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2492 - KOLTOROC

2492 - KOLTOROC

Titel: 2492 - KOLTOROC
Autoren: Uwe Anton
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aufgesaugt!
    Sie versuchte verzweifelt, Kontakt mit dem Kommandanten ihres Walzenschiffs zu bekommen, obwohl sie von vornherein wusste, dass es aussichtslos sein würde.
    Nein, dachte sie, so verzweifelt, so achtlos können die Kosmokraten doch nicht sein!
    Sie wusste, was geschehen war.
    Und dass es keine Rettung, keine Zuflucht für sie gab.
    Sie glaubte, ein Geräusch zu hören, das die Außenmikrofone ihres Anzugs aus der Finsternis zu ihr herantrugen. Ein tiefes, dunkles Grollen, das sich zu einem wütenden Geschrei steigerte.
    Zu den Schreien mächtiger, großer Raubtiere, die jeden Moment angreifen würden.
    Angst stieg in ihr empor, Angst, die sie kaum unter Kontrolle halten konnte. Einen Moment lang fürchtete sie, die Kontrolle zu verlieren, wahnsinnig zu werden.
    Nein, redete sie sich ein. Bleib ganz ruhig. Das sind normale Phänomene. Und der Angriff kann nicht gelingen!
    Aber sie konnte bei ihm durchaus das Leben verlieren. Und würde es wohl auch, wurde ihr klar. Damit würde der Angriff durchaus einen Sinn haben. Damit wäre das Projekt Koltoroc gescheitert, bevor es überhaupt richtig begonnen hatte.
    Obwohl es völlig finster blieb, glaubte sie zu sehen, wie sich in der Schwärze etwas noch Schwärzeres bildete, ein Schemen, eine Schliere, ein Streifen. Die Dunkelheit schien sich zusammenzuziehen, eine Form auszubilden, einen Körper.
    Den einer geduckten Raubschimäre, sprungbereit, eine Pranke zum Schlag gehoben. Ein Maul, das größer war als Inkadye und sie mit einem Biss verschlingen würde.
    Einen Atemzug lang war sie halb wahnsinnig vor Angst.
    Aber nur einen Atemzug lang, dann setzte ihre Denkfähigkeit wieder ein, und sie versuchte, sich zur Ruhe zu zwingen.
    Das Element der Finsternis, dachte sie. Offensichtlich waren die Chaotarchen keineswegs gewillt, dass sich auf dem durchaus bedeutenden Schauplatz Serdragon die Dinge im Sinn der Kosmokraten-Helfer entwickelten.
    Frieden in Serdragon lag nicht in ihrem Interesse!
    Inkadye war klar, was geschehen sein musste. Stellvertreter des Chaos mussten einen höchst speziellen Agenten entsandt haben, dessen Aufgabe es war, die sich anbahnende Verständigung zwischen den Auper'como und dem Kollogom zu unterbinden.
    Und dieser Agent konnte nur das Element der Finsternis sein.
    Das Element der Finsternis, dachte sie erneut, während sie die Arme ausstreckte, nach Jocashn griff, der direkt neben ihr stehen musste, ihn aber nicht ertasten konnte. Das Element der Finsternis ...
    Niemand wusste genau, was es wirklich war. Zumindest niemand auf ihrer Ebene. Sie konnte nicht einmal mit Sicherheit sagen, ob es lebte oder nicht. Es stammte aus jener frühen Zeit, ehe das Universum entstand. Es stellte eher einen Zustand als ein tatsächliches Wesen dar und manifestierte sich als Phänomen, das sämtliche Strahlung - ob nun normal- oder hyperenergetischer Natur - absorbierte.
    Sie hatte es von der ersten Sekunde an als Gesandten der Chaotarchen erkannt. Doch was konnte sie tun, als die Finsternis sie und alles andere in der Lichtstadt Paragor umfing?
    Nichts. Sie konnte nur abwarten, was geschehen würde, und hoffen, den Angriff zu überleben.
    Was wahrscheinlich nicht geschehen würde.
    Zweifellos hatte die Finsternis den Auftrag bekommen, die Schiedsinstanz Koltoroc fortzunehmen und zu verschlingen. Und das würde sie tun. Daran konnte nichts und niemand sie hindern.
    Inkadye versuchte, sich zu bewegen, einen Schritt zu tun, doch sie geriet sofort ins Taumeln, stolperte hilflos, verlor jegliche Orientierung. Einen Moment lang keimte die wahnwitzige Hoffnung in ihr empor, sie würde zufällig gegen Jocashn prallen, der ihr in den langen Jahren in Serdragon ein guter Gefährte geworden war: Doch da war nichts, nur Luft und Dunkelheit.
    Vielleicht nicht einmal mehr Luft. Vielleicht war das Atmosphärenfeld über dem Landeplatz schon längst zusammengebrochen, hatte sich einfach aufgelöst wie so vieles, was die Finsternis mit sich riss.
    Nicht einmal an Jocashn werde ich mich in den letzten Augenblicken meines Lebens festhalten können, dachte Inkadye mit überwältigender Traurigkeit. Denn sie hatte nun nicht mehr den geringsten Zweifel, dass sie in diesem Augenblick sterben würde, in der erloschenen Lichtstadt. Sie, Inkadye, war das letzte und einzige Licht in der Finsternis. Sie, Ausdruck der nun verlorenen Hoffnung, die die Kosmokraten in sie gesetzt hatten.
    Sie schrie auf, als die Dunkelheit plötzlich von einem grellen Licht zerrissen wurde, das ihr
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