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252 - Die Schrecken der Medusa

252 - Die Schrecken der Medusa

Titel: 252 - Die Schrecken der Medusa
Autoren: Volker Ferkau
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mehr als fünfhundert Jahren. Zu einer Zeit, als man den Golf noch gefahrlos überqueren konnte. Jetzt war alles anders geworden.
    Die Welle schlug über dem Boot zusammen. Aruula und Matt klammerten sich an den Segelbaum, der Fischer an das Steuerrad. Wasser drang Matt in Mund und Nase. Dann war die Welle vorüber. Ein föhniger Sommerwind, feucht und heiß, fauchte hinter ihr her, als wollte er sie fangen und fressen. Das Boot schlingerte, kippte nach Lee - und Aruula stürzte. Sie schlitterte mit nackten Beinen über die Planken und schlug Backbord an die Reling. Sie schüttelte die schweren Haare aus dem Gesicht und rappelte sich auf. Matt kümmerte sich um sie, aber alles war okay. Aruula war zäh wie eine Katze und genauso beweglich.
    »Wir sind gleich da!« Meikel wies über den Bug nach Westen. Dort erhob sich die raue Silhouette von Guernsey vor einem bleiernen Himmel, der sich langsam in ein kränkliches Gelb färbte.
    Neben dem Boot schäumte das Wasser und der Kopf eines haigroßen Fisches reckte sich in die Höhe. Weiße Zähne blitzten, Wasser lief aus dem riesigen Maul.
    »Ein Margoul!«, rief Aruula entsetzt. Matt hatte solch ein Tier noch nie gesehen; entfernt erinnerte es ihn an einen Shargator.
    Der Fischer befahl Matt, das Steuerrad zu halten. Er selbst nahm einen armdicken Stock mit einem Widerhaken an der Spitze und schlug damit auf den Margoul ein. Der grunzte dumpf und verschwand im Wasser.
    »Ist er unter uns?«, brüllte Matt gegen den Sturm an.
    »Ja, und wenn wir nicht aufpassen, wird er uns verschlingen!«, brüllte der Fischer zurück. »Diese Mistviecher lieben den Sturm!«
    Matt tauschte den Platz zurück, zog seinen Driller und feuerte in die aufgewühlte Wasseroberfläche.
    »Bringt nichts!«, rief Meikel. »Macht ihn nur wütender!«
    Tatsächlich spürte Matt, wie sich das Boot einen halben Meter in die Höhe hob, und ein dumpfer Schlag unter seinen Füßen zeugte vom Zorn des Untieres. Als wäre das nicht genug, schob sich eine weitere Welle auf das Boot zu. Sie bewegte sich wie in Zeitlupe, was Matt erschauern ließ, denn dies bedeutet nichts anderes, als dass die Welle noch weit entfernt und riesig groß war.
    »Runter! Runter auf die Planken!«, befahl der Fischer.
    Sie warfen sich hin und warteten. Das Donnern wurde lauter. Dann schlug das Wasser über dem Boot zusammen und überspülte es. Als Matt schon dachte, es würde niemals enden, als seine Lungen schmerzten und er nur noch mühsam dem Instinkt widerstand, Luft zu holen… war der Schrecken vorbei. Er japste, sprang auf und bemerkte, dass die Welle sie ein gutes Stück voran getragen hatte. Die Insel war nicht mehr weit entfernt.
    »Noch eine solche Welle übersteht mein Boot nicht!«, schrie der Fischer. »Wir müssen uns beeilen!« Seine Augen waren weit aufgerissen. Matt wusste, dass der Mann Angst vor der Insel hatte. Er behauptete, böse Mächte hätten Guunsay , wie er Guernsey nannte, mit einem dunklen Bann belegt. Was Matt natürlich als Aberglauben abtat, während Aruula durchaus nicht abgeneigt war, Meikel zu glauben. Obwohl sie schon so viele Jahre mit dem Mann aus der Vergangenheit zusammen war, blieb der Glaube an die Legenden und die Götter in ihr lebendig. Obwohl sie einerseits einen LKW fahren oder eine Laserwaffe abfeuern konnte, schüttelte es sie andererseits bei dem Gedanken, Wudan, der oberste Göttervater, könnte es schlecht mit ihr meinen.
    Der Fischer zog das Rahsegel hoch. Es knatterte im Sturm und sah aus, als wolle es jeden Augenblick zerreißen. Erneut bekam das Boot einen Schlag von unten ab; der Margoul war noch immer auf Jagd. Mit einem hohlen Kratzen schoben sie sich langsam über das Tier, doch als eine Böe direkt in die Segel fuhr, nahmen sie Fahrt auf. Ein Blitz zuckte aus dem Himmel. Als wäre dies das Zeichen gewesen, verebbte der Sturm und wurde innerhalb weniger Sekunden zu einem lauen Lüftchen. Ein weiterer Blitz spaltete das Firmament, gefolgt von einem Donnern, das Matt in den Ohren dröhnte.
    Eine Bucht tat sich vor ihnen auf, links und rechts begrenzt durch Felsen, über die das dunkelgrüne Wasser spülte. Hinter ihnen sprang die Fischbestie aus dem Wasser wie ein zorniger Orka. Ihre kleinen Beinchen streckten sich, als wollte sie ihre Opfer mit den scharfen Krallen greifen. Dann versank sie in der Tiefe.
    Aruula trat neben Matt. »Die Götter meiden diesen Ort…«, murmelte sie. Matthew legte seine Hand auf die ihre und schwieg. Tatsächlich strahlte Guernsey etwas
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