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240 - Zeitsplitter

240 - Zeitsplitter

Titel: 240 - Zeitsplitter
Autoren: Manfred Weinland
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einer Eiswüste, dachte Matt, dessen Blick über die tunnelartige Umgebung wanderte. Woher können die Samen oder Keime für das Grünzeug stammen?
    Hier drinnen schien es nur den für hydritische Bauten typischen bionetischen Baustoff zu geben. Der gewölbte, fast kreisrunde Korridor hatte einen Durchmesser von etwa drei Metern. Die Maserung der Tunnelinnenwand mutete wie ein Geflecht aus Adern, Muskel- und Nervensträngen an, die mal mehr, mal weniger ausgeprägt hervortraten. Ein wenig vermittelte es den Eindruck, als befänden sie sich in den Eingeweiden eines riesigen Organismus.
    »Worauf warten Sie, Drax?« Crow wedelte mit seiner Waffe und schielte an Matt vorbei zum Ende des etwa zwölf Schritte langen Ganges. »Schlagen Sie keine Wurzeln. Vorwärts!«
    Der General wirkte nervös. Wahrscheinlich die Vorfreude, dachte Matt bitter. Der Gedanke, dass eine Waffe wie der Flächenräumer tatsächlich in die Hand dieses Mannes fallen könnte, machte ihm Angst.
    Aber das war nicht die einzige Sorge: Was geschah in diesen Minuten mit Aruula und Chacho auf der anderen Seite des Tores? Er konnte nur hoffen, dass Crow allein gekommen war, dann sollte es kein Problem für die beiden sein, mit Chachos Schlitten zu entkommen.
    »Sparen Sie sich den Befehlston, Crow«, erwiderte Matt mit fester Stimme. »Wir wissen beide, dass Sie mich brauchen. Ohne mich und meine Sprachkenntnisse sind Sie hier unten aufgeschmissen.«
    »Sie sind ein Klugscheißer, Drax. Kein Charakterzug, den ich sonderlich schätze.«
    »Wo wir gerade von Charakter sprechen…«
    Crow machte eine brüske Bewegung mit dem Driller, um Matt zum Schweigen zu bringen. »Reizen Sie mich nicht, Drax! Wir mögen einander nicht, und dafür gibt es gute Gründe. Aber ich bin bereit, meine Aversionen für eine gewisse Zeit… sagen wir… hinten anzustellen. Dasselbe sollten Sie zu Ihrem eigenen Besten auch tun. Und einsehen, dass ich momentan die klar besseren Argumente habe…« Er schwenkte leicht den Driller, ohne Matt aus dem Visier zu nehmen.
    Der Ort, an dem sie sich befanden, war von diffuser Helligkeit erfüllt. Sie strömte aus dem Deckenbereich, wo das bionetische Material winzige Leuchtpünktchen enthielt, deren Summe ein beklemmendes Zwielicht erschuf.
    »Sie wissen, was wir suchen«, fuhr Arthur Crow fort. »Irgendwo hier ist eine Waffe namens ›Flächenräumer‹ verborgen. Wir werden nicht eher ruhen, bis wir sie gefunden haben. Zeigen Sie sich kooperativ, werde ich Sie verschonen, darauf gebe ich Ihnen mein Wort als General.«
    Matt verzichtete darauf, Crow zu sagen, wohin er sich sein Ehrenwort stecken könne. Die nächsten Stunden oder sogar Tage würden schwer genug werden. Er hatte keine Ahnung, was sie hier in dieser antiken Anlage erwartete. Die Hydriten, die er kannte, waren friedfertige Gesellen, die ein Leben in Harmonie anstrebten… nun ja, sah man von den berühmten Ausnahmen von der Regel ab, wie dem Gilam’esh-Geheimbund oder den Mar’os-Jüngern.
    Was allerdings die alten Hydriten betraf… Früher hatte diese nautische Rasse blutige Kriege ausgetragen, auf deren Höhepunkt auch der Flächenräumer entstanden war. Dementsprechend war Matthew auf böse Überraschungen gefasst. Ein Spaziergang würde die Erkundung der Anlage gewiss nicht werden.
    »Also vorwärts!«, forderte Crow ihn auf, als sie am Ende des kurzen Schleusenganges auf einen größeren Tunnel stießen. »Da entlang!« Er zeigte in eine von zwei möglichen Richtungen. Nach links.
    Matt zögerte kurz. Er warf einen letzten Blick hin zu dem Schott, hinter dem er Aruula wusste, setzte sich dann aber in Bewegung. Crow folgte ihm im Abstand von fünf Schritten.
    Schon nach wenigen Metern zuckte Matt zusammen. In einem Reflex schlug er sich mit der flachen rechten Hand gegen die linke Halsseite. »Autsch!«
    Crow blieb abrupt stehen und hob die Waffe. »Keine Tricks! Was ist los?«
    Matt blieb stehen und drehte sich langsam zum General um. Die Hand lag immer noch an seinem Hals, aber jetzt löste er sie und hielt Crow die offene Innenfläche hin – sodass auch er sehen konnte, was daran haftete. Blut und… Crow trat zwei Schritte näher. »Eine Stechmücke?«
    »Ein Moskito.« Matt nickte.
    »Am Südpol?«
    Matt hob die Schultern. »Offensichtlich. Ich kann’s mir auch nicht erklären.«
    Crow vollführte wieder seine Lieblingsbewegung: Er wedelte mit dem Driller. »Und wenn schon«, sagte er. »Mücken interessieren mich nicht. Sie werden schon nicht daran
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