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2406 - Die Kristall-Annalen

Titel: 2406 - Die Kristall-Annalen
Autoren: Unbekannt
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gekauft? Hatte sich die Führungsschicht an die Kolonne verdingt und bot die diebischen Künste ihrer Nation als Serviceleistung an?
    Rhodan hielt sich die Verletzung am Oberarm und überlegte. Der Anzug desinfizierte die Wunde bereits und trug Heilplasma auf.
    „Ich dichte jetzt die beschädigte Stelle ab", teilte der Pikosyn mit.
    Der Terraner nahm die Hand weg; der Anzug dichtete sich ab und regenerierte sein Gewebe. Damit verblasste der einzige Flecken Rhodan, der für seine Begleiterin an diesem Tag sichtbar gewesen war, und versank im milchigen Grau der Korridorwände.
    Er warf einen letzten nachdenklichen Blick auf die Leiche. Woran war der Kolonnen-Soldat gestorben? Vielleicht hatte Mondra mit ihrem Schlag auf den Kopf – ohne es zu wissen – einen Nervenknoten getroffen oder eine labile Sektion im Schädelknochen.
    Oder er war krank gewesen, vorbelastet. Oder sie hatte für einen Moment schlicht vergessen, dass ihr Tarnanzug Kraftverstärkung aufwies. Letztlich war es egal. Der Morgoth’Daer war tot und stellte keine Gefahr mehr für sie dar.
    „Ich habe keine Ahnung, was er hier in einem den Laosoor problemlos zugänglichen Bereich macht", gab er zur Antwort. „Aber es ist alles andere als ein gutes Zeichen."
    „Weiter?", fragte die ehemalige TLD-Agentin.
    Rhodan schüttelte den Kopf und zeigte mit dem Kinn auf die Leiche. „Man wird ihn finden und untersuchen. Er hat mich mit bloßer Hand erwischt und dürfte Gewebe von mir unter den Nägeln seiner Krallen haben."
    „Niemand wird es identifizieren können."
    „Man wird stutzen, wenn man ein nicht identifizierbares Gewebe findet", gab er zu bedenken.
    Mondra nickte und hockte sich neben den Toten. Sie griff nach der Kralle, die Rhodan verletzt hatte. „Soll ich sie desintegrieren?"
    „Das könnte einen Waffenalarm auslösen."
    „Was dann?"
    Er zog sein Vibratormesser und aktivierte es. Die Schneide wurde in ultraschnelle Vibration versetzt, die ein feines Sirren am Rand des Hörbaren erzeugten. Rhodan schnitt die Hand des Soldaten ab.
    „Stell mir einen Beutel her", bat er den Pikosyn. Der Anzug synthetisierte einen Kunststoffbeutel; Rhodan packte die Hand hinein und verstaute sie in einer Tasche seines Anzugs. Dann stand er auf.
    Er umfasste die Leiche, verminderte die Schwerkraft um sich und hob den Morgoth’Daer an. Er hüllte sich und seine Last in einen Deflektorschild. Es wäre ein zu verblüffendes Bild für jeden zufälligen Betrachter gewesen, den toten Morgoth’Daer schweben zu sehen.
    Es waren nur wenige Meter bis zur nächsten Tür, die der Aufschrift nach in einen Lagerraum führte. Mondra öffnete das Schloss mit ihrem Datenimitator. Sie traten ein. „Keine optische Fernüberwachung", las sie von ihrem Armband ab.
    Sofort desaktivierte Rhodan den Deflektor. Der Lagerraum steckte voller Gegenstände, die aussahen wie ins Riesenhafte vergrößerte rote Blutkörperchen. Die scheibenförmigen Dinge glänzten wie feucht und wiesen an der Oberseite eine Mulde auf. An manchen Stellen im Raum waren die Scheiben zu Türmen gestapelt, an anderen lagen sie aufgehäuft übereinander.
    Als Rhodan die Leiche vorbeitrug, berührte er unabsichtlich einen der Haufen. Einige der Scheiben stoben auf, leicht wie Staub, drehten sich lautlos in der Luft und sanken dann exakt an die Stelle zurück, von der aus sie gestartet waren.
    Sie deponierten den Toten hinter einigen höheren Anhäufungen von roten Scheiben auf dem Bauch. So lag er stabiler; die schwere Waffe, die er auf dem Rücken trug, störte seine Balance nicht.
    „Warum hat er nicht geschossen?", sinnierte Rhodan diesmal laut.
    „Vielleicht, weil er nicht wusste, was er sah. Wenn wir für ihn nur vage Umrisse sind, eine leichte Ungenauigkeit im Raum, konnte er nicht wissen, ob wir nur eine Halluzination waren oder real. Hätte er auf ein Trugbild gefeuert, hätte er Schaden angerichtet."
    Rhodan versuchte, die Leiche mit einigen Scheiben abzudecken, aber alle, die er auf die Leiche legte, erhoben sich wieder und kehrten an ihren Platz zurück.
    „Wäre was für deine Wohnung", meinte Mondra. „Nie mehr aufräumen müssen."
    Obwohl sie es nicht sehen konnte, lächelte Rhodan säuerlich und sagte: „Weiter."
     
    *
     
    Wenige Minuten später mündete ihr Gang in den zentralen Korridor, der zu den Gemächern der Laosoorkönige führte. Der zentrale Korridor hatte selbst schon etwas Majestätisches. Die beiden Flügeltore waren mit Symbolen geschmückt. Rhodan zoomte sie über
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