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2406 - Die Kristall-Annalen

Titel: 2406 - Die Kristall-Annalen
Autoren: Unbekannt
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der Gang in einen geräumigen, erstaunlich hohen Korridor von bogenförmigem Schnitt und steiler Schräglage. Rhodan richtete sich auf und leuchtete den Korridor aus. Der Boden senkte sich in die eine Richtung und stieg in die andere.
    „Was ist da?", fragte Mondra hinter ihm.
    Rhodan sagte: „Ich denke, das muss eine Art Wartungsgang für einen Antigravschacht sein. Der Gang schraubt sich in einer Spirale um den Schacht in der Mitte."
    „Kommen wir in den Schacht?"
    Rhodan warf einen Blick auf sein Armband. „Projektion!", befahl er. Der Pikosyn zeigte das gespeicherte Hologramm des Lageplans des Kastells.
    „Wartungsschacht nicht verzeichnet", meldete der Rechner.
    „Wir laufen nach unten", entschied Rhodan.
    Der Pikosyn berechnete, dass sie 50 Meter hinab gelangt waren, als sie zwei gegenüberliegende Türen in den Wänden entdeckten. Die eine führte wahrscheinlich in den Antigravschacht, die andere nach außen.
    Perry und Mondra nickten einander zu, dann betätigte er die Sensortaste der Tür, die sich in Hüfthöhe befand.
    Die niedrige, für Laosoor konstruierte Tür zischte leise zur Seite. Die beiden bückten sich und krochen hinaus.
    Der Gang war leer. „Deflektorschirm?", fragte Mondra.
    Perry Rhodan lauschte. Es war still; das tiefe Brummen der Maschinen klang wieder entfernter. „Wir versuchen es so", entschied er.
    Ihre Stiefel schluckten den Schall, sie liefen lautlos. Sie kamen an mehreren verschlossenen Türen vorbei, ließen sich die laosoorschen Aufschriften übersetzen, liefen weiter.
    Einige Male passierten sie einen Laosoor oder eine Gruppe von ihnen. Ab und an begegnete ihnen eine bewaffnete Patrouille, aber die Laosoor fühlten sich offenkundig sicher. So sicher, dass ihren Patrouillen etwas bloß Rituelles anhaftete, sie mehr wie eine Parade als ein ernst gemeinter Wachgang wirkten.
    Möglich, dass die beiden Terraner sich von der laosoorischen Sorglosigkeit einlullen ließen.
    Es geschah, kurz nachdem Mondra wieder die Führung übernommen hatte. Der Schlag traf Rhodan an der Schulter. Er taumelte Richtung Wand, riss den Arm hoch und fing so den Sturz ab, rollte sich an der Wand ab, kam wieder auf die Beine und warf sich herum. Der nächste Schlag traf ihn an die Brust, schleuderte ihn einige Schritte zurück.
    Es war ein Morgoth’Daer. Der Kolonnen-Soldat setzte ihm nach und holte mit der Linken aus. Seine Kralle riss den Verbundstoff des Anzugs auf und fuhr tief ins Fleisch.
    Das Textil hing in Fetzen; Haut wurde sichtbar. Rhodan blutete, hatte aber die Orientierung zurückgewonnen.
    Der nächste Schlag ging ins Leere, weil er sich nach hinten fallen ließ. Dabei fing er seinen Fall mit den Armen ab und trat zugleich mit dem rechten Bein nach oben. Er traf den voranspringenden Morgoth’Daer von unten am Kiefer. Der Kopf des schlangengesichtigen Soldaten schlug zurück.
    Mondra stand hinter ihm bereit, hatte beide Hände zu einer einzigen Faust verschränkt und erwischte den Schädel mit ganzer Wucht.
    Der Morgoth’Daer gab ein sonderbar leises, knarrendes Geräusch von sich. Er sank in die Knie. Rhodan überlegte einige Möglichkeiten, wie er den Fremden am Schreien oder am Absenden eines Notsignals hindern könnte – vorausgesetzt, der hatte es nicht längst Alarm geschlagen.
    Warum hat er nicht geschossen?, fragte sich Rhodan. Das klobige Strahlengewehr des Soldaten hing in einem Holster auf dem Rücken; der Lauf überragte die Schulter.
    Aber der Blick des schlangengesichtigen Wesens verschleierte sich immer mehr. Dann sackte der Soldat wie in Zeitlupe zusammen. Der Kopf sank immer weiter nach vorn und berührte endlich den Boden; die Arme hingen ausgestreckt und hielten den Leib in einer stabilen Position. Es sah aus, als ob der Morgoth’Daer in Selbstversenkung läge, meditierte.
    Dabei war er tot, es ließ sich kein Lebenszeichen mehr anmessen.
    „War keine Absicht", sagte Mondra leise. „Was machen die hier nur? Was macht ein Morgoth’Daer im Mark-Kastell? Frei, unbewacht, mit schweren Waffen?"
    Die Frage war rhetorischer Natur.
    Beiden war längst klar, dass die LAOMARK von der Kolonne dieser Epoche benutzt – oder besser: missbraucht? – wurde. Die einzige offene Frage war, bis zu welchem Grad die Laosoor und ihre politische Führungselite von diesem Status wussten. Kollaborierten die Diebe oder lediglich ihre beiden Könige mit den Truppen der Kolonne?
    Hatte die Pressor-Garde Druckmittel in der Hand?
    Oder ging es schlicht um Geld, waren die Laosoorkönige
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