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2492 - KOLTOROC

2492 - KOLTOROC

Titel: 2492 - KOLTOROC
Autoren: Uwe Anton
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Ariel.
    Und dann um sie. Als hätte KOLTO-ROC die Abschirmung bewusst zurückgefahren, damit sie Zeugin dessen werden konnte, was nun verhandelt wurde. Es waren keine Wörter, die sie hörte, keine Sätze, sondern Eindrücke, die sie auf ihre Art und Weise interpretierte.
    Ist das ein Anfall von Wahnsinn? Ich billige ganz und gar nicht die Tatsache, dass du deine Gefangene zur Zeugin dieses Ereignisses machst! Ich billige ganz und gar nicht, dass du an diesem unbedeutenden Geschöpf festhältst! Und ich billige ganz und gar nicht deine Instabilität, die dir abverlangt, dich in derart niedriger Weise der Dienste einer Sterblichen zu bedienen ... selbst wenn sie eine Gefangene aus dem Dienst der Kosmokraten sein mag!
    KOLTOROC erwiderte nichts darauf, doch die Sorgorin spürte seine Besorgnis.
    Es wird Zeit, dass du als Chaopressor die Verwurzelungen zu deiner nun viele Jahrmillionen zurückliegenden Vergangenheit zu kappen beginnst! Denn Wurzeln bedeuten nicht nur Sicherheit, sie bedeuten auch Verwundbarkeit!
    *
     
    KOLTOROC schickte sie nach der
    Zusammenkunft in der Neganen Stadt nicht wieder in den Tiefschlaf, sondern ließ sie die Lichtstadt durchstreifen.
    Diesmal über Jahrhunderte hinweg, in denen sie wieder keinen Tag zu altern schien.
    Noch während des Rückflugs zur Lichtstadt hatte Inkadye allerdings bemerkt, dass sich KOLTOROCS Einstellung zu ihrer Person zu verändern drohte. Sie spürte die Erleichterung der Superintelligenz, das Gespräch mit Xrayn unbeschadet überstanden zu haben, aber auch den maßlosen Zorn, den er wegen des Tadels empfand. Doch da war vielleicht noch mehr. War es dem Chaotarchen tatsächlich gelungen, die Dinge in einem anderen Licht aufzuzeigen, KOLTOROC zum Umdenken zu veranlassen? Dass ihre Schöpfung wankelmütig war, vielleicht wegen seiner Genese sogar am Rand des Wahnsinns wandelte, war ihm im Verlauf der Jahrmillionen nicht verborgen geblieben.
    Sie bezweifelte, dass KOLTOROC die imaginären Fesseln seiner Entstehungsgeschichte, das Duale Prinzip, jemals abstreifen konnte. Aber er war durchaus imstande, seine Schöpferin fallen zu lassen, wenn er sich Vorteile davon versprach.
    Nach einigen weiteren Jahrhunderten in der Lichtstadt Paragor, während derer sie in keinerlei Weise weiter in KOLTOROCS Planungen oder Vorhaben einbezogen wurde, hatte es für sie fast den Anschein, als habe die Superintelligenz sie vergessen.
    Dem war nicht so, da machte sie sich nichts vor. Aber sie hatte sich von ihr zurückgezogen.
    Sie nahm ihr altes Ziel wieder in Angriff, KOLTOROC zu sabotieren oder aus seiner Kerkerhaft zu entkommen, und begann von Neuem, Pläne zu wälzen und die Möglichkeiten auszuloten, die die Lichtstadt ihr bot.
    Wie vor Jahrmillionen kam sie keinen einzigen Schritt voran.
    Bis sie irgendwann einmal die Kommunikationseinrichtungen der Lichtstadt überprüfte, die ihr seit Urzeiten vertraut waren, und feststellte, dass sie noch immer keine Nachrichten nach draußen schicken, aber immerhin eintreffende Botschaften öffnen konnte.
    *
     
    Es waren die seltsamsten Mitteilungen, die sie empfing, Berichte über Fortschritte bei der Installation von Kolonnen-Instanzen wie eben den Terminalen Herolden und Koda Ariel, über die KOLTOROC mit Xrayn gesprochen hatte. Anfangs hatte sie mitgehört, ohne die Begriffe zu verstehen, doch im Lauf der Zeit wurde sie praktisch zu einer Expertin für den organisatorischen und hierarchischen Aufbau TRAITORS, den KOLTOROC vollzog.
    Ihre Ausbildung bei den Kosmokraten kam ihr dabei zugute. Die Dossiers verschafften ihr zwar Einblick in die Strukturen, die die Superintelligenz entwickelte, gingen aber nie so sehr ins Detail, dass sie Informationen erhielt, die sie für ihre Befreiung nutzen konnte.
    Nach einigen Jahren konzentrierten sich die meisten Meldungen darauf, dass KOLTOROC offensichtlich einen Ersatz für die Lichtstadt erbauen ließ, und Inkadye wurde klar, warum er die Einrichtungen der Kommunikationszentrale zumindest zum Teil für sie freigegeben hatte.
    Er wollte ihr etwas sagen, aber er wagte nicht, es direkt zu tun.
    Die Sorgorin atmete entrüstet so tief ein, dass der Filter vor ihrer Atemöffnung heftig knisterte. Eine Superintelligenz mit einer ungeheuren Machtfülle wagte es nicht, sie persönlich über eine wichtige Entwicklung zu informieren!
    Sie entnahm den Berichten, dass KOLTOROC offensichtlich schon seit einigen Jahrhunderten eine sogenannte Duale Metropole erbauen ließ. Was auch immer das bedeuten mochte.
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