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2492 - KOLTOROC

2492 - KOLTOROC

Titel: 2492 - KOLTOROC
Autoren: Uwe Anton
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November 1347 NGZ
    »... ich würde die Herausforderung annehmen.«
    Als Inkadye schließlich verstummte, war Atlan klar, dass ihre Geschichte aus tiefer Vergangenheit ein Ende gefunden hatte. Er betrachtete sie, ließ den Blick über ihr fremdartiges und mittlerweile so vertrautes Gesicht gleiten.
    Es entspannte sich. Sie schlief wieder ein.
    Vielleicht endgültig, nun, da sie erzählt hatte, was sie erzählen wollte ... oder musste.
    Er versuchte, die Geschichte zu verarbeiten, die er soeben gehört hatte. Was für eine Enthüllung - wenn Inkadye recht hatte, handelte es sich bei KOLTOROC nicht, wie bisher angenommen, »bloß« um einen Heerführer der Terminalen Kolonne, um einen Chaopressor von vielen, sondern um den zentralen Ankerpunkt von TRAI-TOR. Aber vielleicht überschätzte sie ihn auch. Wer wollte behaupten, die Kolonne bestünde lediglich aus dem, was sie von ihr gesehen hatten?
    Um alles in Ruhe zu durchdenken, würde er einige Tage brauchen. Zu groß waren die Implikationen dessen, was er erfahren hatte.
    Er gestand sich ein, dass er tiefes Bedauern spürte. Inkadye war nun nicht mehr nur eine gesichtslose Botin der Hohen Mächte für ihn, sondern ein Wesen, mit dem er über 70 Millionen Jahre gebangt und gelitten hatte. Er kannte sie nun.
    Und wünschte sich, dass sie leben würde.
    Er zuckte zusammen, als er eine Berührung auf seiner Schulter spürte, und drehte sich langsam um.
    »Die Sorgorin ist über den Berg«, sagte Hery-Ann Taeg leise. »Es besteht keine Lebensgefahr mehr.«
    Atlan atmete unwillkürlich auf. Nun, nachdem sie ihre Geschichte beendet hatte, war ihre Existenz vielleicht sinnlos geworden. Sie hatte ihre letzte Kraft verbraucht, um einen ehemaligen Ritter der Tiefe über KOLTOROC zu informieren. Was für einen Grund hatte sie nun noch, ihr Leben fortzusetzen?
    70 Millionen Jahre nach der Zeit, da die Kosmokraten sie in dieses Universum geschickt hatten?
    »Ihre Werte haben sich stabilisiert«, fuhr die Medikerin fort. »Sie ist in eine Art tiefen Schlaf gefallen, der jedoch von unseren Exo-Medikern in einen Heilschlaf verwandelt werden kann. Die Nachwirkungen solcher tagelangen Erzählungen kennst du ja, sie entlasten den Geist. Und die Mutanten haben die Sorgorin endgültig stabilisiert. Wie es aussieht, wird Inkadye überleben!«
    »Wann wird sie erwachen?«
    Die Leiterin der Medizinischen Abteilung der SOL zuckte die Achseln. »In einer Stunde, einem Tag, einem Jahr?«
    Atlan nickte. So unbefriedigend diese Auskunft war, so froh war er, sie erhalten zu haben.
    *
     
    »Inkadye schläft also noch immer?«, fragte Ronald Tekener.
    »Ja«, sagte Atlan. »Aber ihre Werte haben sich endgültig stabilisiert. Trim Marath hat das Wunder vollbracht, das man von jedem von uns Unsterblichen erwartet, auch wenn wir über keine Psi-Fähigkeiten verfügen.«
    Sie hatten sich in seiner Kabine zusammengefunden, einem der wenigen Orte, wo sie wirklich ungestört miteinander sprechen konnten.
    Tek schüttelte den Kopf. »Man hat keine Wunder von uns erwartet.«
    Atlan lächelte schwach. »Man erwartet immer Wunder von uns.«
    »Wann wird sie erwachen?«, wechselte Tek das Thema.
    Der Arkonide zuckte die Achseln. Vier ... oder nein, fünf Tage waren verstrichen, nachdem Inkadye ihren Bericht abgeschlossen hatte. Man schrieb den 10. November 1347 NGZ Bordzeit, kurz nach Mitternacht. »Wie hat Hery-Ann gesagt? In einer Stunde, einem Tag, einem ... «
    Er hielt inne. Zuerst hatte er es gar nicht bemerkt, so alltäglich, so normal war es für ihn geworden.
    Aber plötzlich war es nicht mehr da. Seine Gedanken flossen wieder viel leichter.
    Er sah Tekener an.
    »Ja«, sagte der Smiler. »Ich spüre es auch.«
    Von einer Sekunde zur anderen war das Vibra-Psi, das sie bislang jede Sekunde in der Kernzone Hangays intensiv gespürt hatten, nicht mehr vorhanden.
    Es wirkte nicht mehr. Es war ... weg!
    »Was ist passiert?«, fragte Tek. Atlan zuckte die Achseln. Im nächsten Augenblick erklang der Alarm.
    »SENECA?«, fragte der Arkonide.
    »Soeben erhebt sich ein gewaltiger Hypersturm, wie wir ihn so kaum jemals erlebt haben.«
    »Wo? Ist das Schiff in Gefahr? Sollten wir Schutz in irgendeinem Sonnensystem suchen?«
    »Das wüsste ich aber«, erwiderte der Bordrechner. »Dort hätten wir ebenfalls Schwierigkeiten, ihn zu überstehen. Ich habe bereits einen Ausweichkurs berechnet.«
    »Ausführen«, sagte Atlan.
    »Schon geschehen.«
    Atlan sah Tekener an. »Empfindsame Naturen würden jetzt gewiss in
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