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2465 - Nach der Stasis

Titel: 2465 - Nach der Stasis
Autoren: Unbekannt
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kurz inne und lauschten.
    Nichts war zu hören. Es gab kein Leben in diesem Bereich. Vielleicht war der Kubus konserviert gewesen wie das Dorf der Ankläger. So lange, bis sie eingetroffen waren; Selexon vermutete, dass der Schutz mit Taffanaros Eindringen erloschen war. Immerhin arbeiteten Sauerstoffversorgung und Temperaturregelung.
    Nahezu im Zentrum der Anlage stießen Selexon und Lindbak auf einen Raum, der sich bei flüchtiger Betrachtung zwar in nichts von allen anderen unterschied, aus der Nähe aber seine Besonderheit erkennen ließ.
    Ein angehefteter Schallsensor wies den Wohnwürfel unmissverständlich als den Ruheraum eines Thermodyn-Ingenieurs aus.
    „Die Koordinaten der Karte sind eindeutig", stellte Selexon fest. „Der Rechner steht im Innern dieses Raums. Das Problem ist, dass wir nicht einfach eindringen dürfen."
    „Wer will uns das streitig machen?", fragte Lindbak.
    „Die Thermodyn-Ingenieure sind die diesseitigen Stellvertreter der Kosmokraten", antwortete Selexon.
    „Und?" Lindbak reagierte gereizt.
    „Siehst du einen davon hier und jetzt?
    Taffanaro hat die Räume schon vor uns betreten."
    Entschlossen ging Selexon weiter. Der Zugangsbereich löste sich vor den beiden auf und stabilisierte sich hinter ihnen wieder.
    Die Unterkunft war leer – und dennoch erweckte sie den Eindruck, als müsse ihr Bewohner schon in der nächsten Sekunde zurückkehren. Einzelne Einrichtungsgegenstände aus Formenergie stabilisierten sich vor den Eindringlingen, sobald sie in den Grenzbereich eindrangen. Aber auch hier nichts, was Rückschlüsse erlaubt hätte.
    „Gut möglich, dass der Thermodyn-Ingenieur vor neunundzwanzig Millionen Jahren zum letzten Mal hier war", sagte Selexon nachdenklich.
    „Ebenso kann es gestern gewesen sein", wandte Lindbak ein. „Sie können nicht alle gegangen sein. Oder?"
    Den Rechner fanden sie in einer Seitennische. Selexon reagierte enttäuscht.
    Obwohl er ohnehin nur eine Nebenanlage erwartet hatte, irritierte ihn der kleine und unscheinbare Rechner. Solche Geräte gab es zu Millionen in CHEOSTAI. Das einzig Interessante war, dass dieser Rechner nachweisbar von einem Thermodyn-Ingenieur genutzt worden war.
    Eine Sitzgelegenheit stabilisierte sich, als der Tibirian Melech den Rechner aktivierte. Selexon fand sofort die Spuren, die der TAI-Servo hinterlassen hatte.
    Unmittelbar danach baute sich ein raumfüllendes Schallholo auf. Er erkannte die Wiedergabe der Stasissäle.
    Wie von selbst griffen seine Finger in die permanent variablen Lichtfelder der Steuerung. Inkh Selexon brauchte nicht darüber nachzudenken, das war ein Vorgang, der tief in seinem Unterbewusstsein verankert zu sein schien. Nur zweioder dreimal zögerte er kurz, als sich umfangreiche Verzeichnisstrukturen öffneten.
    Dann stockte Selexon der Atem.
    Es gab in der Tat private Aufzeichnungen. Sie waren nicht gesichert. Das war auch völlig unnötig. Wer an Bord des GESETZ-Gebers hätte es gewagt, in die privaten Dateien eines Thermodyn-Ingenieurs einzudringen?
    Und nun? Ausgerechnet ein Fiktiv-Ankläger war im Begriff, das zu tun, wofür er andere einer eingehenden Prüfung unterzogen hätte.
    „Ich kann es nicht tun", sagte Inkh Selexon schwer. „Das ist ein Ding der Unmöglichkeit."
    „Dann werden wir nie erfahren, was geschehen ist. Willst du es wirklich nicht wissen?"
    Selexon zuckte zusammen, als er mit einem Mal Lindbaks Hände an seinen Oberarmen spürte. Im ersten Erschrecken wollte er hochfahren und Lindbak abschütteln. Er war sich seiner Gefühle für den Untergebenen nicht sicher. Eigentlich verachtete er Lindbak wegen seiner nervösen und oft genug unbeherrschten Art. Andererseits hatte er, solange die Bedrohung durch die Terraner noch bestanden hatte, einen Leibwächter zu schätzen gewusst. Und vielleicht lernte Lindbak auch dazu. Immerhin schleppte er diesmal seinen wuchtigen Strahler nicht mit sich herum.
    Selexon fröstelte. Die Berührung ließ ihn selbst gereizt reagieren.
    „Du hast recht!", stieß er hervor. „Ich bringe das zu Ende."
    Augenblicke später holte ihn die Vergangenheit ein.
     
    *
     
    Die Speicherdaten waren die Aufzeichnungen eines Thermodyn-Ingenieurs namens Eregitha Math Gaum.
    Offfensichtlich waren sie wirklich vor neunundzwanzig Jahrmillionen aufgesprochen worden.
    Selexon spürte erneut einen Schauder im Nacken, als die Stimme des Thermodyn-Ingenieurs den Raum füllte. Ihm schien es in dem Moment, als stünde Eregitha Math Gaum zum Greifen neben ihm.
    „...
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