Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

2406 - Die Kristall-Annalen

Titel: 2406 - Die Kristall-Annalen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
ein erstes Mal in einen Einsatz geschickt und bestand ihn zur Zufriedenheit. Ekatus Atimoss verließ das Rehabilitationszentrum und bezog eine Villa hoch über der Technolandschaft der Burg.
    Weitere Einsätze folgten. Der Dual machte es sich zur Angewohnheit, aus jedem Einsatz ein kleines Andenken mitzubringen. Nicht nur als Trophäe, sondern auch, weil es dem Ekatus-Part leichter fiel, sich zu erinnern, wenn sein Gedächtnis an wirklich vorhandene Gegenstände anknüpfen konnte.
    Phophom lobte Ekatus Atimoss im Namen seines Dienstherrn, den Stolz in seiner Stimme vermochte er nicht ganz zu unterdrücken. Schließlich war der Dual, selbst als das defekte Wesen, das er nun einmal war, sein Geschöpf.
    Viele Jahre später wechselte der Himmel. Anstelle des Rosarots zeigte er ein abgrundtiefes Schwarz. Die Dienstburg TCHOMUC hatte sich in ein anderes Universum versetzt. Es dauerte nahezu ein Jahr, bis der Dual den Strangenes-Schock verwunden hatte.
    Phophom besuchte den Dual in seiner Villa. Die Exoprothesen schleppten ihn, nur in den künstlichen Linsen, die lange schon seine Augen ersetzt hatten, glomm noch etwas von seiner alten Tatkraft.
    Wie hinfällig er geworden ist, dachte Ekatus, während ich Krüppel gegen jedes Altern gefeit scheine. Ich werde ewig unter der Herrschaft der Schmerzen stehen.
    „Zeit, Abschied zu nehmen", sagte der alte Anatom mithilfe seines Sprechautomaten, dessen fransige Ränder mit den Resten des ursprünglichen Mundes verwachsen waren.
    „Du verlässt die Dienstburg?"
    Der Sprechautomat imitierte ein Lachen. „Nein. Ich werde hier sterben.
    Aber du wirst mich verlassen. Du hast Besuch, mein Sohn."
    Schlagartig wurde es eiskalt im Raum. Langsam, wie in einer Zeitlupe schlug eine geisterhafte Erscheinung ihre Flügel.
    „Ekatus Atimoss", hauchte der Schemen. Es war, als wäre die Kreatur hier und doch nicht hier, anwesend abwesend. Ein Turm, der zugleich ein Brunnen war. Ein Brunnen, turmhoch gefüllt mit flüssigem Leid.
    „Ich höre dich, Herold", gab der Dual zurück, überflüssigerweise, denn ihm schien, als müsste jedes Wesen in diesem schwarzen Universum die Stimme gehört haben, aus der eine namenlose Fremdheit sprach und eine namenlose Qual.
    „Ich möchte dich", setzte der Terminale Herold fort, „für eine Mitarbeit in der Kolonne TRAITOR gewinnen. Wir projektieren, in der Galaxis Tare-Scharm eine Negasphäre einzurichten."
    Ekatus schrie auf, schrie alle seine Schmerzen nieder. Eine Negasphäre!
    Eine Negasphäre in Reichweite! Wenn es auch nicht seine erste Heimat war, nicht seine ehemalige Domäne – es war eine Negasphäre!
    „Wir wissen um dein Leid, Odone Ekatus Ajastoreus, und dass es dich nach Heimkunft verlangt in eine Negasphäre."
    „Ja", krächzte der odonische Teil des Duals.
    „Die Proto-Negasphäre wird gefährdet. Die Antagonisten meiner Auftraggeber bekämpfen sie und alle, die an ihrer Etablierung arbeiten."
    Ekatus war fassungslos. Wie kann jemand die Einrichtung einer Negasphäre bei vollem Bewusstsein verhindern wollen? Welche Perversionen ...
    Der Herold unterbrach Ekatus’ Gedankengang und hauchte: „An jenem Tag, da der Chaotarch Xrayn die Negasphäre von Tare-Scharm in Besitz nehmen kann, wirst du, wenn du an ihrer Einrichtung Anteil erwirbst, in diese Negasphäre eingehen. Das ist unser Angebot. Ist dir dieser Lohn recht?"
    Der Odone hätte vor Euphorie beinahe gejauchzt. Sollten die Schmerzen endlich irgendwann ein Ende nehmen?
    Visionen eines neuen Firmamentsegels tauchten auf, Visionen einer Existenz, die unberührbar war für alle Bunro-Sonden, heil und abermals heil ... und da fragte der Herold, ob ihm der Lohn recht wäre?
    „Ja", konnte er gerade noch sagen, bevor er den Triumph aus sich herausschluchzte. „Ja."
    Phophom zitterte vor Erleichterung so, dass sein Exoskelett laut knackte. Geglückt. Am Ende also doch noch geglückt!
     
    *
     
    Ekatus Atimoss wechselte zusammen mit dem Herold auf einen Traitank. Kurz darauf zog sich die Dienstburg TCHOMUC zurück in das lachsfarbene Universum.
    Der Dual Ekatus Atimoss wurde vom Herold als Herr der Pressor-Garde Chada Saryeh eingesetzt. Mit diesem mobilen Einsatztrupp aus wenigen hundert Traitanks sollte er tief in den Linien des Feindes operieren.
    Der Dual erfuhr nicht sofort, wie viele Pressor-Garden neben der eigenen im Umfeld von Tare-Scharm im Einsatz waren und welche taktisch definierten Ziele sie verfolgten, geschweige denn wurde ihm die Strategie der Kolonne
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher