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252 - Die Schrecken der Medusa

252 - Die Schrecken der Medusa

Titel: 252 - Die Schrecken der Medusa
Autoren: Volker Ferkau
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Figuren sahen aus, als würden sie jeden Moment erwachen und sich auf die Eindringlinge stürzen wollen. Dass die Kleidung der Dorfbewohner der Versteinerung entgangen war, verstärkte diesen Eindruck noch. Einige der Unglücklichen, die das Schicksal in einer unstabilen Bewegung ereilt hatte, waren umgestürzt und lagen im Sand.
    Und was Matt bereits befürchtet hatte, bewahrheitete sich: Er erkannte einen der Versteinerten wieder: Sir Ibrahim Fahka, den er damals in London kennen gelernt hatte. Es handelte sich also tatsächlich um das Dorf Leonard Gabriels, das sie gesucht hatten!
    Matt drängte das Grauen, das ihn überfallen wollte, zurück. Für einen Menschen des 21. Jahrhunderts war seine Psyche inzwischen erstaunlich flexibel geworden - eine Überlebensgarantie in dieser postapokalyptischen Zeit. »Wir schauen uns mal die Hütten an«, schlug er vor. »Vielleicht finden wir dort ja Hinweise darauf, was geschehen ist.«
    Er hatte den Satz kaum ausgesprochen, als sich ihnen vom Dorfrand her Menschen näherten. Sie waren bewaffnet, und es waren viele. Zwanzig, nein, knapp dreißig Krieger. Angesichts der Bögen und Speere wäre es töricht gewesen, zu fliehen. Matt hatte die Rechte instinktiv auf das Gürtelholster gelegt, verzichtete aber darauf, den Driller zu ziehen.
    Zuerst fiel ihm eine große stämmige Gestalt auf, die voranschritt, ein Mann Ende vierzig mit hellbraunen Haaren, die zu ähnlichen Zöpfen geflochten waren, wie sie es bei der jungen Frau am Strand gesehen hatten. Sein massiger Körper steckte in Hose und Oberteil aus Wildleder, seine freien Arme waren mit Tätowierungen bedeckt. Fast lässig schwang er eine Axt, deren Heft mit Lederriemen umwickelt war. Matt sah, dass dem bulligen Mann das linke Ohr fehlte. Dort, wo es sein sollte, befand sich ein schorfiger Krater.
    Er blieb etwa zehn Meter vor Matt und Aruula stehen. Neben ihn trat ein schmaler sehniger Mann, der die sechzig schon lange überschritten haben musste. Sein kahl rasierter Schädel glühte im Sonnenlicht. Das Gesicht wirkte bedrohlich, denn es war weiß gefärbt und die Augen waren schwarz umrandet. Er zog die Lippen auseinander und präsentierte ein gelbes Gebiss, dem die Schneidezähne fehlten. Sein roter Umhang wehte.
    Gerade wollte Matt eine Begrüßungsformel in der Art von »Wir kommen in Frieden« vom Stapel lassen, als er eine junge Frau bemerkte, die sich durch die Menge schob, neben den Hünen trat und ihm etwas zuflüsterte. Es handelte sich um das Mädchen, das um Haaresbreite dem Margoul zum Opfer gefallen wäre, wenn Aruula die Bestie nicht abgelenkt hätte.
    Es konnte nur von Vorteil sein, wenn sie zu dieser Gemeinschaft gehörte. Matt entspannte sich ein wenig, nahm die Hand vom Holster und sah zu Aruula, die nickte und ihr Schwert zurück in die Rückenkralle schob.
    Der Hüne grinste breit. »Sehr gut. Eine richtige Entscheidung, Fremde«, sagte er in gebrochenem Englisch und nickte zufrieden. Er gab seinen Leuten ein Zeichen, und ehe Matt und Aruula sich versahen, hatte man sie entwaffnet. Aruula knurrte wie eine Löwin, fügte sich jedoch, als Matt ihr zunickte.
    »Wir sind harmlose Reisende«, sagte Matt Drax. »Warum nehmt ihr uns unsere Waffen?«
    »Eine Vorsichtsmaßnahme«, antwortete der Hüne. Inzwischen hatten sich die Krieger um sie gruppiert, bedrohten sie aber nicht. »Ich bin Joonah, der Häuptling unseres Dorfes. Der Mann neben mir ist Braham, unser Schamane.« Er wies mit einer Kopfbewegung auf das hagere Weißgesicht. Dann deutete er auf die kleine Gestalt neben sich und fuhr fort: »Das ist meine Tochter Jolii. Sie sagt, ihr habt sie gerettet?«
    »Zumindest haben wir ein Meeresungeheuer von ihr abgelenkt, sodass sie flüchten konnte«, antwortete Matt.
    »Dafür bin ich euch zu Dank verpflichtet«, sagte der Häuptling. »Nennt uns eure Namen.«
    Matt stellte sich und Aruula vor.
    »Ah, ihr seid es…«, sagte Joonah und musterte Matt und Aruula, als würde er sie jetzt erst sehen. »Die Götter haben euch angekündigt!«
    Matt zog die Augenbrauen hoch. Schon wieder die Götter . Er wagte gar nicht zu Aruula zu schauen, um ihren »Ich-hab's-dir-doch-gesagt«-Blick nicht sehen zu müssen.
    Der Häuptling senkte die Axt und drehte sich zu seinen Leuten um. »Braham und ich wussten, dass die Fremden kommen würden«, sagte er mit erhobener Stimme. »Denn wir sind die Auserwählten der Götter. Im Sturmlied gaben sie uns ein Zeichen. Ich und Braham, wir wissen immer, was getan werden
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