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2465 - Nach der Stasis

Titel: 2465 - Nach der Stasis
Autoren: Unbekannt
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ich werde die Umstrukturierung für CHEOS-TAI vollziehen, wie es von mir verlangt wird. Die Kosmokraten haben für alle GESETZ-Geber angeordnet, dass sie vollständig neu bemannt werden.
    Dies sind nicht nur kleine Umwälzungen innerhalb eines überschaubaren Bereichs und eines geschlossenen Systems, wie sie in der Vergangenheit immer wieder vollzogen wurden. Diese Umstrukturierung wird umfassend sein und alle Besatzungen betreffen. Ich glaube, dass es sich um die Vorzeichen kommender großer Veränderungen handelt. Andere meines Volkes sprechen sogar schon von dem Beginn eines neuen Zeitalters. Ich kann mich dieser Ansicht noch nicht anschließen, wenngleich ich es bemerkenswert finde, dass der Anordnung eine Begründung beigefügt wurde. Demnach soll die Maßnahme vorgenommen werden, um größere Zuverlässigkeit, bessere Berechenbarkeit und eine verringerte soziale Komplexität an Bord zu erreichen.
    Natürlich werde ich den Anordnungen der Kosmokraten nachkommen. Die Zukunft muss dann erweisen, wie schnell sich alle neu festgelegten Abläufe stabilisieren können.
    Für den Fall, dass die Umstrukturierung nicht wie vorgesehen gelingt, werden die alten Besatzungen in den Stasisschlaf versetzt. Vielleicht geht es auch darum, viele Milliarden hoch qualifizierte Intelligenzen nicht irgendwo im Universum auszusetzen, wo sie zur leichten Beute der Chaosmächte werden können.
    Damit wird zweifellos möglichen Störfaktoren Rechenschaft getragen. Und die Schläfer können jederzeit erweckt und in ihre angestammten Funktionen zurückversetzt werden.
    Allerdings sind Veränderungen unerlässlich. Eine Mentale Revision mit partieller Gedächtnislöschung muss vorgenommen werden. Nur dadurch kann im Bedarfsfall ein Neuanfang mit der alten Besatzung gemacht werden.
    Momentan gehe ich davon aus, dass dies meine letzte und einzige Aufzeichnung sein wird. Wegen der erforderlichen Umstrukturierung nehme ich alle weiteren Erinnerungen aus den Speichern."
    Die Stimme des Thermodyn-Ingenieurs verstummte.
    Erst nach einer Weile, als wirklich alles still blieb, löste sich Inkh Selexon aus seiner Nachdenklichkeit.
    „Ich denke, Eregitha Math Gaum hat die Besatzungen noch in die Stasissäle geschickt und die Übersicht von diesem Rechner aus gespeichert. Danach hat er CHEOS-TAI für immer verlassen. Es ist anzunehmen, dass ihm selbst eine neue Aufgabe zugewiesen wurde."
    „Seine Verwirrung schwang in diesen wenigen Sätzen deutlich mit", sagte Lindbak zögernd.
    „Ich weiß nicht. Ich frage mich, wie ich an seiner Stelle reagiert hätte. Es muss wehtun, den GESETZ-Geber zu verlassen."
    „Besonders für jemanden, der den Kosmokraten immer treu ergeben gedient hat", stieß Lindbak spöttisch hervor.
    Andere mussten gehen, weil wir Fiktiv-Ankläger sie für unzuverlässig befunden haben. Genau das meinte sein Begleiter. Selexon fühlte sich davon eigenartig betroffen.
    „Die Erweckung, die Eregitha Math Gaum zumindest angedeutet hat, ist nie erfolgt", sagte er zögernd. „Das heißt, die Umstrukturierung an Bord muss sich als wirksam erwiesen haben, und für CHEOS-TAI brach tatsächlich ein neues Zeitalter an."
    „Das traf offenbar auf alle GESETZ-Geber zu!", erinnerte Lindbak.
    Selexon erhob sich ruckartig. Er taumelte und presste seine Hände an den Kopf. Ein gequältes Gurgeln drang unter dem Mundschutz hervor.
    „Ich frage mich, ob ich dieses neue Zeitalter verfluchen soll. Es kann nicht gut geworden sein. Wer immer das Kommando über CHEOS-TAI übernahm, hat unser Volk verrotten lassen. Und die Heromet und alle anderen Besatzungen wohl ebenso. Ich möchte nur noch davonlaufen."
    „Warum tust du es nicht?"
    Lindbaks Frage traf Selexon bis ins Mark. Entsetzt hob er den Kopf und nahm die Schallwellen des anderen auf.
    Sein Stellvertreter meinte die Frage in der Tat so, wie er sie ausgesprochen hatte.
    Warum laufe ich nicht davon?, wiederholte Inkh Selexon in Gedanken. Er wusste es nicht. Aus Gewohnheit? Weil tief in ihm das Gefühl verwurzelt war, mit CHEOS-TAI für immer verbunden zu sein – verbunden bis in den Tod? Irgendetwas hielt ihn zurück. Es lähmte ihn. Er konnte nicht fort, nicht aus der Nähe der anderen Tibirian Melech fliehen.
    „Wir müssen den Terranern dankbar sein." Mit eisiger Kälte fraßen sich Lindbaks Worte in seine Gedanken vor. „Nur weil sie die Servo-Unterstützung angefordert haben, wurden wir geweckt."
    Dankbar? Bitterkeit stieg in Selexon auf.
    Ohne die Eindringlinge wäre der ewige Schlaf
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