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251 - Der Taratzenkönig

251 - Der Taratzenkönig

Titel: 251 - Der Taratzenkönig
Autoren: Christian Schwarz
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vonne Sippe un viele Jahwe Buße tun. Pah.« Er spuckte aus. »Was is schlecht dwan, viele Wooms zu bespwingen, wenns denne gefallen tut? Unne Wudan is auch'n Gott. Pah.« [4]
    Traysi las in seinen Gedanken, dass er ein Auge auf sie geworfen hatte. Das war die Chance, auf die sie so lange gewartet hatte!
    »Nimm mich mit auf deiner Bußreise«, bat sie. »Möchte bei dir bleiben, hab keine Heimat. Dafür koche ich für dich und wärme dir dein Lager.«
    Grandlord Paacival war begeistert und ließ sich nicht zweimal bitten.
    Blieb nur noch das Problem mit der Netaratze - das im Grunde kein Problem war. Traysi rief um Hilfe, und als die zottige Bestie herangaloppiert kam und sich auf Paacival stürzen wollte, lief sie direkt in dessen Schwert.
    Über ein Jahr zog Traysi mit Paacival durch den Süden Britanas. Sie war glücklich, ordnete sich ihm unter und faszinierte ihn dermaßen, dass er sie auch mitnahm, als er zu seinem Stamm nach Landán-Tschelsi zurückkehrte. Dort musste er erst einmal seinen Sohn Wichaad aus dem Weg räumen, der ihn als Grandlord beerbt hatte. Nun stand einer erneuten Führerschaft nichts mehr im Wege.
    Traysi tat das, was sie immer getan hatte: Sie spionierte die Lords aus und versorgte Paacival mit Informationen. Schon bald wurde sie auch bei ihrem neuen Stamm als Hexe gefürchtet. Niemand traute sich an sie heran.
    Druud Alizan, der Schamane des Dorfes, der sie als unliebsame Konkurrenz betrachtete, wiegelte die Biglords gegen sie auf. Um einer erneuten Verbannung, vielleicht sogar dem Tod auf dem Scheiterhaufen zu entgehen, musste Paacival wohl oder übel zustimmen, die Hexe Hrrneys Rudel zu überlassen, das im Gegenzug die Lords fortan in Ruhe ließ.
    So kam Traysi zu den Taratzen - und überlebte wider Erwarten dank ihrer Fähigkeit, deren König für sich einzunehmen. Doch diesen Vorteil drohte sie nun einzubüßen, seit die Doppelsicht ihre Konzentration schwinden ließ und die daraus resultierenden Kopfschmerzen sie langsam in den Wahnsinn trieben.
    Ihre letzte Hoffnung war wiederum ein Mann, der unvermittelt in ihr Leben getreten war.
    Diesmal hieß er Rulfan.
    ***
    HQ der Demokraten, September 2525
    Claudius Merylbone und Mars Hawkins hatten zwar nach dem verheerenden Überfall der Taratzen die Stromaggregate, die den Zaun speisten, wieder zum Laufen gebracht, doch darauf allein wollte man sich nicht mehr verlassen. Zumal fünf Maschinengewehre fehlten; die Taratzen hatten sie aus den Lafetten gebrochen und mitgenommen. In fieberhafter Eile zogen die Demokraten nun zusätzlich Stacheldraht um das Haus, in dem sie wohnten. Bis plötzlich Valery Heath den Kopf aus einer Luke des EWATs streckte.
    »Lady Warrington!«, rief sie aufgeregt. »Ich bekomme ein Peilsignal! Rulfan ist wieder aufgetaucht!«
    Warrington ließ erschöpft den Hammer sinken und wischte sich den Schweiß von der Stirn. »Sofort anpeilen!«, befahl sie. »Wir müssen unseren wertvollen Gefangenen unbedingt zurückholen.«
    Es war ihrer Voraussicht zu verdanken, dass sie diese Möglichkeit überhaupt hatten: Sie hatte Rulfan nach dessen Gefangennahme unter Narkose einen Peilsender hinter dem Ohr implantieren lassen. Gabriels Sohn ahnte nicht, dass sie ihn jederzeit orten konnten - sofern er sich über der Erde befand. Die lange Funkpause ließ vermuten, dass er sich bis jetzt im Nest der Taratzen aufgehalten hatte.
    Lady Warrington deutete auf Valery und Claudius. »Sie bleiben hier und sichern die Anlage. Schießen Sie auf alles, was sich bewegt, verstanden?«
    »Jawohl, Lady.«
    »Mars, Samuel, Sie kommen mit mir. Starten, wenn bereit!«
    Josefine Warrington stieg in den EWAT und setzte sich vor das Frontkuppel-Display. Gottlob funktionierte wenigstens die Elektronik des Earth-Water-Air-Tanks noch, auch wenn sie gelegentlich schwächelte.
    Mars Hawkins klemmte sich hinter die Instrumentenkonsole des Navigators. Mit Hilfe der Bordhelix und der detaillierten Stadtkarte Londons gelang es ihm, Rulfans Standort auf den Meter genau zu bestimmen. »Er bewegt sich vom Regent's Park südöstlich, ist gerade in der Portland Piece. Sein Ziel scheint der Regierungsbunker zu sein!«
    Josefine Warrington schnaubte verächtlich. »Was denn sonst? Er hat sich mit den verfluchten Taratzen verbündet und öffnet ihnen den Bunker. Er ist wirklich um keinen Deut besser als sein Vater.«
    »Nuklearreaktor auf Betriebstemperatur«, meldete Samuel Armadie von Pilotensitz her.
    »Worauf warten Sie dann noch?«, blaffte Warrington.
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