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240 - Zeitsplitter

240 - Zeitsplitter

Titel: 240 - Zeitsplitter
Autoren: Manfred Weinland
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Kraterrand zurückgelegt. Und wie von den unsichtbaren Fäden eines Puppenspielers gezogen, ging Parker weiter.
    Das pulsierende Licht über dem gut drei-, vierhundert Fuß durchmessenden Trichter im Eis berührte nun auch Parker, und er glaubte diese Berührung regelrecht zu spüren; als fasste ihn jemand an, um ihn zu führen.
    Verrückt, dachte er, verblüfft, aber fast ohne Angst, sondern vielmehr fasziniert.
    Vielleicht, weil er zumindest insgeheim fürchtete, nichts mehr zu verlieren zu haben. Wenn seine Leute ihn nicht fanden, war er dem Tod geweiht. Bedeutete es da nicht eine Gnade, kurz vor dem Ende noch etwas Neues entdecken und erleben zu dürfen?
    Noch vier, fünf Schritte trennten ihn von der Kante des Kraters.
    Was war dort unten? Was hatte diesen Trichter in den Boden geschmolzen? Wovon ging die Hitze aus, die nötig war, um eine solche Menge von Eis und Schnee binnen so kurzer Zeit zu verdampfen? Und warum habe ich diese Hitze nicht gespürt?, fragte Parker sich. Die Wärmeentwicklung musste enorm gewesen sein.
    Der letzte Schritt. Jefferson Parker erreichte den Rand des Loches im Boden und blieb stehen. Nicht nur, weil es nicht weiterging; nicht nur, weil die merkwürdige Anziehungskraft, die ihn hergelockt hatte, ihn auf einmal losließ – sondern in erster Linie, weil Parker vor Überraschung abermals erstarrte, und diesmal so vollständig, dass selbst sein Herz nicht mehr zu schlagen schien und seine Lider sich dem Reflex, sich zu schließen, widersetzten.
    Aus schmerzenden Augen blickte er in den Krater hinunter. Er konnte kaum glauben, was er da sah.
    Es gibt sie also doch…, hauchte es hinter seiner Stirn wie Atem, der an einem kalten Fenster zur Eisblume gefriert.
    Urplötzlich geriet alles wieder in Bewegung, und Parker schrie auf – als der Kraterrand unter seinen Stiefeln wegbrach!
    Das Gebilde, ohnehin schon riesengroß, schien noch zu wachsen, als Jefferson Parker in die Tiefe des Kraters rutschte.
    Außerirdische!, durchfuhr es ihn, eisiger noch als die Luft um ihn herum.
    Bis jetzt hatte Parker nie bewusst darüber nachgedacht, ob er an die Existenz außerirdischer Intelligenzen glauben sollte. Jetzt war er, schlagartig, sogar überzeugt davon!
    Denn das, worauf er da wie auf einer gigantischen Rutschbahn zu glitt, konnte nichts anderes sein als das Werk fremder Wesen. Es war nicht von Menschenhand erschaffen, das spürte Parker auf nicht erklärbare Weise. Es musste einst hier gelandet sein, vielleicht abgestürzt in einem Sturm wie jenem, der ihm und Huxley zum Verhängnis geworden war, und dann begraben worden unter Tonnen von Eis.
    (Die erste »offizielle« UFO-Sichtung machte der Pilot Kenneth Arnold über dem US Bundesstaat Washington am 24. Juni 1947. Er beschrieb das Objekt als »Flying Saucer« – fliegende Untertasse. Den Begriff »UFO« für »Unidentified Flying Object« prägte die UFO-Untersuchungskommission (1947-1969) des Geheimdienstes der US-Luftwaffe.)
    Dieses Ding lag wie ein in den Schnee gefallener Silberdollar am Grund des Kraters – so, wie ein Silberdollar aus der Warte einer Ameise ausgesehen hätte! Es war kreisrund und – von Parkers Standort aus gut erkennbar – leicht nach oben gewölbt.
    Der Durchmesser des diskusartigen Objekts mochte an die dreihundert Fuß betragen – auch wenn es Parker in diesem Augenblick sogar noch viel größer vorkam. Es war aus einem stumpfen, fast organisch wirkenden Material gefertigt.
    Und falls es so hart war wie Metall, würde Parker sich in drei oder vier Sekunden sämtliche Knochen brechen. Zwar ruderte er mit den Armen und spreizte die Beine, um seine Schussfahrt über die Eisflanke des Trichters wenigstens zu verlangsamen, aber keine seiner Bemühungen fruchtete.
    Nun konnte er die Wärme spüren, die von dem Ding ausging wie ein steter Atemhauch. Nur Wärme, keine Hitze. Sie fühlte sich angenehm an.
    Und da war noch etwas anderes… etwas wie ein vibrierender Laut; bessere Worte dafür fand Parker nicht.
    Jetzt!
    Jetzt musste er auf die fast rindenartige Haut des Riesentellers prallen…
    Aber er fiel weiter.
    Bis er ganz weich landete, nur wenige Zoll über warmem Boden.
    ***
    Über Jefferson Parker schloss sich die Luke in der Decke, die sich eben noch unter ihm und völlig unvermittelt auf getan hatte. Die komplizierten, ineinander greifenden Bewegungen – am ehestennoch an die einer Irisblende mit kantigen und bizarr geformten Lamellen erinnernd – erfolgten nun in umgekehrter Reihenfolge, dann war auch
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