaren. Sie mochte nicht älter als zwanzig sein und hatte sich vermutlich in der Aushöhlung vor dem Sturm versteckt. Zwar hielt sie eine Axt in der rechten Hand, machte aber nicht den Eindruck, die Waffe benutzen zu wollen.
    Der Margoul schnappte mit seinen Zähnen nach dem Mädchen und schob sich stetig ein bisschen höher. Die junge Frau drückte ihren Körper an den Stein, machte sich flach und hatte vor lauter Panik aufgehört zu schreien. Nicht auszudenken, wenn sie abrutschte. Niemand würde ihr helfen können.
    Der Margoul drehte seinen massiven Schädel in Aruulas Richtung. Sie verharrte in angemessener Entfernung und zog die Aufmerksamkeit des Tieres auf sich, was Matt mit Argwohn beobachtete. Seine Erfahrung sagte ihm, dass auch so manches plump oder träge wirkende Tier blitzschnell reagieren konnte.
    Matt hob den Driller. Noch war das Biest zu dicht an der jungen Frau dran, als dass er einen Treffer mit einem Explosivgeschoss riskieren wollte, aber wenn es sich weiter auf Aruula zu bewegte…
    Die Kriegerin vom Volk der Dreizehn Inseln hatte ihn beobachtet und ahnte wohl, was er vorhatte. Sie hob die Linke und bedeutete ihm, nicht abzudrücken. »Nicht, Maddrax! Ich habe alles unter Kontrolle!«
    Matt ließ den Driller sinken. Zwar wusste er nicht, warum ihn Aruula von einem Blattschuss abhielt, aber sie hatte sicher ihre Gründe. Trotzdem hielt er sich in Bereitschaft; wenn es hart auf hart ging, würde er feuern.
    Der Margoul wirkte nicht nur träge, er war es auch. Auf See hatte er ihnen arg zugesetzt, aber jetzt wirkte er nur noch wie ein gestrandeter Wal. Die Geschmeidigkeit, die er im Wasser gezeigt hatte, die Wildheit und Jagdlust waren wie weggeblasen. Hinter der schnappenden Fassade war das Tier nicht schneller als ein Walross. Immer noch gefährlich, aber nicht so sehr, wie Matt befürchtet hatte.
    Der Margoul ließ sein ursprüngliches Opfer aus den Augen und stemmte sich auf den kurzen Beinen hoch. Er schob seinen Leib in Richtung Aruula, die hin und her sprang, als wollte sie ihn herausfordern wie ein Torero den Stier. Trotz der gefährlichen Situation musste Matt schmunzeln.
    Die Sonne schob sich hinter Wolken hervor. Es wurde immer heller und der Sand glitzerte weiß. Der nasse Leib des Wasserriesen trocknete und man sah, wie sich die Haut zusammenzog wie bei einem Regenwurm in der Sommerhitze.
    Die kleine drahtige Gestalt nutzte die Gelegenheit und sprang aus der Höhlenöffnung. Der Margoul fuhr herum. Knallend schlugen seine Zähne aufeinander, als er nach der Flüchtenden schnappte - und sie um gut zwei Meter verfehlte. Behände wie ein Reh lief das Mädchen davon, ohne ihren Rettern zu danken, und verschwand hinter einer Felsformation.
    Aruula verstaute ihr Schwert, drehte sich um und kam lässig zu Matt zurück geschlendert. »Das Monster wird noch genug leiden müssen, bis es wieder im Wasser ist«, sagte sie. »Wenn es sich nicht beeilt, trocknet die Sonne es aus.«
    »Warum wolltest du nicht, dass ich schieße?«, fragte Matt. Und wurde einmal mehr von ihrer Antwort überrascht.
    »Die Götter sollen entscheiden«, sagte Aruula. »Sie beobachten uns. Vielleicht besänftigen wir sie, indem wir ihre Kreatur verschonen. An Land ist der Margoul hilflos. Ihn zu töten wäre unnötig gewesen.«
    Matt hatte dazu zwar eine differenziertere Meinung, doch er nickte. »Man sollte eben immer in seinen Gefilden bleiben…« Er zog Aruula an sich. Über ihre Schulter hinweg beobachtete er, wie sich der Margoul den Strand hinunter Richtung Wasser kämpfte. Einigermaßen beweglich zwar, aber behäbig genug, um keine Gefahr mehr darzustellen.
    Für einen Moment schloss Matt die Augen und genoss Aruulas Wärme, Nähe und ihren Geruch. Dann kam ihm ein Gedanke, der ihn zusammenzucken ließ. Aruula sah ihn fragend an.
    »Vielleicht kam das Mädchen aus Gabriels Dorf«, sagte Matt. »Wir sollten ihr folgen!«
    »Du hast recht«, nickte Aruula. »Beeilen wir uns, solange ihre Fährte frisch ist!«
    Sie brachen auf. Aruula war geübt im Spurenlesen, und trotz des felsigen Geländes entdeckte sie immer wieder Hinweise, dass sie auf dem richtigen Weg waren.
    Die Natur zeigte sich karg, aber faszinierend. So weit
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher