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2484 - Koltorocs Atem

2484 - Koltorocs Atem

Titel: 2484 - Koltorocs Atem
Autoren: Horst Hoffmann
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Materie oder auch Botschaften mit ihm auszutauschen.
    Erst als Alomendris durch ein Ereignis, das in ihm alle alten Ängste und das uralte Trauma wieder weckte, vollkommen aus der Balance geriet, löste sich ungewollt diese Blockade. Ein Austausch mit Nummer 126 war plötzlich wieder möglich - und das geschah ausgerechnet, als sich Atlan und Dao-Lin-H'ay in ihm aufhielten. Sie wurden in die Kernzone Hangay geschleudert und erlebten das Grauen, das einen Namen trug .
    KOLTOROC!
    Als sie schon nicht mehr an eine Rettung glauben konnten, wurden sie von Alomendris zurückgeholt und erfuhren, dass der Grund für seine Panik das Erscheinen der beiden Avatare von ESCHER war, Pal Astuin und Merlin Myhr, von ESCHER geschickt, um Kontakt aufzunehmen. Der Wald hatte sich erinnert, wie schon einmal auf sehr ähnliche Weise Boten in ihn eingedrungen waren, um ihn zurückzuholen - Gesandte der Erish Vikhtold!
    Er hatte geglaubt, sie seien wieder da, bis Atlan ihn vom Gegenteil überzeugen konnte.
    Seither hatte es keinen Kontakt mehr zu den Wäldern gegeben - bis zu diesem Tag.
    Dao-Lin-H'ay ging all das wieder durch den Kopf, als sie und ihre fünf Begleiter den Wald unter sich leuchten sahen. Er schälte sich wie ein von innen heraus gespenstisch illuminiertes Wunder aus der Kruste des Planeten heraus, aus der er ragte wie das Werk eines begnadeten Landschaftsarchitekten. Dort unten war Leben, war mehr als der chemische Stoffwechsel zwischen Aberbilliarden pflanzlichen Zellen, mehr als das Neben- und Beieinander von Bäumen und Gewächsen aus der unerschöpflichen Retorte und Fantasie der Natur.
    Sie kamen in SERUNS, unsichtbar und nicht zu orten. Sie kamen lautlos, so, wie sie die SOL-Zelle verlassen hatten. Niemand folgte ihnen. Die Gleiter der Sicherheitskräfte standen überall in der Luft, rings um den Kontaktwald verteilt. Dao war sicher, dass ihre Besatzungen Order hatten, auf sie zu schießen, falls sie sie entdeckten.
    Sie taten es nicht. Das kleine Kommando der SZ-1 landete an einem unbewachten Punkt am Rand des Walds, in einer Lichtung, von der aus sich die Kartanin Zugang in das Dickicht versprach. Es war ein Glücksspiel. Wege im Kontaktwald erwiesen sich nie als beständig, der Wald gestaltete sie nach seinen Wünschen, um Lebewesen einzulassen oder auszusperren. In der Regel erhielten nur die Kontaktwald-sprecher Zutritt, und nur sie wussten, welche Wege wann geöffnet waren.
    Dao-Lin-H'ay war zwar keine solche Sprecherin, aber sie hatte gelernt, wie man mit einem Kontaktwald zu »reden« hatte.
    Sie standen auf der Lichtung auf dem Streifen Niemandsland zwischen heimischer und fremder Flora, weiterhin für Menschenaugen unsichtbar im Schutz ihrer Anzüge.
    Dao konzentrierte sich, dachte ihre Botschaft, knapp und präzise. Sie verzichtete auf jede Ausschmückung und Floskel, dachte ihr Anliegen, bat um Einlass.
    Nach nicht einmal einer Viertelstunde antwortete ihnen der Wald, indem sich das Dickicht vor ihnen teilte.
     
    *
     
    Es war eine völlig andere Welt als auf Kosichi.
    Alle 126 Kontaktwälder waren als »Geschwister« aus dem Schössling Alomendris entstanden. Sie besaßen die gleiche Ursubstanz, die gleichen Gene, doch jeder konnte eine andere Geschichte erzählen. Jeder von ihnen hatte sich auf einem anderen Planeten niedergelassen, mit spezifischen Umweltverhältnissen und Klimabedingungen, einer bestimmten Umwelt, Bedrohungen und Gefahren, auf die sie durch mehr oder weniger Anpassung hatten reagieren müssen.
    »Mein Gott«, sagte Darna Argyn-Solano, kaum mehr als ein Flüstern und voller Andacht. »Ich hatte versucht, es mir vorzustellen. Aber das ist .   Ich habe keine Worte dafür .«
    »Du hast noch gar nichts gesehen«, erwiderte Dao. »Es fängt ja erst an.«
    Darna Argyn-Solano entstammte einer Verbindung zwischen einem Terraner und einer Bürgerin von Olymp. Die Gene des Vaters hatten sich durchgesetzt, man hätte die Kosmo-Botanikerin für eine reinrassige Südamerikanerin halten können. Sie war klein und zierlich, ihr ewig gebräuntes Gesicht unter den pechschwarzen Haaren wirkte oft desinteressiert, doch Dao täuschte das nicht. Darnas Blicke waren überall, und ihre Reiselust führte sie an immer neue Orte. Mit ihren 56 Jahren war sie eine Koryphäe auf ihrem Gebiet und konnte vielleicht wertvolle Schlüsse ziehen, auch wenn sich ein Wald wie dieser, ein Lebewesen wie dieses, sicherlich jeder Klassifizierung entzog.
    Sie waren vielleicht einen Kilometer tief eingedrungen. Der Pfad,
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