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2475 - Opfergang

Titel: 2475 - Opfergang
Autoren: Unbekannt
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hatte er schon lange nicht mehr ausgetauscht, und das war etwas, was seine Gefährtin mehr gehasst hatte als jede andere Unaufmerksamkeit.
    Der Effremi richtete sich ruckartig auf. Seine Tasthaare zitterten, als er mit den Zähnen und einer gehörigen Portion Speichel sein Armfell glatt zog.
    „Ich habe geträumt", murmelte Jothadún. Der Klang der eigenen Stimme dämpfte seine Verwirrung ein wenig.
    „Zum ersten Mal seit zwei Jahren habe ich wieder von Khuromi geträumt ... Als hätte ich vergessen, dass sie tot ist, an Bord von Registernummer 18.101.399 ums Leben gekommen."
    Jothadún hatte sich nie auf eine andere Beziehung eingelassen, obwohl es Dutzende fülliger Frauen auf CRULT gab, die nur auf seine Aufforderung warteten. Für sie war er stark und begehrenswert. Weil etwas von dem Laboraten auf ihn abfärbte? Er selbst zweifelte nicht daran.
    Waren es die Stärke und unbändige Kraft dieses unsterblichen Wesens? Oder der bittere Geruch, den der Laborat um sich verbreitete?
    Wahrscheinlich von allem ein wenig, sagte sich Jothadún. Ihm haftete längst ein Hauch des Fremden und Andersartigen an. Und das nicht nur, weil er zu den Auserwählten des Progress-Wahrers gehörte, zu den wenigen Effremi, die sich besonderes Ansehen erarbeitet hatten.
    Jothadún wischte alle Überlegungen mit einem ärgerlichen Kopfschütteln beiseite. Er konnte die Bedrohung förmlich wittern. Einen Atemzug lang verharrte er noch angespannt in der Schlafecke, dann wuchtete er sein fülliges Hinterteil herum und fegte mit einer kräftigen Schwanzbewegung die Bettspäne zur Wand hin zusammen.
    Er taumelte, als er sich aufrichtete, in seinem Schädel schien ein Nest summender Aphorie-Mücken aufgebrochen zu sein. Gurgelnd verkrampfte Jothadún die Hände um seine Schläfen, aber das Gefühl der Übelkeit ließ sich nicht besänftigen. Unter seinen Füßen schien der Boden Wellen zu schlagen. Da half es ihm auch nicht, dass er hektisch mit dem Schwanz das Gleichgewicht ausbalancierte. Er torkelte vorwärts, schlug sich den Kopf an der Wand an und sackte quietschend auf die Späne zurück.
    Keuchend lag er auf dem Bauch, beide Arme abgespreizt, und von seiner Stärke, auf die er sich eben so viel eingebildet hatte, war gar nichts mehr zu spüren. Übelkeit durchpulste seinen Körper. In dem Moment erschien sie dem Effremi schlimmer als der Strangeness-Einfluss im Chaosschacht, wenn er den Laboraten aufsuchte. Daran war er gewöhnt.
    Aber das hier ...?
    In der Stille erschien ihm sein Leid besonders drückend.
    Stille? Erst jetzt begriff Jothadún, was er unbewusst vermisste. Vielleicht war es diese grauenvolle Stille, die ihn aus dem Schlaf gerissen hatte.
    Die Effremi im Horst sangen nicht mehr.
    Jothadún war schockiert. Schwerfällig rollte er sich auf die Seite, lag dann keuchend da, den Kopf halb in den Spänen vergraben, und lauschte.
    Nichts. Es war absolut still. Und doch, wenn er sich konzentrierte ... Rollte da Explosionsdonner aus der Ferne heran?
    Jothadún stieß ein Fiepen aus. Der Ton war kläglich, fand er, und hatte absolut nichts von mitreißendem Gesang.
    Er versuchte es noch einmal. Das Geräusch eines rostigen Schottes hatte mehr Melodie als dieses Quietschen.
    Jothadún verstand nicht, was mit ihm los war. Der unerklärliche Druck auf seinen Schädel musste daran schuld sein.
    Immer besorgter fragte er sich, was auf CRULT vorging. Für die Dienstburg war kein Universenwechsel vorgesehen, denn das hätte er als Angehöriger der Chaos-Phalanx frühzeitig erfahren.
    Schon, weil es dann wichtig wurde, den Laboraten ruhigzustellen.
    Ein Angriff?
    Das war lächerlich. Obwohl – den Völkern dieser Ressourcengalaxis traute Jothadún mittlerweile viele Gemeinheiten zu. Allen voran den Terranern. Dabei war er sich bei Danton durchaus im Zwiespalt gewesen. Trotz seines Einfühlungsvermögens in fremde Wesen hatte es ihm Schwierigkeiten bereitet, die Danton-Hälfte einzuschätzen. Furcht, Verwirrung, Rachegelüste – vor allem diese Gefühle hatten Danton als Dual beherrscht; er war nicht zufrieden gewesen. Jothadún entsann sich auch der rechten Hälfte, ein Kalbaron der Mor’Daer, wenngleich ihm dessen Name entfallen war.
    Egal, tat er die Überlegung ab. Er hatte keine Ahnung, was aus dem Terraner-Mor’Daer-Dual geworden war. Irgendwann hatte dieser die Dienstburg verlassen. Ebenso wie Zerberoff. Jothadún hatte Zerberoff nicht gemocht, das war sein erster Eindruck gewesen, und dieses Gefühl hatte sich für ihn in der
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