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2465 - Nach der Stasis

Titel: 2465 - Nach der Stasis
Autoren: Unbekannt
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wunderbar geworden. Aber jetzt? Er drängte seine aufwallenden Gefühle zurück. Doch sein Zorn wuchs.
     
    7.
     
    „Verschwindet aus der Lenkzentrale!
    Sofort!"
    Inkh Selexon war wütend. Ihm war nicht sofort aufgefallen, dass die Servos mit einem Mal ihre Arbeit vernachlässigt und offenbar angespannt zugehört hatten, wie aufgebracht er über den Thermodyn-Ingenieur geredet hatte, der für den Stasisschlaf verantwortlich war.
    Es ging die Servos nichts an.
    Er trat nach einem der Pelzwesen, das unmittelbar vor ihm stehen blieb. Der Kleine wich dem Tritt aus und hetzte davon.
    Selexon bemerkte etliche fragende, verwirrte Blicke. Aber die Heromet gehorchten. Sie waren Diener, waren nie etwas anderes gewesen. Ihre große Zahl erlaubte es, sie überall dort einzusetzen, wo schnelle und gefährliche Arbeiten auszuführen waren. Ansonsten hatten sie nie Bedeutung erlangt. Teil einer kosmisch bedeutungsvollen Maschinerie zu sein genügte ihnen, das war mehr, als sie erwarten durften.
    Die Servos waren ebenso schuld wie die Terraner. Sie hatten die Tibirian Melech aus dem Schlaf zurückgeholt.
    Niemand hat euch den Befehl dazu gegeben. Solche Eigenmächtigkeiten stehen euch nicht zu.
    Immer noch fühlte Inkh Selexon die Bitterkeit, die Eregitha Math Gaums Worte aus tiefer Vergangenheit in ihm ausgelöst hatten. Einiges in ihm war in jenem Moment zerbrochen. Er hatte seine Vorstellung von der Welt gehabt, in der er lebte, und diese Szenerie war durchaus angenehm gewesen. Mit einem ehrenvollen Platz für die Tibirian Melech. Aber dieses Bild hatte Risse bekommen. Es wankte und bedurfte wohl nur noch eines schwachen Anstoßes, um es endgültig auseinanderreißen zu lassen.
    Die letzten Servos verließen die Lenkzentrale. Ihre Erregung schien noch eine Weile in der Luft nachzuschwingen. Überhaupt, fand Selexon, herrschte eine fürchterliche Atmosphäre.
    Die wachsende Unruhe war deutlich.
    Nur zum Teil öffnete er sich den Schallwellen, die ihm mehr als zuvor mit dem Makel des Verfalls behaftet schienen.
    Was er vor wenigen Wachperioden für eine Folge der Stasis gehalten hatte, kam aus jedem von ihnen. Als spürten sie den Tod, der ihnen zugedacht worden war, auch ohne davon gewusst zu haben.
    Alle 321 überlebenden Tibirian Melech ... Vergessen. Gezeichnet wie Aussätzige, weil sie weder ihr Gedächtnis beherrschten noch das, was in ihren Körpern heranwuchs.
    „Wir haben unser spätes Erwachen mit einem Unfall zu erklären versucht", hörte Inkh Selexon sich urplötzlich sagen und wurde sich erst in dem Moment der atemlosen Stille ringsum bewusst.
    „Wir waren sicher, gewichtiger Gründe wegen vergessen worden zu sein und niemandem dafür die Verantwortung zuschreiben zu können. Die Umstrukturierung, von der wir nur wussten, dass sie erfolgt sein muss, schien nichts gewesen zu sein, was sich gegen unser Volk gerichtet hat ... Offensichtlich haben wir uns geirrt. Hört her!"
    Er spielte den Bericht des Thermodyn-Ingenieurs vor.
    Als Eregitha Math Gaum geendet hatte, war die Stille vollkommen und hielt an. So lange, dass sie beinahe schmerzte.
    Schließlich brach Inkh Selexon das Schweigen.
    „Wir sind nicht die Opfer eines Unfalls geworden! Wir wurden von der Umstrukturierung beiseitegedrängt und vergessen. Ich glaube, dass nicht einmal der Thermodyn-Ingenieur die Wahrheit kannte. Natürlich waren wir als Reserve vorgesehen. Für den Fall, dass CHEOSTAI außer Kontrolle geraten würde.
    Aber das ist nicht geschehen. Und danach wurden wir vergessen. Alle Völker, die der alten Besatzung angehörten, wurden vergessen. Ich sage, das ist absichtlich geschehen. Weil es leichter war, die Stasis für alle Ewigkeit aufrechtzuerhalten, als das Risiko einzugehen, uns neues Leben außerhalb von CHEOS-TAI zu geben.
    Aus den von allen respektierten Fiktiv-Anklägern sind Sicherheitsrisiken geworden."
    „CHEOS-TAI ist heute verlassen!", rief jemand. „Wir sollten gar nicht erst versuchen, andere Schläfer aufzuwecken. Vielleicht qualifizieren wir uns für neue Aufgaben, wenn wir den GESETZ-Geber an die Ordnungsmächte zurückgeben."
    „Wir laufen dabei Gefahr, erst recht als Bedrohung eingestuft zu werden", wandte Lindbak ein. „Ich weiß nicht, was ich noch glauben soll."
    „Vor allem stellt sich die Frage, ob wir wirklich ein zweites Mal unser Leben und unsere Zukunft den Ordnungsmächten anvertrauen dürfen." Beschwörend streckte Selexon beide Arme aus.
    „Ich sage, dass die Antwort nur ›Nein!‹ lauten kann. Dass wir
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