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2492 - KOLTOROC

2492 - KOLTOROC

Titel: 2492 - KOLTOROC Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Anton
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nach dem anderen explodieren.
    Sie konnte sich noch immer nicht bewegen. Dieser Zustand war nicht normal. Nicht das Entsetzen lähmte sie, dafür war sie von den Kosmokraten viel zu gut ausgebildet worden, sondern irgendetwas anderes.
    Koltoroc ... ? War er wirklich schon so mächtig?
    Du, vernahm sie den Gedanken direkt in ihrem Verstand. Du bist meine Mutter. Eine meiner Mütter. Ich habe drei, und zwei davon sind übermächtig, doch du bist diejenige, der ich alles verdanke. Deshalb wirst du die einzige Überlebende sein, die es an diesem Tag gibt. Du, die Sorgorin Inkadye.
    Die Stimme verklang und blieb trotzdem in ihrem Geist bestehen.
    Koltoroc, dachte sie. Er ist sich seiner bewusst geworden.
    Und sie wusste, dass ihn nichts, aber auch gar nichts mehr aufhalten konnte.
    *
     
    Du wirst etwas für mich tun, dachte Koltoroc, als der Himmel über ihr wieder ruhig und dunkel geworden war.
    Das bloße Aufkommen des Gedankens genügte, damit Entsetzen in Inkadye aufkeimte, gepaart mit einem fast noch schrecklicheren Gefühl - dem völliger Hilflosigkeit. Die Stärke der fremden Anwesenheit in ihrem Verstand raubte ihr fast die Besinnung. Sie wusste, sie würde tun, was Koltoroc von ihr verlangte, sosehr sie es auch verabscheute und sich dagegen zur Wehr setzte. Aber die unfassbare Enti-tät war einfach zu mächtig.
    Er ist doch gerade erst erwacht, dachte Inkadye. Wieso bin ich ihm nicht gewachsen?
    Was hatte sie da nur in die Welt geholt?
    Du wirst dich jetzt in die Steuerzentrale der Lichtstadt begeben, vernahm sie Koltorocs Stimme in ihrem Geist.
    »Und dann?«, flüsterte sie.
    Koltoroc schwieg.
    »Ich werde es nicht tun«, sagte sie sich. »Ich werde nicht gehorchen.«
    Doch sie spürte, wie sie sich ohne Absicht in Bewegung setzte, einen Schritt nach dem anderen, zuerst zögernd, dann, als sei ihr Widerstand schon erschöpft, immer schneller.
    Koltoroc hatte sie als Gefangene genommen, in körperlicher wie auch in geistiger Hinsicht, und sie war seiner mentalen Macht nicht annähernd gewachsen.
    Die Sorgorin schritt über das völlig leere Landefeld. Es hatte den Anschein, als sei dort noch nie ein Raumschiff gelandet. Der Boden war völlig makellos, unberührt.
    Natürlich, dachte sie. Mein Schiff hat keine Spuren hinterlassen.
    Sie näherte sich, ohne daran etwas ändern zu können, den Turmbauten der Auper'como. Sie hatte bei der Konstruktion der Lichtstadt mitgewirkt, erinnerte sich genau an die langwierigen Verhandlungen, bei denen Parität an oberster Stelle gestanden hatte. Keine Seite hatte sich von der anderen übervorteilen lassen wollen. Sie konnte sich noch genau erinnern, wie schwierig es gewesen war, die Erwartungen sowohl der Humanoiden als auch des Kollogoms zu erfüllen.
    Sie hatte auch noch die baulichen Spezifikationen im Kopf. Nach ein paar Minuten, die ihr wie eine Ewigkeit vorkamen, machte sie eine hellrot gefärbte Fliese im Boden des Felds aus. Noch ein paar Schritte, ein Warnton erklang, und vor ihr fuhr eine Säule empor. Sie hatte auf Inkadyes Mentalmuster reagiert und öffnete sich, als sie darauf zuhielt.
    Sie trat hinein, und ein Antigravfeld erfasste sie und ließ sie sanft abwärts schweben. Schon nach wenigen Metern erreichte sie den Boden und verließ das Feld wieder. Ein Geräusch ließ sie zusammenzucken. Vor ihr aktivierte sich ein Laufband.
    Doch sie achtete nicht darauf, wehrte sich nicht einmal, als sie es gegen ihren Willen betrat.
    Sie sah nur die Leichen.
    *
     
    Es waren ein halbes Dutzend allein in diesem Raum. Zwei lagen direkt vor dem Schachtausgang, drei zusammengebrochen auf Kontroll-Terminals, eine vor dem Laufband, als habe die Auper'como vergeblich versucht, es noch zu erreichen, während ihre Lebenskraft schon schwand. Keiner der Toten wies äußerliche Verletzungen auf, doch friedlich gestorben waren sie nicht: Ihre Gesichter waren schmerzverzerrt, die Augen weit aufgerissen, die Körper zusammengekrümmt, die Finger zu Klauen verbogen.
    Wie sind sie gestorben?, fragte sich Inkadye. Durch Koltoroc, natürlich, aber wie genau hatte er sie umgebracht?
    Das Laufband trug sie fort aus dem Wartungsraum. Ihr Mund öffnete sich, und sie nannte ihr Ziel. »Steuerzentrale.«
    Ein Prallfeld schmiegte sich sanft um sie, und das Band beschleunigte zu rasender Geschwindigkeit. Die Wände des Tunnels, durch den sie transportiert wurde, verwandelten sich für ihre Augen in flimmernde Schlieren.
    Sie hatte noch immer nicht vollständig begriffen, was geschehen war, als die

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