Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

2406 - Die Kristall-Annalen

Titel: 2406 - Die Kristall-Annalen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
sein Datenvisier heran. Die Symbole wirkten, als ob sie völlig verschiedenen Schriftsystemen entstammten, verschiedenen Epochen.
    Außerdem waren die Tore mit kleineren und größeren Einlegearbeiten verziert, mit metallischen Geräten oder Schmuckstücken – Trophäen früherer, legendärer Raubzüge? Bei einem Gegenstand konnte der Pikosyn das Material identifizieren und blendete das Wort Howalgonium ins Visier ein.
    Vor den Toren standen vier bewaffnete Laosoor Wache, zwei zu jeder Seite. Ihre Körper pendelten synchron in einem unglaublich langsamen Rhythmus hin und her.
    „Hast du einen Plan, wie wir die Majestäten ausforschen, oder denkst du an ein offenes Gespräch von Staatsmann zu Staatsmann?"
    „Ich hab’ keinen Plan", gestand er.
    „Guter Plan."
    Rhodan seufzte. „Pläne machen ist etwas für Agenten. Die glauben, die Wirklichkeit ließe sich vollständig kalkulieren und manipulieren."
    „Du musst es ja wissen." Sie lachte.
    „Und wie macht es deinesgleichen?"
    „Meine Erfahrung ist: Wo die Lage hinreichend komplex ist, wo die Dinge in Bewegung sind, ergeben sich Momente, die selbst planmäßig wirken.
    Man muss sie nur erkennen."
    „Das ist mir zu mystisch", grummelte Mondra. „Ich nehme dir nicht ab, dass du stets alle Rätsel des Kosmos durch bloßes Warten gelöst hast. Und so steht es auch nicht in den Geschichtsdateien."
    „Die meisten Geheimnisse gieren danach, sich zu enthüllen. Wenn man Zeit hat ..."
    „Aha. Und wenn nicht, wie in diesem Fall? Wenn man nur noch ...", sie blickte auf ihre Uhr, „acht Stunden und drei Minuten hat? Was tut man dann?"
    „Na – anklopfen!", sagte er und setzte sich wieder in Bewegung Richtung Tor.
    Im nächsten Moment ertönte ein Gong, und die Flügeltore schwangen auf.
    Von innen schnappte ein kurzes Kommando, die vier Laosoor wichen zur Wand aus. Instinktiv positionierten sich auch Perry und Mondra so. „Sieben Meter dreiundvierzig voran liegt eine kleine Einbuchtung, vierundvierzig Zentimeter tief, breit genug für euch beide", informierte ihn der Pikosyn, der den Korridor vermessen hatte.
    „Ich empfehle, dort Position zu beziehen." Rhodan ging los und spürte Mondra neben sich, die der gleichen Empfehlung folgte. Sie stellten sich in der Nische unter, deren Zweck ihnen unbekannt blieb.
    Dann zeigte sich, für wen das Tor sich geöffnet hatte. Vier, fünf, sechs Morgoth’Daer passierten es mit eleganten, fast tänzerischen Schritten, eine Choreographie von Kraft und Selbstsicherheit. Vom ersten Augenblick an war klar, dass sie nur die Eskorte waren, die Leibwächter für ein anderes Wesen, das allerdings nicht den Eindruck erweckte, als ob es irgendeines Schutzes bedürfte.
    „Deflektor aus!", befahl Rhodan.
    „Energieemissionen auf null. Lebenserhaltungssystem stornieren."
    Für einige Minuten würde die Atemluft, die gerade im System war, genügen. Er wollte kein Risiko eingehen. Er wusste nicht, über welche Wahrnehmungsmöglichkeiten das, was da auf sie zukam, verfügte. Aber am ehesten traute er ihm hoch technische Möglichkeiten der Ortung zu.
    Das Geschöpf – oder Objekt? –, das sich ihnen näherte, ließ sich in seiner Art zunächst nicht genau definieren.
    Vielleicht war es eine Rüstung, vielleicht ein Roboter oder ein Androide, vielleicht eine Statue, ein Götzenbild, ein Sarkophag. Aber es war unbestreitbar von technoidem Design, eine maschinelle Erscheinung.
    Die Gestalt war mattschwarz, kanten- und fugenlos. All ihre Elemente wirkten oval. Sie ähnelte einem Humanoiden, der mit angezogenen Beinen auf dem Boden hockte; die kurzen Arme hingen an den Seiten, der Kopf war erhaben, schaute geradeaus. Noch im Sitzen maß die dunkle Gestalt etwa drei Meter in der Höhe.
    Obwohl die Figur völlig starr war, ging von ihr eine unbestimmte Bedrohung aus, als ob sie sich eines Tages erheben würde, aufrichten würde wie ein gnadenloser Richter und als hätte ein ganzer Kosmos Grund, diesen Moment zu fürchten.
    Die Quelle dieser Sorge saß eindeutig im Kopfteil der Figur, einem Ellipsoid von einem Meter Höhe; das vordere Drittel bildete eine halb transparente Trennscheibe.
    Hinter diesem Visier lebten Augen und starrten – wohin? Einerseits lag eine gewisse Gewalt in ihrem Blick, ein fast physisch zu spürender Druck. Andererseits war er fast völlig in sich gekehrt, so als sondiere er eine innere Welt und sei für alles Äußere blind.
    Von der Unterseite der Gestalt ging ein kaltes blaues Leuchten aus, begleitet von einem
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher