Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

2475 - Opfergang

Titel: 2475 - Opfergang
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
Folge bestätigt. Zerberoff weilte nun wieder auf CRULT. Er war mit mehreren Dualen Vizekapitänen und Kapitänen vom Amt des Progress-Wahrers angefordert worden. Die eigenartigen mentalen Angriffe auf Antakur von Bitvelt hatten diese Anordnung erforderlich gemacht.
    Seit geraumer Zeit hielten sie nun schon an, ließen aber keine Rückschlüsse auf ihre Verursacher zu.
    Die Terraner ...? Schrill quiekend rollte sich Jothadún herum. Die anhaltende Gleichgewichtsstörung ließ ihn beinahe glauben, der Boden schwanke unter ihm.
    Er glich die Bewegung aus, indem er sich breitbeinig hinkniete und sich mit der rechten Hand an der Wand abstützte. Mit der Linken wischte er sich die Späne aus dem Fell.
    Vielleicht war der mentale Angriff stärker geworden.
    Der Effremi erschrak über diesen Gedanken. Taumelnd und ohne auf die letzten Späneflocken zu achten, richtete er sich wieder auf. Schwerfällig tappte er hinüber zu dem Regal, in dem seine Uniformjacke lag. Er hatte einige Mühe, nachdem er sich die Jacke halb übergestreift hatte, in den zweiten Ärmel hineinzuschlüpfen. Seine motorischen Bewegungen ließen zu wünschen übrig.
    Ich werde alt. Das war eine entsetzliche Vorstellung. Vor ihm lagen noch etliche Jahre, bis sein Fell die ersten grauen Spitzen aufweisen würde. Oder war es die Beschäftigung mit dem Laboraten, die ihn schneller altern ließ? Nicht zum ersten Mal hegte er diese Befürchtung.
    Aber eigentlich dachte er nicht darüber nach, weil er seine Erfüllung gefunden hatte. Er mochte diese Arbeit. Vor allem wusste er, dass er etwas Sinnvolles tat.
    Die Krallen des Laboraten, die alle Schachtsteiger einsammelten, wurden dringend gebraucht. Sie halfen vielen Kolonnen-Angehörigen, ihre Gesundheit zu erhalten.
    Witternd hob Jothadún den Kopf, dann lief er los. Einige Effremi, denen er begegnete, blickten ihn seltsam ausdruckslos an, reagierten aber in keiner Weise.
    Mehr als zuvor vermisste Jothadún den Gesang. Eine Welt ohne die Lieder der Effremiten-Völker war keine Welt, in der man gut leben konnte.
     
    *
     
    Er fühlte sich äußerst unbehaglich.
    Eine fremde Macht griff nach CRULT, das spürte Jothadún deutlich, als er Minuten später den Horst verließ. Er sang.
    Nicht laut, aber gerade so, dass ihn die wahllose Tonfolge beruhigte.
    Dann stand er draußen am Rand der Terrasse, und er roch nicht nur Feuer und Rauch. Auch der Tod war da, er war überall.
    Quiekend endete Jothadúns Gesang.
    Ohne sich dessen bewusst zu werden, griff der Effremi mit beiden Händen zu und zog die Jacke enger um seinen Leib.
    Sein Nackenfell sträubte sich, bis in die Schwanzspitze richteten sich die Haare borstig auf.
    Das war Furcht. Zuletzt hatte sein Körper nach Khuromis Verlust so reagiert. Aber diesmal? Er dachte an den Laboraten. So groß und hässlich das bestenfalls halbintelligente Tier auch sein mochte, für Jothadún war es ein Maßstab seiner eigenen Stärke. Viele Schachtsteiger hatte der Laborat schon getötet. Jothadún war nur mehrmals verletzt worden; die Narben unter seinem Fell spürte er aber immer noch.
    Der Rauch stieg von der untersten Plattform auf. Jothadún glaubte zu erkennen, dass die Wracks zweier ineinander verkeilter Fahrzeuge ausbrannten.
    Der Gestank war erbärmlich und löste einen fürchterlichen Niesreiz aus. Mehrmals hintereinander platzte Jothadún heraus – und hielt dann abrupt inne. Er glaubte kaum, was er sah.
    Antakur von Bitvelt verließ soeben die Anthrazit-Sphäre. Scheinbar ins Riesige aufgebläht, stieg er aus dem Silberturm auf.
    Das war nicht Antakur, erkannte der Effremi verwirrt. Das war eine holografische Wiedergabe. Jothadún wich dennoch zurück. Einen Schritt erst, dann einen zweiten, ohne seinen Blick dabei von der Erscheinung abzuwenden, die sich langsam über CRULT hinaus erhob und schließlich mit einem gellenden und lang anhaltenden Schrei verblasste.
    Jothadún hob seinen linken Arm. „Einschalten!", quietschte er. „Amt des Progress-Wahrers!"
    Die zustande kommende Verbindung war von Störungen überlagert. Jothadún verstand nicht, was der Effremi am anderen Ende zu ihm sagte. Er war sich nicht einmal sicher, ob der andere ihn überhaupt erkannte. Gleich darauf brach der Kontakt ohnehin zusammen. Ein neuerliches Abbild des Progress-Wahrers wuchs aus der glatten Wand des Silberturms heraus.
    Etliche Gleiter mit Mor’Daer jagten tief über die Terrassen hinweg. Jothadún gurgelte entsetzt, als zwei der schweren Truppentransporter mit hoher
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher