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2492 - KOLTOROC

2492 - KOLTOROC

Titel: 2492 - KOLTOROC
Autoren: Uwe Anton
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Offenbar handelte es sich dabei um eine Art Stadt, die nicht mehr aus der Galaxis Serdragon stammte, sondern eine Neukonstruktion darstellte.
    Eine Reaktion auf die Kritik des Chaotarchen, vermutete Inkadye. Ein erster Schritt der Entwurzelung, den KOLTOROC für sich selbst in die Wege leitet ... Wenngleich er, wie schon der Name verriet, dabei weiterhin am Dualen Prinzip festhielt.
    Sosehr Inkadye sich auch bemühte, ganz gleich, was sie versuchte, sie bekam die Duale Metropole nie zu Gesicht. Immer nur Einzelheiten, spärliche Details, winzige Ausschnitte, die sie in keinen Zusammenhang bringen konnte.
    Weshalb wollte die Superintelligenz ihr nicht zeigen, was sie da entwickelte? Was verheimlichte sie ihr? Und warum hatte sie sie dann überhaupt erst darauf aufmerksam gemacht?
    *
     
    Weitere Jahrzehnte lang sah und hörte Inkadye nichts von ihrer Schöpfung. Offensichtlich war KOLTOROC in Sachen Terminale Kolonne anderweitig gebunden, in irgendeinem Feldzug um irgendeine Negasphäre irgendwo im Multiversum unterwegs. Die Sorgorin ließ in ihren Bemühungen, mehr über die Duale Metropole zu erfahren oder gar dorthin zu gelangen, nicht nach, zog alle Register, bot ihren gesamten Trickreichtum auf, den sie sich im Ewigkeiten währenden Umgang mit KOLTOROC erarbeitet hatte.
    Die Versuche steigerten sich zu einer fixen Idee in ihr: Sie wurde die verrückte Hoffnung nicht los, von der Dualen Metropole aus - wie auch immer diese aussehen mochte! – vielleicht KOLTOROC zu vernichten.
    Und damit auch ihre eigene ewige Gefangenschaft zu beenden.
    Viele Register und Tricks waren es ohnehin nicht. Sie war weiterhin die einzige Bewohnerin der Lichtstadt und hatte keinen Zugang zu den relevanten Systemen. Wurde sie in ihren Bemühungen zu energisch, riefen Roboter sie höflich, aber bestimmt zur Ordnung.
    Nach   einigen   weiteren   Jahren wünschte sie sich, KOLTOROC hätte sie wieder in Tiefschlaf versetzt.
    *
     
    Das alles änderte sich, als sie den anderen Gefangenen in der Lichtstadt entdeckte. Es war tief in den untersten Gewölben Paragors, die Inkadye noch nicht hatte erkunden können, trotz all der Jahrhunderte, die sie schon hier zugebracht hatte.
    Als sie das Geräusch hörte, glaubte sie zuerst, es stamme von irgendeiner Maschine, doch dazu war es zu unregelmäßig. Aber es war leise, kaum wahrzunehmen, und fast hätte sie es für unwichtig befunden und ignoriert. Geräusche gab es viele in der Lichtstadt.
    Andererseits ... sie hörte ein seltsames Scharren und Schmatzen, dann wieder ein Klackern, untypisch für die rhythmische Arbeit einer Maschine und immer wieder unterbrochen von Phasen der Stille.
    Sie überlegte es sich anders und ging in die Richtung, in der sie die ungewöhnlichen Töne vermutete. Sie wurden lauter; vor allem das Klacken steigerte sich schnell zu Getöse.
    Der nur von einer Notbeleuchtung erhellte Gang endete vor einer Tür aus so hell schimmerndem Stahl, dass Inkadye unwillkürlich vermutete, sie sei nachträglich und erst vor Kurzem eingebaut worden.
    Sie war verschlossen, doch als die Sorgorin eine Hand auf das Öffnungspanel legte, ertönte ein leises Klacken, und die Tür glitt geräuschlos zurück. Verwundert knisterte Inkadye mit der Atemöffnung.
    Ein Schwall heißer, giftig riechender Luft schlug ihr entgegen. Sie musste würgen, versuchte, nur ganz flach zu atmen.
    Zögernd trat sie in den Raum und erblickte ein unglaubliches Chaos. Überall lagen technische Gegenstände verstreut, große und kleine, neue und alte, über deren Sinn und Zweck sie nur Vermutungen anstellen konnte. Doch in der Mitte der grottenähnlichen Zelle, da ...
    »Unmöglich«, flüsterte sie.
    ... stand ein zwei Meter hoher Käfig auf einem halben Meter hohen Podest, der sie auf den ersten Blick an einen Transmitter erinnerte.
    »Ich träume! Das ist eine Falle!« Sie sah sich in der Zelle um, konnte jedoch kein Lebewesen ausmachen. Der Gestank, der noch immer Übelkeit in ihr erregte, stammte offensichtlich von einem zähen Schleim, der sämtliche Wände und die Decke bedeckte.
    Und auch den Boden, verriet ihr das zähe Platschen, das jeden ihrer Schritte begleitete.
    »Ist hier jemand?«, rief sie.
    In die fast farblose Gallerte an den Wänden geriet Bewegung. An mehreren Stellen verdickte sie sich, floss herab und vereinigte sich auf dem Boden zu einer schwabbeligen Masse, die versuchte, eine Gestalt zu bilden - eine humanoide Gestalt, die eine gewisse Ähnlichkeit mit Inkadye nicht verleugnen
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