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2492 - KOLTOROC

2492 - KOLTOROC

Titel: 2492 - KOLTOROC
Autoren: Uwe Anton
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dem Krankenbett die Posbi Jawna Togoya, die als Koko-Interpreterin und Verbindungsoffizier zwischen Posbis und Terranern ebenfalls psychologisch bewandert war. Atlan mochte sie nicht; sie war ihm zu exzentrisch. Ihr Plasmateil musste entweder krankhaft oder genial sein, und er war in dieser Hinsicht noch zu keiner Schlussfolgerung gelangt.
    Er nickte den Betreuern zu. Sie musterten ihn verstohlen, fast ein wenig vorwurfsvoll. Ronald Tekener hatte viel Zeit in der Medostation verbracht, bei Inkadye gewacht, er hingegen hatte sich seltener hier blicken lassen. Er hatte ein Schiff zu führen, zumindest ein Drittel davon.
    Auch in dieser Hinsicht war er ehrlich zu sich. Er war als ehemaliger ar-konidischer General Pragmatiker. Natürlich hoffte er, dass es den Spezialisten gelingen würde, Inkadye zu retten. Aber er gestand sich ein, dass es ihm auch um Informationen ging, während die Mediker in erster Linie um Inkadyes Leben besorgt waren.
    »Die Lebenszeichen werden immer schwächer«, flüsterte Hery-Ann Taeg ihm ins Ohr. »Es ist nur noch eine Frage von Stunden, wenn nicht sogar Minuten.«
    Atlan setzte sich schweigend neben das Medobett und tastete über der Thermodecke nach Inkadyes Hand darunter - und zuckte zurück, als die Sorgorin die Augen aufriss.
    *
    Der Arkonide glaubte, auf zwei große, tiefblaue, strahlende Murmeln zu schauen, deren Blick sich auf ihn fixierte und bis tief in sein Innerstes zu dringen schien. Die weit hervorstehenden Augen waren starr, standen aber weit genug seitlich vom Kopf, dass die Sorgorin gut den halben Raum überblicken konnte. Dennoch hatte er den Eindruck, sie würde nur ihn wahrnehmen.
    »Je näher dem Ende«, flüsterte Inkadye mit schwacher Stimme, »desto klarer werden meine Erinnerungen an KOLTOROC. Gerade waren sie noch blockiert, doch jetzt ...«
    Atlan drückte Inkadyes Hand unter der Decke. Ungehalten verlagerte er sein Gewicht, als Hery-Ann Taeg ihn zur Seite zu schieben versuchte, um besser an ihre Patientin heranzukommen. »Ich verstehe das nicht«, hörte er die Medikerin leise flüstern, bevor sie sich dann mit voller Konzentration ihren Instrumenten widmete.
    Atlan hingegen glaubte es durchaus zu verstehen. Er hatte in seinem langen Leben schon oft beobachtet, dass ein Sterbender unmittelbar vor seinem Tod noch einmal alle verbliebenen Kräfte zusammennahm und sein Zustand sich zu bessern schien.
    Aber immer nur kurzfristig, vorübergehend und unmittelbar vor dem Ende ...
    Er spürte, dass die Sorgorin den Druck seiner Hand erwiderte. Aber die Bewegung war schwach.
    »Wir ... tun für dich, was wir können«, sagte er. »Kannst du uns helfen? Kannst du uns sagen, was dir fehlt, damit wir ... «
    Die Sorgorin lachte heiser auf. »In solch einem Augenblick kann niemand einem helfen. Das muss jeder allein für sich durchstehen. Mach dir nichts vor und vor allem mir nicht.«
    Atlan schwieg, drückte nur die Hand etwas fester.
    »Ich spüre es. Je näher ich dem Tod komme, desto mehr Informationen fließen in mein Gehirn. Über meine Vergangenheit als Ewige Gefangene und Dienerin KOLTOROCS ... Ich bin dir unwichtig«, fuhr sie dann fort. »Du willst nur erfahren, was ich weiß.«
    Verdammt, dachte der Arkonide. Bin ich so leicht zu durchschauen?
    »Ich empfinde Mitleid für jedes gequälte Wesen. Aber deine Informationen können mir helfen, meine Galaxis vor einem Schicksal in Knechtschaft des Chaos zu bewahren. Entscheide selbst, woran ich Interesse haben darf. Und ... ich verdanke einem aus deinem Volk die Unsterblichkeit«,  fuhr er fort.
    »Und du hast die Aura«, wisperte Inkadye. »Selbst in meinem Zustand spüre ich sie noch.«
    »Ich war einmal ein Ritter der Tiefe«, bestätigte er. »Aber das ist schon lange her.«
    »Lange?«, fragte Inkadye. »Was bezeichnest du als lange? Entscheide selbst, nachdem du meinen Bericht gehört hast. Ich will dir erzählen, was ich erlebt habe. Und ich will hoffen, dass ich dir alles erzählen kann, was ich weiß, bevor ich sterbe.«
    »Ich ... höre dir zu«, sagte Atlan, obwohl er bezweifelte, dass die Sorgorin ihren Bericht vor ihrem Tod vollenden konnte. Boten der Hohen Mächte erzählten niemals alles, was sie erzählen konnten.
    »Es ist meine Geschichte und die meiner Beziehung zu KOLTOROC«, sagte sie geistesabwesend, als stünde sie unter Hypnose. »Und es ist die Geschichte von KOLTOROCS Entstehung, soweit sie mir bekannt ist.«
    Bitte stirb nicht, dachte Atlan. Nicht, bevor du deine Geschichte erzählt
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