Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

2406 - Die Kristall-Annalen

Titel: 2406 - Die Kristall-Annalen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
sie sind wie Gift füreinander."
    „Lässt sich kein Schmerzmittel generieren, das uns beide sediert?", fragte Atimoss weiter.
    „Nein. Es scheint so, als ob ..."
    Was Phophom weiter vortrug, begriff Ekatus nicht mehr. Er erlitt einen Desorientierungsanfall, verlor sich im Anblick des zartrosafarbenen Himmels und des schwarzen Sternenherzens darin. Irgendwann war ihm, als sähe er eine Bunro-Sonde den Himmel zerschneiden wie ein Skalpell. Ermattet schlief er ein.
     
    *
     
    Mit der Zeit lernte der Dual, die Schmerzen zu ertragen, jedenfalls dann, wenn sie sich für eine Weile abschwächten. Ekatus litt unter seiner neuen Zustandsform mehr als Atimoss.
    Physisch mochte ihrer beider Leid identisch sein. Während Atimoss aber bei klarem Verstand blieb und die Operation als Person überstanden hatte, beklagte Ekatus den Verlust seiner Vergangenheit, seines Gedächtnisses, seiner selbst. Ihm waren nur Fetzen geblieben, Splitter einer Erinnerung an seine Zeit in der Negasphäre, eine Zeit, die ihm, je länger sie zurückfiel, desto paradiesischer erschien.
    Er hing seinen Gedankentrümmern nach, konnte sich dabei auf nichts konzentrieren, verlor jede Eigeninitiative, oft sogar die Orientierung in Raum und Zeit. So verdämmerte er seine Tage auf der Dienstburg TCHOMUC.
    Atimoss Fry dagegen lebte auf, wurde zum führenden Intellekt des Duals.
    Er erzählte von seiner Vergangenheit.
    „Lass das", beschied ihn Ekatus einige Male, „Lebensgeschichten langweilen mich."
    Aber Atimoss fuhr fort, mit einem gewissen Triumph. Er berichtete von der Phase kurz nach seiner Produktion – er war ein Klon, das Erzeugnis einer hrybanischen Gen-Schmiede – und davon, wie er seine Paragabe zu beherrschen gelernt hatte, die Zerotrance.
    Anschließend war er als Zwangsbeamter in den Dienst der Ordnungsmächte des Multiversums gepresst worden. Wie? „Ich hatte mir im Laufe der Jahre einige Schwächen zugelegt, Schatz, die bewirkten, dass ich das Angebot der Kosmokraten nicht abschlagen konnte!" Offenkundig belustigte ihn die Erinnerung an diese Schwächen.
    Der Höhepunkt seines Lebens im Dienst der Kosmokraten schien sein Einsatz bei der Aktion WARDECC gewesen zu sein, aber auch hierzu teilte er keinerlei Einzelheiten mit. Selbst in den Phasen, in denen den beiden die Verschmelzung ihrer Bewusstseine zum Singulären Intellekt gelang, verkapselte Atimoss die Erinnerung an diese Abschnitte seines Lebens und hielt sie vor Ekatus geheim.
    Vielleicht, dachte Ekatus dann, sogar vor sich selbst.
    Immerhin war es ihm irgendwann gelungen, die Seiten zu wechseln: „Ich wurde ausgelöst, frage mich nicht, um welchen Preis! Seitdem bin ich in den Einflussgebieten der Kosmokraten kein sehr gern gesehener Gast mehr."
    Ekatus züngelte und schmeckte den Hass aus den Worten seines Dual-Partners oder vielleicht auch nur aus den Hormonen, die Atimoss bei solchen Gedanken ausstieß und über seinen Schuppenpanzer verwirbelte.
    „Schließlich bot mir ein Terminaler Herold eine Beförderung an." Im Singulären Intellekt hatte Ekatus diesen Herold gesehen, wie er sich dem Gedächtnis Atimoss’ eingeprägt hatte: ein riesenhafter Schemen mit Flügeln aus Eis, fremdartig und fremd in dieser Welt. „Und wer bin ich, solche Einladungen auszuschlagen? Ich bin zu der Skapalm-Bark geflogen, um mein Schicksal aufs Innigste mit deinem zu verknüpfen, mein Schatz."
    Der Schmerz kam, türmte sich auf und schlug über ihnen beiden zusammen. Ekatus Atimoss schrie.
     
    *
     
    Phophoms Interesse an seinem Fall ließ nicht nach. „Nichts funktioniert", klagte er, „keine Zerotrance bei dem einen und beim anderen keinerlei Parapol-Aktivitäten. Es scheint, als hättet ihr beide eure Paragaben eingebüßt.
    Dabei weist der Psi-Potentiograph eindeutige Werte auf. Hohe Werte, hohe Psi-Werte, ein großes Potenzial – warum funktioniert ihr nicht?"
    Ekatus war ratlos. Seine eigene Paragabe war ihm nicht mehr vertraut.
    Immerhin glichen sich die Metabolismushemisphären in ihrem Biorhythmus allmählich an. Beide hatten reptiloide Vorfahren, wenn auch völlig verschiedener Art, und trugen Schuppenkleider, die miteinander verwuchsen und in synchronisierten Häutungsphasen abgeworfen wurden.
    Ihr Training fand in einem Psi-Simulator der Dienstburg statt, einem Prototyp, an dessen Konstruktion Phophom beteiligt gewesen war. Im Simulator gelang hin und wieder die Errichtung des Singulären Intellekts, in dem sich die beiden Partner als ein Wesen verstanden, ihren künstlich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher