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2465 - Nach der Stasis

Titel: 2465 - Nach der Stasis
Autoren: Unbekannt
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verstreuen, und schon zerbrachen die ersten Äste, als explodierten sie von innen heraus.
    Das lauter werdende Bersten und Krachen verfolgte den Heromet, als er geradezu aus der Halle floh, und ließ ihn auch in den Stunden danach nicht zur Ruhe kommen. Immer wieder hallte es urplötzlich in ihm nach, eine nicht enden wollende Anklage.
    Durch manche Säle hastete er nur noch hindurch. Getrieben von der Furcht, wieder dem Tod gegenüberzustehen. Dann wollte er aufhören, sich zurückziehen, aber er brachte den Mut dazu nicht auf. Weil er die Tibirian Melech fürchtete.
    Unvermittelt packte Kafarain zu und zog ihn am Arm herum.
    „Sieh dir das hier an, Taffanaro, bevor du blind daran vorbeistürmst."
    Der TAI-Servo blinzelte. Dann trat er näher. Sein Herz raste in dem Moment, und er schimpfte sich einen Idioten, dass er das beinahe übersehen hätte. Er hatte es übersehen. Ein energetisches Siegel klebte über dem Zentrum eines Lamellenschotts.
    „Irgendetwas Wichtiges", vermutete Kafarain.
    Taffanaro leckte sich mit der Zunge über beide Zähne.
    Etwas verdammt Wichtiges, argwöhnte er und tippte mit einem Finger auf das Siegel. Es fühlte sich warm an, beinahe lebendig. Er verstärkte den Druck. Im nächsten Moment splitterte das Siegel, und das Schott setzte sich lautlos in Bewegung.
    Ein Saal lag dahinter. Er war vielleicht nicht ganz so groß wie alle anderen, aber das war es nicht, was Taffanaro sofort ins Auge stach. Er vermisste die Reihen von Liegen, die sonst dicht an dicht standen. Nur zehn Stasisliegen gab es in diesem Saal, sie standen weit auseinander, und nur eine einzige war belegt.
    Taffanaro trat vorsichtig näher. Er blickte auf ein feingliedriges, sehr groß gewachsenes Wesen mit blassblauer Haut. Der Schädel wirkte ein wenig lang gestreckt, wie überhaupt alles an dieser Gestalt. Anstelle von Augen zog sich ein düsteres Band rund um den Kopf, es bestand aus einer Vielzahl weicher, muschelförmiger Auswüchse.
    „Ein Thermodyn-Ingenieur", murmelte Taffanaro entgeistert, und schon kam es lauter über seine Lippen: „Ein Thermodyn-Ingenieur. Wir haben einen der Herren von CHEOS-TAI gefunden!"
    Für einen Moment stand er nur da und beobachtete, wie die anderen von allen Seiten auf die Liege schauten.
    Kafarain und einige andere machten sich an dem Kontrollrechner neben der Liege zu schaffen.
    „Sein Name ist Eregitha Math Gaum", sagte Kafarain zögernd. „Mehr ist nicht verzeichnet."
    Taffanaro fasste mit beiden Händen nach seinen Zähnen und klopfte mit den Fingerspitzen darauf. Er war auf einmal ungeheuer nervös.
    „Wir müssen ihn nur lebendig wecken, dann werden uns die Tibirian Melech nicht mehr herumstoßen, als wären wir nichts anderes als Maschinen", flüsterte er. „Dann wird CHEOS-TAI wieder den Hohen Mächten dienen und nicht nur den Anklägern, was immer sie damit vorhaben mögen."
    „Nein!", keuchte Kafarain. „Tu das nicht! Ohne Rücksprache mit den Tibirian Melech dürfen wir es nicht wagen, den Ingenieur zu wecken. Du vergisst dich, Taffanaro. Wir sind nur Servos; es steht uns nicht zu, in andere Geschicke einzugreifen."
    Taffanaro klopfte mit der Nackthand auf den Boden. „Du widersprichst dem TAI-Servo", stellte er gereizt fest. „Was ist das anderes?"
    Kafarain schwieg betreten. Der Anflug von Mut schien seinen Stellvertreter schon wieder verlassen zu haben.
    „Wir wissen doch inzwischen, wie die Fiktiv-Ankläger zu den Thermodyn-Ingenieuren stehen, seit sie wissen, wer den Stasisschlaf eingeleitet hat", fuhr der TAI-Servo fort. „Ich glaube nicht, dass sie sich freuen würden, einen lebendigen Ingenieur zu sehen."
    Schon wieder hob Kafarain abwehrend die Hände. Herausfordernd entblößte Taffanaro seine Zähne zur Hälfte.
    Kafarain ließ sich nicht beirren.
    „Du glaubst tatsächlich, die Ankläger könnten darauf aus sein, dem Thermodyn-Ingenieur Leid zuzufügen?"
    „Sie könnten die Absicht haben, ihn zu töten!"
    Das klang ungeheuerlich. Taffanaro war dennoch davon überzeugt, dass es sich so und nicht anders verhielt.
    Es war verständlich, dass ihnen die Entscheidung schwerfiel. Weil sie immer schon Diener gewesen waren und nie jemand, der aus eigener Kraft heraus die Dinge bestimmte. Vorauszusehen, wie sich das Leben in CHEOS-TAI entwickeln würde, sobald wieder ein Thermodyn-Ingenieur das Kommando innehatte, vermochten sie nicht abzuschätzen.
    Vielleicht würde Eregitha Math Gaum nicht einen Augenblick lang zögern, sie alle wieder in den
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