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2405 - Pakt gegen das Chaos

Titel: 2405 - Pakt gegen das Chaos
Autoren: Unbekannt
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versuchte, die Blicke des Hofstaats und der Wachen zu ignorieren. Sie hatten ihn nicht zu interessieren. Er wusste, weshalb er hier war, und durfte sich nicht verrückt machen lassen. Sein Interesse galt allein den Königen, und vielleicht ...
    Er wollte nicht daran denken, sich nicht selbst verrückt machen.
    Vor der Königsbühne, dem dreißig Meter breiten Halbkreisbalkon an einer zwölf Meter durchmessenden Säule, blieb er stehen. Die Bühne hatte sich an der Säule bis fast ganz auf den Grund heruntergefahren, eine gleißende Pracht mit edelsten Beschlagarbeiten aus nachtblauem Derwan-Metall und vielfarbigen Hyperkristallen, die derzeit mit einer kräftigen Spur Gold vermischt waren.
    Selbst die raffinierteste Beleuchtung konnte den Schimmer des neuen Himmels nicht bannen, der alles zu durchdringen schien, selbst die beiden Könige.
    Arapanoag XVII. und Hawamoja LV. erwarteten ihn, schweigend und ihm viel zu ruhig. Er war innerlich aufgewühlt.
    Wie konnten sie so still dasitzen, in ihren Prunk eingehüllt, und ihm das Gefühl geben, klein und niedrig zu sein?
    Pothawk gab sich selbst einen Tritt.
    Nur er bestimmte, wie wichtig oder unwichtig er war. Und er hatte, verdammt noch mal, jedes Recht dazu. Er musste sich nicht einschüchtern lassen, nicht von ihnen.
    Arapanoag der Siebzehnte ... Ein ungewöhnlich kleiner und schmächtiger Mann mit viel zu kurzen Reißzähnen, irgendwie zu blassen, hellgelben Augen und überhaupt einem nicht gerade berauschenden äußerlichen Erscheinungsbild. Pothawk sah ihn nicht zum ersten Mal, dennoch kam es ihm so vor. Er fragte sich, wie er je vor diesem Laosoor Respekt hatte haben können, trotz seines zur Schau getragenen Glanzes, der kostbaren Kleidung und der imponierenden Teleporterreichweite, die man ihm nachsagte.
    Der faustgroße Robotsekretär, der den 76 Jahre alten König permanent umschwirrte, kam ihm auf einmal vor wie eine Prothese; eine Krücke, die seine gemurmelten Worte an den Stab der Könige weiterzuleiten hatte.
    Und Hawamoja der Fünfundfünfzigste ... Er machte einen noch schwächeren Eindruck. Mit seinen ehrwürdigen 113 Jahren wirkte er dürr und hinfällig. Seine Augen waren beinahe farblos und tränten ständig, die Reißzähne waren durch sechs Zentimeter lange Keramikimplantate ersetzt. Die Fellhaut im Bereich des Kopfes war silbrig grau gefärbt, und auch an den Flanken zeigten sich silbrige Flecken und Streifen.
    Mehr noch: Hawamojas Gliedmaßen waren durch Schienen verstärkt, wohl um Brüche zu vermeiden. Er trug, wie Arapanoag, einen Vofaud, allerdings nicht hellblau, sondern tiefviolett. Wenn er sprach, kamen ihm die Worte zwar brüchig und schwach, aber doch milde und freundlich über die Lefzen. Dennoch machte er nie den Eindruck, als wäre er bei der Sache und Herr seiner Worte. Er wirkte ganz einfach senil und hatte keine besonderen Gaben. Pothawk hatte nie verstanden, welche Funktion dieser alte Mann eigentlich neben Arapanoag hatte.
    Nur auf diesen kam es an, wenn er zu „den Königen" sprach. Mit ihm würde sich der Dieb auseinanderzusetzen haben. Womöglich aber nicht einmal das.
    Wenn es stimmte, was er mittlerweile fast als sicher annahm, war Arapanoag nicht mehr als eine Marionette.
    Wenn es so war, würde er genau das herausfinden.
    Das dachte der Commander, als er vor der Bühne stand und darauf wartete, dass ihn einer der beiden Herrscher zum Reden aufforderte. Als er ihre prüfenden Blicke auf sich spürte. Doch nicht sie prüften ihn. Nicht sie würden die Fragen stellen.
    Er sah es aus den Augenwinkeln heraus.
    Von der Rampe, die vom Thronsaal abwärts zum verbotenen Nebentrakt führte, dem sogenannten Königsflügel, drang plötzlich ein blaues Leuchten, hell und kalt selbst im allgegenwärtigen goldenen Licht. Es war da, stach in den Saal, näherte sich und ließ ihn schaudern.
    Es kam näher, wurde stärker und beklemmender, fraß sich in die Luft, in den Saal, wollte ihm den Atem nehmen ...
    Commander Pothawk drehte leicht den Kopf, sodass er die beiden Könige gerade eben sehen konnte, wie sie warteten, irgendwie gelähmt und auf keinen Fall glücklich ...
    ... aber die Gestalt, die sich aus dem kaltblauen Leuchten schälte ...
     
    *
     
    Er hatte diese Gestalt bereits einmal gesehen, diesen „Trageroboter". Er zwang sich zur Ruhe, als das Ding näher kam. Er hatte so etwas erwarten müssen. Er hatte es sogar herbeigehofft.
    Nun schien endlich Licht in das Dunkel zu kommen. Und dann hatte er bereits einen Teil dessen
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