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2465 - Nach der Stasis

Titel: 2465 - Nach der Stasis
Autoren: Unbekannt
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förmlich zum Weitergehen zwingen musste, wusste er, dass Kafarain die Wahrheit berichtet hatte.
    Kalitt Lindbak war beinahe in letzter Minute zu ihm und den anderen gestoßen. Er hatte sich in der Medokammer schnell regeneriert. Von den körperlichen Veränderungen konnte Selexon nichts mehr erkennen, sooft er seinen Stellvertreter auch unbemerkt taxierte.
    Sie erreichten die ersten Stasissäle.
    Kafarain stürzte und blieb wimmernd liegen. Selexon bedachte einen seiner Tibirian Melech mit einem fordernden Wink.
    Der Mann zerrte den Servo vom Boden hoch und schleifte ihn hinter sich her.
    Sie kamen schnell voran, ohne auf Heromet zu stoßen. Offensichtlich hatte Taffanaro keine Wachen aufgestellt. Selexon nahm an, dass der TAI-Servo alles daransetzte, keinen Verdacht zu erregen.
    Kafarains Wimmern wurde lauter.
    Möglicherweise versuchte er nun doch, seinesgleichen zu warnen.
    „Lass ihn hier zurück!", wandte Selexon sich an den Tibirian Melech, der den Pelzigen mit sich zog. „Aber nimm ihm das Armband ab."
    Als er sich vor dem nächsten Saal noch einmal auf den Servo konzentrierte, hatte Kafarain sich zu einem zuckenden Bündel zusammengerollt. Sein Schluchzen verklang allmählich.
    Kurze Zeit später stürmten sie den Kontrollraum, von dem aus der Erweckungsvorgang für den Thermodyn-Ingenieur gesteuert wurde.
    Sie kamen zu spät. Selexon erkannte das auf den ersten Blick. Er sah Taffanaro an der Sensortafel stehen, und offensichtlich hatte der Heromet soeben die entscheidende Schaltung vorgenommen.
    Aus weit aufgerissenen Augen starrte der TAI-Servo den hereinstürmenden Tibirian Melech entgegen.
    Auch die anderen Servos standen da wie gelähmt. Offensichtlich hatten sie in keinem Moment damit gerechnet, überrascht zu werden. Schuldbewusst blickten sie zu Boden. Ihnen musste klar sein, dass sie ihre Herren verraten hatten.
    „Es ist zu spät ...", sagte Taffanaro verhalten.
    In dem Moment verlor Selexon jede Beherrschung. Gurgelnd stürmte er weiter, stieß rechts und links Servos zur Seite und warf sich auf Taffanaro. Selexons wütender Hieb erwischte ihn während einer Fluchtbewegung und schmetterte ihn gegen die Sensortafel.
    Wieder schlug Selexon zu. Mit beiden Fäusten prügelte er auf den Servo ein, der nicht einmal die Arme hob, um die Schläge abzuwehren.
    Inkh Selexon war wie von Sinnen. Er hörte erst auf, als der Heromet lautlos in sich zusammensackte.
    Selexon wandte sich den Kontrollen zu. Die Bioanzeigen pulsierten bereits.
    Die Erweckung hatte nicht nur begonnen, vielmehr waren das schon die ersten Zeichen erwachenden Lebens.
    Kein Zeifel: Der Thermodyn-Ingenieur würde aus der Stasis aufwachen.
    Ob wirklich lebensfähig oder nur für wenige Atemzüge, um dann ebenso zu sterben wie viele Tibirian Melech, hätte in dem Moment noch niemand zu sagen vermocht. Aber wenn Eregitha Math Gaum zäh genug war, um am Leben zu bleiben ... Inkh Selexon musste sich nicht erst die Frage stellen, wie die Konsequenzen aussehen würden. Er wusste es. Die Tibirian Melech hatten CHEOSTAI an sich gebracht, und das würde der Ingenieur sehr schnell herausfinden. Das war gleichbedeutend mit einem Todesurteil.
    Inkh Selexon zögerte nur einen flüchtigen Moment. Er hatte sich längst zu weit vorgewagt, er durfte nicht zulassen, dass der Erweckungsvorgang abgeschlossen wurde.
    Ruhig, als wäre nichts geschehen, ließ er das Zugangsschott des Saales aufgleiten. Noch war Zeit, nichts zu überstürzen.
    Er kam rechtzeitig, um die ersten Zuckungen des erwachenden Ingenieurs zu beobachten. Prüfend sog er den Atem ein, verharrte vorübergehend in leicht gebeugter Haltung. Es roch nicht nach verdorbenem Gewebe, sondern nach Lebendigkeit.
    Nachdenklich taxierte Selexon das Gesicht des Ingenieurs, den bläulichen, muskulösen Oberkörper. Das also war Eregitha Math Gaum, der Mann, der das Schicksal der ungezählten Toten in den Stasissälen verantworten musste. Der Millionen Besatzungsmitglieder in den Stasisschlaf geschickt hatte, aus dem sie nie wieder erwacht waren.
    Rein mechanisch machte Selexon einen Schritt nach vorne. Seine Hüfte stieß gegen die Liege, und als wäre dies der letzte entscheidende Impuls gewesen, streckte er beide Arme aus.
    Seine Finger tasteten nach dem Hals des Erwachenden, und dann schlossen sie sich mit unwiderstehlicher Gewalt.
    In dem Moment reduzierte sich Inkh Selexons Wahrnehmung nur noch auf seine Hände. Da war ein Aufbäumen, ein schwaches, kaum wahrnehmbares Zucken, dann war es vorbei.
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